Mittwoch, 31. August 2022

DESIDERATA (6)

 




                                  DESIDERATA (6)


              Erwarte eine heilsame Selbstbeherrschung von Dir,
              im übrigen aber sei freundlich und sanft mit Dir selber.
              Du bist ein Kind der Schöpfung, nicht weniger,
              als Bäume und Sterne es sind.


              Du hast ein Recht, hier zu sein.

              Und ob Du es merkst oder nicht, ohne Zweifel
              entfaltet die Schöpfung sich so, wie sie es soll.


Dienstag, 30. August 2022

DESIDERATA (5)

 




                              DESIDERATA (5)


                Nimm den Ratschluß der Jahre mit Freundlichkeit an
            und gib Deine Jugend mit Anmut zurück, wenn sie endet.
                Pflege die Kräfte Deines Gemütes,
            damit es Dich schützen kann,
               wenn plötzlich hereinbrechendes Unglück dich trifft,

            aber erschöpfe Dich nicht durch dunkle Vorahnungen.
            Viel Ängste entstehen nur durch Erschöpfung und Verlassenheit.



Montag, 29. August 2022

DESIDERATA (4)

 




                              DESIDERATA (4)
    

                Sei  D u   s e l b s t !
                Vor allem: heuchle keine Zuneigung, wo Du sie nicht spürst
                doch denke auch nicht verächtlich von der Liebe,
                wo sie sich wieder regt.
                Sie erfährt so viel Entzauberung, erträgt so viel Dürre,
                und wächst doch so voller Ausdauer
                immer wieder neu wie das Gras.

Sonntag, 28. August 2022

DESIDERATA (3)

 



                                 DESIDERATA (3)


                        Übe Dich in Vorsicht bei Deinen Geschäften:
                        Die Welt ist voll von Tricks und Betrug.
                        Aber werde dadurch nicht blind für das,
                        was Dir an Tugend begegnet.
                        Es gibt so viele, die sich um Gutes bemühen,
                        und im Leben um Dich her verbirgt sich viel Heldentum.


Samstag, 27. August 2022

DESIDERATA (2)

 



                                DESIDERATA (2)
                        Wenn Du dich selbst mit anderen vergleichen willst,
                        wisse, daß Eitelkeit oder Bitterkeit auf Dich warten,
                        denn es wird immer größere und geringere Leute geben als Dich.


                        Freue Dich an Deinen Erfolgen und Deinen Plänen.
                        Strebe wohl danach weiterzukommen, doch bleibe bescheiden.
                        Das ist ein guter Besitz im wechselnden Glück des Lebens.
                                      

Freitag, 26. August 2022

DESIDERATA (1)

 



                         DESIDERATA (1)


                        Gehe ruhig und gelassen deinen Weg - mitten Lärm und Hast -
                        wisse, welchen Frieden die Stille Dir schenken kann.

                        Stehe mit allen, wenn es geht, auf gutem Fuß,
                        aber gib Dich selber dabei nicht auf.
        
                        Sage Deine Wahrheit immer ruhig und klar
                        und höre die anderen auch an,
                        selbst die Geistlosen und Unwissenden -
                        auch sie haben ihre Geschichte.

                        Laute und zänkische Menschen meide.
                        Sie sind eine Plage für Dein Gemüt.




Donnerstag, 25. August 2022

Ja sagen zu sich selbst - Dag Hammarskjöld

 


 

              Ja sagen              

zum Leben              
heißt auch              
ja sagen              

zu sich selbst.

 
              Ja -              
auch zu der Eigenschaft              
die sich am widerwilligsten              
umwandeln läßt              

von                   

Versuchung                            

zu 
                                Kraft.            

              D. Hammarskjöld

Mittwoch, 24. August 2022

Was bedeuten da seine Mängel - Dag Hammarskjöld

 





Der Stolz des Bechers ist sein Getränk,

seine Demut das Dienen.

Was bedeuten da seine Mängel?

Dag Hammarskjöld





Montag, 22. August 2022

Stand des Mangels - John Henry Newman

 



Von Geburt an sind wir in einem Stande des Mangels.
Es fehlt uns etwas.

