"Zu früh"
ist bisweilen ein ebensolches Wort
des Unsegens wie
"zu spät".
Egon Friedell
Alles fließt, panta rhei,
lehren Heraklit und die Alten Griechen.
Nichts ist festzuhalten,
alles vergeht.
Wir sind nicht morbide,
wenn wir das nicht vergessen.
Ulrich Schaffer
DER ENGEL IN DIR
Der Engel in dir
freut sich über dein
Licht
weint über deine Finsternis
Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte
Gedichte Liebkosungen
Er bewacht
deinen Weg
Lenk deinen Schritt
engelwärts
ROSE AUSLÄNDER
O, mein Gott,
nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir.
O, mein Gott,
gib alles mir, was mich fördert zu Dir.
O, mein Gott,
nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir
Amen.
NIKOLAUS VON DER FLÜE
ULRICH SCHAFFER
Statt
AUS DEM ZEN
Wann strahlst Du? (3)
Carsten Meyer, Jacques Palminger
Ich liebe die, die staunen können
Über die Blume auf dem Schrott
Die lieber im Jetzt als im Morgen leben
Und die einfach austreten aus dem Trott
Nicht die, die im Vielleicht und im Irgendwann
Alle Energie vergraben
Und sich mit grauem Trübsinn
Ganz einbalsamiert haben
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen
Wann strahlst du?
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen
Wann strahlst Du? (2)
Carsten Meyer, Jacques Palminger
Ich liebe die, die jeden Einfall ausprobieren
Der Erfahrung ein Schnippchen schlagen
Zwischen Misserfolgen heil hindurchschlängeln
Und deren Augen leuchten, wenn sie fragen
Nicht die, die denken, es lohnt sich doch nicht
Die alles schon immer gewusst haben
Die sagen: „Wozu? Es macht doch keinen Unterschied“
Und ihre Neugier mit Erfahrungen begraben
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen
Wann strahlst du?
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen
Wann strahlst du?
Wann strahlst Du? (1)
Ich will mich nicht entmutigen
lassen durch den Gedanken,
ich müsste dies alles
mein ganzes Leben lang
durchhalten.
Heute ist es mir gegeben,
das Gute während
zwölf Stunden zu wirken.
Johannes XXIII
Nur für heute
werde ich glauben –
selbst wenn die Umstände
das Gegenteil zeigen sollten –
dass Gott für mich da ist,
als gäbe es sonst
niemanden in der Welt.
Johannes XXIII
Nur für heute
werde ich ein genaues
Programm aufstellen.
Vielleicht halte ich mich
nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen.
Und ich werde mich
vor zwei Übeln hüten:
vor der Hetze und
der Unentschlossenheit.
Johannes XXIII
Nur für heute
werde ich in der Gewissheit
glücklich sein,
dass ich für das Glück
geschaffen bin.
Johannes XXIII
Nur für heute
werde ich
nicht danach streben,
die anderen zu kritisieren
oder zu verbessern –
nur mich selbst.
Johannes XXIII
Nur für heute
werde ich mich
den Gegebenheiten anpassen,
ohne zu verlangen,
dass sich die Gegebenheiten
an meine Wünsche anpassen.
Johannes XXIII
Nur für heute
werde ich mich bemühen,
den Tag zu erleben,
ohne das Problem
meines Lebens
auf einmal lösen
zu wollen.
Johannes XXIII
Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen,
Wind dır den Rücken stärken,
Sonnenschein deinem Gesicht
viel Glanz und Wärme geben.
Der Regen möge deine Felder tränken,
und bis wir beide, du und ich, uns wiedersehen,
halte Gott dich schützend in seiner bergenden Hand.
Schwer ist zu Gott der Abstieg.
Aber schau:
du mühst dich ab mit deinen leeren Krügen,
und plötzlich ist doch:
Kind sein, Mädchen, Frau -
ausreichend, um ihm endlos zu genügen.
Er ist das Wasser: bilde du nur rein
die Schale aus zwei hingewillten Händen,
und kniest du überdies -: ER wird verschwenden
und deiner größten Fassung über sein.
RAINER MARIA RILKE
SCHICKSALHAFTES GEBET
Der
große japanische General Nobunaga beschloss anzugreifen, obgleich
seine Männer nur im Verhältnis eins zu zehn denen des Feindes
gegenüberstanden. Er war von seinem Sieg überzeugt, aber seine Soldaten
waren voller Zweifel. Auf dem Weg in die Schlacht hielten sie an
einem Shinto-Schrein. Nachdem Nobunaga dort gebetet hatte, kam er
heraus und sagte: „Ich werde nun eine Münze werfen. Wenn es Kopf ist,
werden wir gewinnen, wenn Zahl, verlieren wir. Das Schicksal wird
sich uns zu erkennen geben."
Er warf die Münze. Es war Kopf. Die Soldaten waren so kampfbesessen, dass sie die Schlacht mit Leichtigkeit gewannen.
Am nächsten Tag sagte ein Adjutant zu Nobunaga: „Niemand kann den Weg des Schicksals ändern."
„Ganz richtig", erwiderte Nobunaga und zeigte ihm eine gefälschte Münze, die auf beiden Seiten einen Kopf trug.
Macht des Gebetes? Macht des Schicksals?
Oder die Macht eines Glaubens, der überzeugt ist, irgendetwas werde passieren?
Anthony de Mello