Man muß wie Pilger wandeln,
frei bloß und wahrlich leer,
viel sammeln, halten, handeln,
macht unseren Gang nur schwer.
Wer will, der trag sich tot;
Wir reisen abgeschieden,
mit wenigem zufrieden;
wir brauchen’s nur zur Not.
Gerhard Tersteegen
Man muß wie Pilger wandeln,
frei bloß und wahrlich leer,
viel sammeln, halten, handeln,
macht unseren Gang nur schwer.
Wer will, der trag sich tot;
Wir reisen abgeschieden,
mit wenigem zufrieden;
wir brauchen’s nur zur Not.
Gerhard Tersteegen
Wald und freie Bergluft
haben mich zur Furchtlosigkeit erzogen,
zu gläubiger Lebensfreude,
zu dankbarem Staunen vor aller Schönheit,
zur Wissenschaft von der ewigen Wiederkehr
des Frühlings,
zum Glauben,
daß alle Torheit ein Umweg zur Klugheit ist,
aller Schmerz ein Weg zur Freude.
Ludwig Ganghofer
Wer vertraut …
Wer einen Weg geht, den er nie begangen,
der ihn hinweg führt aus gewohntem Raum,
wer sich ganz einlässt auf ein solches Unterfangen,
der vertraut.
Wer lange pilgert, wird sich manchmal fragen,
ob er ans Ziel kommt, und ist nie gewiß.
Wer vorwärts schreitet ohne Furcht und ohne Zagen,
der vertraut.
Balthasar
Nie am Ziel -
größere Aufgaben gleichen nur
einer höheren Klasse in jener Schule,
in der du dich einer Prüfung näherst,
die niemand kennen soll,
damit du darin ganz einsam bist.
Dag Hammarskjöld
DESIDERATA (7)
Lebe darum in Frieden mit Gott,
wie immer Du ihn jetzt für Dich begreifst,
in der verwirrenden Unruhe des Lebens,
halte Friede mit Deine Seele.
Trotz ihres Schein, der Plackerei und den zerbrochenen Träumen
ist diese Welt doch wunderschön.
Sei vorsichtig.
DESIDERATA (6)
Du hast ein Recht, hier zu sein.
DESIDERATA (5)
aber erschöpfe Dich nicht durch dunkle Vorahnungen.
Viel Ängste entstehen nur durch Erschöpfung und Verlassenheit.
DESIDERATA (4)
Sei D u s e l b s t !
DESIDERATA (3)
DESIDERATA (2)
„ Wir müssen warten, bis unsere Seele nachgekommen ist."
Gott,
ist eine
bequeme Formel
auf
dem Bücherbrett des Lebens.
Stets
zur Hand
uns,
doch
selten gebraucht.
Dag Hammarskjöld
Werden wir es wagen?
Werden wir je den Schritt wagen
in das, was wir nicht kennen,
ins Licht?
Mein Leben ist ein Weg.
Aber nicht jeder Weg führt zum Ziel.
Ich brauch Wegweiser,
damit ich mir Kraft erspare.
Denn sonst muß ich jeden Weg zu Ende gehen,
um zu erkennen, wohin er führt.
Der Wegweiser ist also energieschonend.
Und er schütz mich vor Irrwegen,
die nicht nur nicht ans Ziel führen,
sondern die gefährlich werden können.
DEM UNBEKANNTEN GOTT
Noch einmal, eh ich weiter ziehe
Und meine Blicke vorwärts sende,
Heb ich vereinsamt meine Hände
Zu dir empor, zu dem ich fliehe,
Dem ich in tiefster Herzenstiefe
Altäre feierlich geweiht,
Daß allezeit
Mich deine Stimme wieder riefe.
Darauf erglüht, tief eingeschrieben
Das Wort: dem unbekannten Gotte.
Sein bin ich, ob ich in der Frevler Rotte
Auch bis zur Stunde bin geblieben.
Sein bin ich - und ich fühl die Schlingen,
Die mich im Kampf darniederziehn
Und, mag ich fliehn,
Mich doch zu seinem Dienste zwingen.
Ich will dich kennen, Unbekannter,
Du tief in meine Seele Greifender
Mein Leben wie ein Sturm Durchschweifender
Du Unfaßbarer, mir Verwandter!