Wir besitzen
nicht alles, was zur Vollendung unserer Natur von Nöten ist.
Wie der Leib für sich allein nicht etwas vollständiges ist,
sondern der Seele bedarf, um sinnvoll zu sein,
so hat auch die Seele Fähigkeiten und Strebungen,
die ihres eigentlichen Sinnes, ihres Gegenstandes und Zieles entbehren,
so lange nicht Gott in ihr gegenwärtig ist und sie seiner inne geworden ist.

Das Leben vergeht, Reichtum entflieht,
Volksgunst ist launenhaft,
die Sinne altern, die Welt ist Wandlung,
die Freunde sterben.
Einer allein ist beständig.
Einer allein ist uns treu.
Einer allein kann treu sein.
Einer allein kann uns alles sein.
Einer allein kann unsere Nöte stillen.
Einer allein uns zu wahrer Entfaltung führen.
Einer allein dieser verwirrenden Vielfalt unseres Wesens Sinn verleihen.
Einer allein uns Einklang mit uns selber und Frieden geben.
Einer allein uns formen und zu eigen haben...


J. H. Newman




Sonntag, 21. August 2022

Kampf zwischen uns und den Dingen - Teilhard de Chardin

 




                                        Es herrscht das ganze Leben lang
                              eine Art Kampf zwischen uns und den Dingen!
                              Entweder wir gehen in ihnen auf,
                              oder aber wir absorbieren und assimilieren sie.
                                        Das Feld gehört dem Stärkeren,
                                        das heißt dem Ungeteilteren,
                                        das heißt schließlich dem inniger mit Gott vereinten.


                                        Teilhard de Chardin



Samstag, 20. August 2022

außerhalb unseres Ichs - Antoine de Saint-Exupery

 



Wenn uns ein außerhalb unseres Ichs
liegendes gemeinsames Ziel 

mit anderen Menschen geschwisterlich verbindet,
dann allein atmen wir frei. 


Kameraden dürfen sich nur Menschen nennen,
die in der gleichen Gruppe angeseilt
dem selben Gipfel entgegenstürmen,
um ihn gemeinsam zu erreichen.


A. de Saint-Exupery




Freitag, 19. August 2022

Donnerstag, 18. August 2022

Es ist in dir - Jakob Böhme

 



                               Es ist in dir,
                               und so du magst eine Stunde schweigen
                               von allem deinem Wollen und Sinnen,
                               so wirst du
                               unaussprechliche Worte Gottes hören.

                       JAKOB BÖHME



Mittwoch, 17. August 2022

Wir reden - Lothar Zenetti

 



ZWEI MENSCHEN

 

Wir reden.
Wir reden dauernd
aneinander vorbei.

 

Wir reden.
Wir reden uns
immer weiter auseinander.

 

Vielleicht
schweigen wir uns
wieder zusammen.

 

LOTHAR ZENETTI


Dienstag, 16. August 2022

wir haben alles in uns - Erich Fromm

 



                 Ich glaube tatsächlich, dass wir alles in uns haben.
                 Dies meine ich nicht nur in dem Sinne, dass wir alle Menschen sind
                 und dass es nichts Menschliches gibt, das uns fremd wäre,
                 weil es nichts Menschliches gibt, das es nicht in uns gäbe:
                 das Kind, der Kriminelle, der Verrückte, der Heilige, der Durchschnittsmensch.

                 Ich glaube nicht nur, dass dies alles in uns ist,
                 sondern dass wir uns all dessen auch gewahr sind und es spüren,
                 auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind.


             Erich Fromm 

Montag, 15. August 2022

erst muß die Nacht ihre Mitte erreicht haben - Kyrilla Spiecker

 



            Erst muß
            die Nacht
            ihre Mitte erreicht haben,
            ehe sie
            den neuen Tag weckt.
            Erst muß
            die Talsohle erreicht sein,
            ehe
            der Aufstieg beginnt.
            Erst muß
            der Auftrag des Vaters erfüllt sein,
            ehe
            der Erniedrigte
            zur Rechten des Vater erhöht wird,
            ehe
            ihm alle Macht
            im Himmel wie auf Erden zuteil wird.



