O, mein Gott,
nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir.
O, mein Gott,
gib alles mir, was mich fördert zu Dir.
O, mein Gott,
nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir
Amen.
NIKOLAUS VON DER FLÜE
O, mein Gott,
nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir.
O, mein Gott,
gib alles mir, was mich fördert zu Dir.
O, mein Gott,
nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir
Amen.
NIKOLAUS VON DER FLÜE
DER ENGEL IN DIR
Der Engel in dir
freut sich über dein
Licht
weint über deine Finsternis
Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte
Gedichte Liebkosungen
Er bewacht
deinen Weg
Lenk deinen Schritt
engelwärts
ROSE AUSLÄNDER
FRIEDRICH HÖLDERLIN
SCHICKSALHAFTES GEBET
Der große japanische General Nobunaga beschloss anzugreifen, obgleich seine Männer nur im Verhältnis eins zu zehn denen des Feindes gegenüberstanden. Er war von seinem Sieg überzeugt, aber seine Soldaten waren voller Zweifel. Auf dem Weg in die Schlacht hielten sie an einem Shinto-Schrein. Nachdem Nobunaga dort gebetet hatte, kam er heraus und sagte: „Ich werde nun eine Münze werfen. Wenn es Kopf ist, werden wir gewinnen, wenn Zahl, verlieren wir. Das Schicksal wird sich uns zu erkennen geben."
Er warf die Münze. Es war Kopf. Die Soldaten waren so kampfbesessen, dass sie die Schlacht mit Leichtigkeit gewannen.
Am nächsten Tag sagte ein Adjutant zu Nobunaga: „Niemand kann den Weg des Schicksals ändern."
„Ganz richtig", erwiderte Nobunaga und zeigte ihm eine gefälschte Münze, die auf beiden Seiten einen Kopf trug.
Macht des Gebetes? Macht des Schicksals?
Oder die Macht eines Glaubens, der überzeugt ist, irgendetwas werde passieren?
Anthony de Mello
Worauf sollen wir hören, sag uns worauf?
So viele Geräusche, welches ist wichtig?
So viele Beweise, welcher ist richtig?
So viele Reden, ein Wort ist wahr.
Wohin sollen wir gehen, sag uns wohin?
So viele Termine, welcher ist wichtig?
So viele Parolen, welche ist richtig?
So viele Straßen, ein Weg ist wahr.
Wofür sollen wir leben, sag uns wofür?
So viele Gedanken, welcher ist wichtig?
So viele Programme, welches ist richtig?
So viele Fragen, die Liebe zählt.
LOTHAR ZENETTI
Wenn deine Wünsche nicht erfüllt werden, macht dich das nicht unglücklich.
Wenn du dich vor niemandem mehr verteidigen musst,
fühlst du dich auch nicht mehr dazu gezwungen, dich zu entschuldigen.
Noch nicht einmal, dich zu erklären.
Du musst niemand mehr beeindrucken.
Du belastest dich nicht damit, was andere sagen oder denken.
Es macht dir nichts aus, es trifft dich nicht.
Dann wird die Liebe beginnen. Aber erst dann.
Anthony de Mello
PETER BICHSEL
Ich bin das Gefäß.
Gottes ist das Getränk.
Und Gott der Dürstende.
Vor dir in Demut,
mit dir in Treue,
in dir in Stille.
Heraus aus mir selbst, dem Hindernis,
hinaus zu mır selbst, der Erfüllung.
In dem Einen bist du niemals einsam,
in dem Einen bist du allezeit zu Hause.
DAG HAMMARSKJÖLD
da du alles schon weißt,
mag ich nicht beten -
tief atme ich ein
lang atme ich aus
und siehe:
du lächelst
LOTHAR ZENETTI
Kyrios, Christus, Allherrscher Gott,
Eunate - Kirche |
aus dem Stundenbuch
Mach mich zum Wächter deiner Weiten,
mach mich zum Horchenden am Stein,
gib mir die Augen auszubreiten
auf deiner Meere Einsamsein;
laß mich der Flüsse Gang begleiten
aus dem Geschrei zu beiden Seiten
weit in den Klang der Nacht hinein.