Ich will dich kennen, selbst dir dienen.
FRIEDRICH NIETZSCHE
Sonnengesang (2)
Sei gepriesen, mein Herr, durch unsere Schwester, das Wasser:
Nützlich ist es sehr, voll Demut, köstlich und keusch.
Sei gepriesen, mein Herr, durch unsern Bruder, das Feuer,
durch welchen du die Nächte erleuchtest.
Schön ist es, heiter, sehr stark und gewaltig.
Sei gepriesen, mein Herr, durch unsere Schwester, die Mutter Erde,
welche uns nährt und erhält
und viele Früchte gebiert und bunte Blumen und Kräuter.
Sei gepriesen, mein Herr, durch die, welche verzeihen aus Liebe zu dır,
die ausharren in Mühsal und Leid.
Selig die, welche dulden in Frieden,
denn du, Allerhöchster, wirst sie krönen.
Sei gepriesen, mein Herr, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod:
Keiner der Lebenden kann ihm entrinnen.
Weh denen, die sterben in tödlicher Sünde,
und selig die, welche ruhen in deinem heiligsten Willen,
denn der zeitliche Tod kann ihnen nicht schaden.
Preiset und lobet meinen Herrn und saget ihm Dank:
Und dienet ihm in großer Demut.
Franz von Assisi
SONNENGESANG (1)
Höchster, mächtiger, gütiger Herr,
dein ist der Preis, die Herrlichkeit, die Ehre und jeglicher Segen:
Dir allein gebühren sie,
und der Menschen keiner ist würdig, dich zu nennen.
Sei gepriesen, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
vornehmlich mit unserer Schwester, der Sonne:
Sie wirket den Tag und schenkt uns durch ihn das Licht.
Schön ist sie und strahlend in großem Glanze
und deines Wesens, Allerhöchster, ein Gleichnis.
Sei gepriesen, mein Herr, durch unseren Bruder,
den Mond, und die Sterne:
Du hast sie am Himmel gebildet,
leuchtend, kostbar und schön.
Sei gepriesen, mein Herr, durch unsern Bruder, den Wind,
durch die Luft und die Wolken,
durch die heitern und düsteren Tage,
durch welche du deinen Geschöpfen Dauer verleihst.
Franz von Assisi
IN FÜLLE LEBEN
Halte dir jeden Morgen beim Aufwachen vor Augen,
daß du den morgigen Tag vielleicht nicht mehr erleben wirst.
Wenn du das tust,
genießt du jeden Tag anders.
Denke an den Tod,
und du fängst erst richtig zu leben an.
Wir denken gewöhnlich nicht an den Tod.
Das ist der Grund,
weshalb wir uns an Gegenstände und Personen klammern
und schließlich ein elendes Lebens führen,
weil wie ständig Angst haben, etwas zu verlieren.
Hänge dich an nichts im Leben.
Freue dich an allem,
während es dir vergönnt ist;
aber denke immer daran,
daß du es eines Tages zurücklassen mußt.
Du kannst nichts mitnehme.
Ist es das ganze Elend wert,
das wir beim Versuch,
es zu behalten,
durchmachen?
DEM UNBEKANNTEN GOTT
Noch einmal, eh ich weiter ziehe
Und meine Blicke vorwärts sende,
Heb ich vereinsamt meine Hände
Zu dir empor, zu dem ich fliehe,
Dem ich in tiefster Herzenstiefe
Altäre feierlich geweiht,
Daß allezeit
Mich deine Stimme wieder riefe.
Darauf erglüht, tief eingeschrieben
Das Wort: dem unbekannten Gotte.
Sein bin ich, ob ich in der Frevler Rotte
Auch bis zur Stunde bin geblieben.
Sein bin ich - und ich fühl die Schlingen,
Die mich im Kampf darniederziehn
Und, mag ich fliehn,
Mich doch zu seinem Dienste zwingen.
Ich will dich kennen, Unbekannter,
Du tief in meine Seele Greifender
Mein Leben wie ein Sturm Durchschweifender
Du Unfaßbarer, mir Verwandter!
Ich will dich kennen, selbst dir dienen.
FRIEDRICH NIETZSCHE