            Kyrilla Spiecker

Sonntag, 14. August 2022

glückliche Ausgewogenheit - Sogyal Rinpoche

 


Der Schlüssel 

zu einer glücklichen Ausgewogenheit 
im modernen Leben 
ist Einfachheit. 

Sogyal Rinpoche 




Samstag, 13. August 2022

Glück oder Pech - Anthony de Mello

 



GLÜCK ODER PECH?

Eine chinesische Geschichte erzählt von einem alten Bauern, 
der ein altes Pferd für die Feldarbeit hatte. 
Eines Tages entfloh das Pferd in die Berge, 
und als alle Nachbarn des Bauern sein Pech bedauerten, antwortete der Bauer: 
„Pech? Glück? Wer weiß?"
Eine Woche später kehrte das Pferd mit einer Herde Wildpferde aus den Bergen zurück, 
und diesmal gratulierten die Nachbarn dem Bauern wegen seines Glücks. 
Seine Antwort hieß: „Glück? Pech? Wer weiß?"
Als der Sohn des Bauern versuchte, eines der Wildpferde zu zähmen, 
fiel er vom Rücken des Pferdes und brach sich ein Bein. 
Jeder hielt das für ein großes Pech. 
Nicht jedoch der Bauer, der nur sagte: „Pech? Glück? Wer weiß?"
Ein paar Wochen später marschierte die Armee ins Dorf und zog jeden tauglichen jungen Mann ein, den sie finden konnte. 
Als sie den Bauernsohn mit seinem gebrochenen Bein sahen, ließen sie ihn zurück. 
War das nun Glück? Pech? Wer weiß?

Was an der Oberfläche wie etwas Schlechtes, Nachteiliges aussieht, kann sich bald als etwas Gutes herausstellen. 
Und alles, was an der Oberfläche gut erscheint, kann in Wirklichkeit etwas Böses sein. 
Wir sind dann weise, wenn wir Gott die Entscheidung überlassen,
was Glück und was Unglück ist; 

 
Anthony de Mello 

Freitag, 12. August 2022

Der Ball des Gehorsams (4) - Madeleine Debrél

 


Der Ball des Gehorsams (4)


‚Wir haben auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt’


Herr, lehre uns den Platz,
Den in dem endlosen Roman,
Der zwischen dir und uns begonnen hat,
und uns einnimmt, dieser seltsame Ball des Gehorsams.

Offenbare uns das große Orchester Deiner Heilspläne,
Worin das, was du zulässt,
einfach befremdliche Töne von sich gibt
Inmitten der Heiterkeit dessen, was dein Wille ist.

Gib, dass wir unser Dasein leben

Nicht wie ein Schachspiel, bei dem alles berechnet ist,
Nicht wie einen Match, bei dem alles schwierig ist,
Nicht wie ein Zahlenproblem,
bei dem man sich den Kopf zerbricht,
sondern wie ein endloses Fest,
bei dem man dir immer wieder begegnet.
Wie einen Ball, wie einen Tanz
In den Armen deiner Gnade,
zu der Musik allumfassender Liebe.

Herr, komm und lade uns ein.
  

Madeleine Debrél

Donnerstag, 11. August 2022

Der Ball des Gehorsams (3) - Madeleine Debrél

 




 Der Ball des Gehorsams (3)


‚Wir haben auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt’


Wir aber, wir vergessen so oft die Musik deines Geistes,

Wir haben aus unserem Leben eine Turnübung gemacht;
Wir vergessen, dass es in deinen Armen getanzt sein will;
Dass Dein Heiliger Wille von unerschöpflicher Phantasie ist.
Und dass es monoton und langweilig
Nur für grämliche Seelen zugeht,
Die als Mauerblümchensitzen am Rand
Des fröhlichen Balls deiner Liebe.

Herr, komm und lade uns ein.
Wir sind bereit, dir diese Besorgung vorzutanzen,
Dieses Haushaltungsbuch, dieses Essen,
das bereitet werden muss, diese Nachtwache,
Bei der wir schläfrig sein werden.
Wir sind bereit, dir diesen Tanz der Arbeit zu tanzen,
Den der Hitze und dann wieder den der Kälte.
Wenn gewisse Melodien in Moll stehen,
werden wir nicht behaupten, Sie seinen traurig;
Wenn andere uns etwas außer Atem bringen,
sagen wir nicht,
Sie stießen uns die Lunge aus dem Leib.
Und wenn die Leute uns anrempeln,
Nehmen wir es lachend hin,

Weil wir wissen, dass sowas beim Tanz immer vorkommt.