Schick mich in deine leeren Länder,
durch die die weiten Winde gehn,
wo große Klöster wie Gewänder
um ungelebte Leben stehn.
Dort will ich mich zu Pilgern halten,
von ihren Stimmen und Gestalten
durch keinen Trug mehr abgetrennt
und hinter einem blinden Alten
des Weges gehen, den keiner kennt.
-
Rainer Maria Rilke -
Guy de Larigaudie
Ich hasse von Herzen die großen Sorgen,
von denen du, wie du schreibst, verzehrt wirst.
Daß sie dein Herz beherrschen,
daran ist nicht die Größe der Gefahr,
sondern die Größe unseres Unglaubens schuld.
Martin Luther an Melanchton
MADELEINE DELBREL
Mit welchem Namen soll ich dich an rufen?
Mit welchem Namen soll ich Dich anrufen,
der Du über allen Namen bist?
Du der „Über-alles«,
welchen Namen soll ich Dir geben?
Welcher Hymnus kann Dein Lob singen? Welches Wort von Dir sprechen?
Kein Geist kann in Dein Geheimnis eindringen, kein Verstand Dich verstehen.
Von Dir geht alles Sprechen aus, aber Du bist über alle Sprache,
von Dir stammt alles Denken, aber Du bist über alle Gedanken.
Alle Dinge rufen Dich aus, die stummen und die mit Sprache begabten.
Alle Dinge vereinen sich, Dich zu feiern, das Unbewußte und das, was bewußt
ist.
Du bist das Ende aller Sehnsüchte
und allen schweigenden Strebens.
Du bist das Ende allen Seufzens Deiner Schöpfung.
Alle, die Deine Welt zu deuten wissen,
vereinen sich, Dein Lob zu singen.
Du bist beides;
alles und nichts,
nicht ein Teil, auch nicht das Ganze.
Alle Namen werden Dir gegeben
und doch kann keiner Dich fassen.
Wie soll ich Dich also nennen,
Du, der Du über alle Namen bist.
Gregor von Nyssa
aus dem Stundenbuch
Mach mich zum Wächter deiner Weiten,
mach mich zum Horchenden am Stein,
gib mir die Augen auszubreiten
auf deiner Meere Einsamsein;
laß mich der Flüsse Gang begleiten
aus dem Geschrei zu beiden Seiten
weit in den Klang der Nacht hinein.
Schick mich in deine leeren Länder,
durch die die weiten Winde gehn,
wo große Klöster wie Gewänder
um ungelebte Leben stehn.
Dort will ich mich zu Pilgern halten,
von ihren Stimmen und Gestalten
durch keinen Trug mehr abgetrennt
und hinter einem blinden Alten
des Weges gehen, den keiner kennt.
-
Rainer Maria Rilke -
Nur die Kreativität
des kindlich offenen Gemüts
dringt in die Schale des Nichtwissens,
die das Herz der Wahrheit
dem flegelhaften Blick
eines sich selbst
vergötzenden Intellekts
verhüllt.
Peter Horton
Einem sich ständig über andere beklagenden Schüler sagte der Meister:
„Wenn du wirklich Frieden haben willst,
versuche, dich selbst zu ändern, nicht die anderen.
Es ist einfacher, deine Füße mit Hausschuhen zu schützen,
als die ganze Erde mit Teppichen auszulegen."
Anthony de Mello
Tief in den Bergen
weıß man noch nichts vom Frühling.
An der Kieferntür langsam erst rinnen herab
Perlen tauenden Schnees.
PRINZESSIN SHIKISHI
Christen sehen nicht weiter als die anderen. Auch für sie liegt die Zukunft im Dunkeln.
Aber sie vertrauen auch in der Ungewißheit der Weiterfahrt,
dem, der sie führt und ans Ziel bringt.
NICHT MÜDE WERDEN
Nicht müde werden
sondern
dem Wunder leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.
HILDE DOMIN