Madeleine Debrél

Mittwoch, 10. August 2022

Der Ball des Gehorsams (2) - Madeleine Debrél

 




Der Ball des Gehorsams (2)

‚Wir haben auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt’

Denn ich glaube, du hast von den Leuten genug,

die ständig davon reden, dir zu dienen
mit der Miene von Feldwebeln,
Dich zu kennen mit dem Gehabe von Professoren,
Zu dir zu gelangen nach den Regeln des Sports
Und dich zu lieben,
wie man sich nach langen Ehejahren liebt.

Eines Tages,
als du ein wenig Lust auf etwas Anderes hattest,
hast du den heiligen Franz erfunden
und aus ihm Deinen Gaukler gemacht.
An uns ist’s, uns von dir erfinden zu lassen,
um fröhliche Leute zu sein,
die ihr Leben mit dir tanzen.

Um gut tanzen zu können, mit dir oder auch sonst
Braucht man nicht zu wissen, wohin der Tanz führt.
Man muss ihm nur folgen,
darauf gestimmt sein, schwerelos sein,
Und vor allem: Man darf sich nicht versteifen.

Man soll dir keine Erklärungen abverlangen
Über die Schritte, die du zu tun beliebst,
Sondern ganz mit dir eins sein – und lebendig pulsierend
Einschwingen auf den Takt des Orchesters
den du auf uns überträgst.
Man darf nicht um jeden Preis vorwärtskommen wollen,
manchmal muss man sich drehen oder seitwärts gehen.
Und man muss auch innehalten können
oder gleiten, anstatt zu marschieren.
Und all das wären ganz sinnlose Schritte,
Wenn die Musik nicht eine Harmonie daraus machte.

  

Madeleine Debrél

Dienstag, 9. August 2022

Der Ball des Gehorsams (1) - Madeleine Debrél

 




Der Ball des Gehorsams (1)

‚Wir haben auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt’

Heute ist 14. Juli.
Jedermann geht zum Tanz.
Allerorten, seit Monaten, Jahren, tanzt die Welt.
Je mehr man drin stirbt, umso mehr tanzt man.
Wogen des Krieges, wogender Ballsaal.

Das Ganze macht wirklich viel Lärm.
Die ernsthaften Leute haben sich schlafen gelegt.
Die Mönche singen die Matutin
Vom heiligen König Heinrich.
Ich aber denke an den anderen König,
den König David, der vor der Bundeslade tanzte.

Denn wenn es auch viele heiligmässige Leute gibt,
die nicht gern getanzt haben,
So gibt es doch auch Heilige,
denen der Tanz ein Bedürfnis war,
So glücklich waren sie zu leben:
Die heilige Teresa mit ihren Kastagnetten,
Johannes vom Kreuz mit dem Jesuskind auf dem Arm,
Und Franziskus vor dem Papst.
Wenn wir wirklich Freude an dir hätten, o Herr,
Könnten wir dem Bedürfnis, zu tanzen, nicht widerstehen
Das sich über die Welt hin ausbreitet.
Und wir könnten sogar erraten,
Welchen Tanz du getanzt haben willst,
indem wir uns den Schritten deiner Vorsehung überliessen.

Madeleine Debrél

Montag, 8. August 2022

Am Rand des Brunnendunkels - Pablo Neruda

 



                Sinkt jeder Tag
                hinab in jeder Nacht,
                so gibt’s einen Brunnen,
                der drunten die Helligkeit hält.

                Man muß an den Rand
                des Brunnendunkels hocken,
                entsunkenes Licht zu angeln
                mit Geduld.

 

            PABLO NERUDA 

Sonntag, 7. August 2022

Herr, ich habe es satt - John Mbiti

 




               Herr,
           ich habe es satt,
           den Hals zu verdrehen
           und jedem Trugbild nachzugaffen.
           Ich drehe mich nicht mehr um.
           Geradeaus sehe ich und schweige.
           Ich gönne meinem Nacken Ruhe.
           Denn mein Nacken ist müde,
           müde vom ewigen Drehen und Wenden.
           Mache mich zu einem Menschen,
           der geradeaus geht,
           daß ich nur auf deinen Weg schaue,
           den Weg, den du zeigst.
           Meine Ohren sind müde
           vom Lärm der Züge und Autos,
           müde vom Nachhall der Worte,
           vom Kopfweh kommender Tage,
           sehr, sehr müde
           und beinah ertötet
           vom klingenden, betäubenden Lärm.
           Ich habe es satt, gereizt zu werden,
           gereizt von den vielen Dingen draußen
           und von der Selbstsucht drinnen.
           Herr, reize du mich,
           daß deine große Liebe mich treibt
           und ich in Ewigkeit fröhlich bin.

            JOHN MBITI

Samstag, 6. August 2022

Ein jegliches hat seine Zeit

 



                 Ein jegliches hat seine Zeit,
                 und alles Vorhaben
                 unter dem Himmel
                 hat seine Stunde.
                 Ich sah die Arbeit,
                 die Gott den Menschen
                 gegeben hat,
                 dass sie sich damit plagen.
                 Er hat alles schön
                 gemacht zu seiner Zeit,
                 auch hat er die
                 Ewigkeit in ihr Herz gelegt;
                 nur dass der Mensch
                 nicht ergründen kann
                 das Werk, das Gott tut,
                 weder Anfang noch Ende.

             Prediger 3,1.10-11


Freitag, 5. August 2022

aus dem Stundenbuch - Rainer Maria Rilke

 



aus dem Stundenbuch

 

Mach mich zum Wächter deiner Weiten,
mach mich zum Horchenden am Stein,
gib mir die Augen auszubreiten
auf deiner Meere Einsamsein;
laß mich der Flüsse Gang begleiten
aus dem Geschrei zu beiden Seiten
weit in dem Klang der Nacht hinein.

Schick mich in deine leeren Länder,
durch die die weiten Winde gehen,
wo große Klöster wie Gewänder
um ungelebte Leben stehn.
Dort will ich mich zu Pilgern halten,
von ihren Stimmen und Gestalten
durch keine Trug mehr abgetrennt
und hinter einem blinden Alten
des Weges gehen, den keiner kennt.


Rainer Maria Rilke

Donnerstag, 4. August 2022

PilgerSegen

 



                Ich wünsche Dir, 
                dass deine Augen leuchten, 
                wenn Du zurückkommst, 
                entspannt, glücklich,
                friedvoll, und gelassen. 

                Neue Heiterkeit 
                soll aus ihnen strahlen,
                ein heller Widerschein
                wohltuender Eindrücke,
                Träume und Gedanken. 

                Vor allem aber 
                sollen deine Augen 
                vor Freude glänzen,
                weil dein JA zum Leben
                größer geworden ist. 

                Welch ein Segen! 

Mittwoch, 3. August 2022

Elija ging

 



Elia ging in die Wüste.
Er wanderte vierzig Tage
und vierzig Nächte
bis zum Berg Gottes, dem Horeb.
Er kam dort in eine Höhle
und blieb über Nacht.
Und siehe, das Wort des Herrn kam zu ihm:


Was machst du hier, Elia?
Geh heraus, der Herr wird vorübergehen.


Und ein großer, starker Wind,
der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach,


kam vor dem Herrn her;
der Herr aber war nicht im Wind.
Nach dem Wind kam ein Erdbeben;
aber der Herr war nicht im Erdbeben.
Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer;
aber der Herr war nicht im Feuer.


Und nach dem Feuer
kam ein stilles sanftes Sausen.


Als das Elia hörte,
verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel


Dienstag, 2. August 2022

Wer bin ich - Dietrich Bonhoeffer

 




                          WER BIN ICH?


                         Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
                         ich trete aus meiner Zelle
                        gelassen und heiter und fest
                        wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich spräche mit meinen Bewachern
frei und freundlich und klar,
als hätte ich zu gebieten.

                        Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
                        ich trüge die Tage des Unglücks
                        gleichmütig, lächelnd und stolz,
                        wie einer, der siegen gewohnt ist. 


                        Dietrich Bonhoeffer