Montag, 30. Juni 2014




Wir werden uns selbst überraschen,                                     wenn wir das ernst nehmen,                                     was in uns zum Leben kommen will.

                                     Ulrich Schaffer

Sonntag, 29. Juni 2014






Du mußt nicht über die Meere reisen, 
mußt keine Wolken durchstoßen 
und nicht die Alpen überqueren. 

Der Weg, 
der Dir gezeigt wird, ist nicht weit. 

Du mußt Deinem Gott 
nur bis zu Dir selbst entgegengehen. 

Denn das Wort ist Dir nahe: 
Es ist in Deinem Mund und in Deinem Herzen.



Bernhard von Clairvaux

Samstag, 28. Juni 2014





Wo nie 
gezweifelt wird, 
wird auch nicht 
                                                                              richtig geglaubt.

Hermann Hesse

Freitag, 27. Juni 2014







Wahrnehmung (  )




Was ist aus dieser Tatsache für dein Verhalten gegenüber dir und den Mitmenschen wichtig?
Was kannst Du tun, um aus diesem Kreislauf auszusteigen?


Donnerstag, 26. Juni 2014





Gotteserfahrung braucht nichts Sensationelles oder Ungewöhnliches zu sein.
Die Gotteserfahrung ist zweifellos verschieden von unseren alltäglichen Erfahrungen:
Sie kann sich zum Beispiel in der tiefen inneren Stille mitteilen;
in der Erfahrung leuchtender Dunkelheit oder der Leere, die Erfüllung bringt.
Man kann plötzliche, unerklärliche Blitze der Ewigkeit oder der Unendlichkeit erfahren,
die uns erreichen, wenn wir am wenigsten auf sie gefasst sind,
etwa mitten in der Arbeit oder beim Spiel. ...

So wenig müssen wir tun, um Gott zu erfahren.
Wir müssen nur still werden - und uns der Empfindungen in unserer Hand bewusst werden.

Da hast du Gott, lebendig und tätig in dir, er berührt dich, er ist dir sehr nahe.
Spüre ihn, erfahre ihn!


Anthony de Mello

Mittwoch, 25. Juni 2014





Wirft dein Nachbar
Dir Steine in den Garten,
bring du ihm Blumen
aus deine Garten

 

Petrus Ceelen

Dienstag, 24. Juni 2014





Nur für heute
werde ich in der Gewissheit
glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin -
nicht für die anderen,
sondern auch für diese Welt.


Johannes XXIII

Montag, 23. Juni 2014




Das Paradies pflegt sich erst dann
als Paradies zu erkennen zu geben,
wenn wir daraus vertrieben wurden.

Hermann Hesse

Sonntag, 22. Juni 2014






Stehe - soweit ohne Selbstaufgabe möglich -
in freundlicher Beziehung zu allen Menschen. 


Äußere deine Wahrheit ruhig und klar
und höre anderen zu,
auch den Geistlosen und Unwissenden;
auch sie haben ihre Geschichte,

 Meide laute und aggressive Menschen,
sie sind eine Qual für den Geist.


Desiderata

Samstag, 21. Juni 2014




Wahrnehmung (6)


4. Unser Verhalten erzeugt neue Erfahrungen

Der Kreislauf beginnt von Neuem; 
ein neues Ereignis 
kommt durch unser Verhalten auf uns zu. 
Wir haben die Neigung 
wieder genau das verstärkt wahrzunehmen, 
was unsere ”Innere Welt” mit all unseren Erfahrungen bestätigt. Haben Sie zum Beispiel 
irgendwelche Zweifel, 
werden Sie das wahrnehmen, was den Zweifel bestätigt, 
statt all das, was andere oder neue Erfahrungen ermöglicht. 

Hat man einmal mit einem Menschen 
positive Erfahrungen gemacht, 
erwartet man auch beim nächsten mal wieder Positives. 

Dieser Effekt wird als die sich selbst erfüllende Prophezeiung beschrieben. 

Es ist von Vorteil 
diese Zusammenhänge zu erkennen 
und sich selbst und anderen gegenüber 

daraufhin sensibel zu sein.

Freitag, 20. Juni 2014






Noch mehr Worte

Von Mark Twain stammt der schöne Satz: „Es war sehr kalt, 

und wäre das Thermometer noch ein paar Zentimeter länger gewesen, wären wir erfroren." -
Wir erfrieren an Wörtern. 

Nicht die Kälte draußen spielt eine Rolle, 
sondern das Thermometer. 
Nicht die Realität fällt ins Gewicht, 
sondern was man sich selbst über sie sagt.

Ich hörte einmal eine schöne Geschichte von einem Bauern in Finnland. 

Als die russisch-finnische Grenze gezogen wurde, musste der Bauer sich entscheiden, 
ob er in Russland oder in Finnland leben wollte. 
Nach langer Bedenkzeit sagte er, er wolle in Finnland leben, 
doch wollte er die russischen Beamten nicht vor den Kopf stoßen. 
Diese kamen zu ihm und fragten ihn, wieso er in Finnland leben wollte. 
Er antwortete: „Es war schon immer mein Wunsch, in Mütterchen Russland zu leben, aber in meinem Alter könnte ich keinen russischen Winter mehr überleben."






Donnerstag, 19. Juni 2014





Aufwachen!

Die meisten Leute schlafen, ohne es zu wissen.
Sie wurden schlafend geboren, sie leben schlafend, sie heiraten im Schlaf, erziehen im Schlaf ihre Kinder und sterben im Schlaf, ohne jemals wach geworden zu sein. Niemals verstehen sie den Reiz und die Schönheit dessen, was wir „menschliches Leben" nennen.

Bekanntlich sind sich alle Mystiker - ob christlich oder nichtchristlich und egal, welcher theologischen Richtung oder Religion sie angehören- in diesem einen Punkt einig: dass alles gut, alles in Ordnung ist. Obwohl gar nichts in Ordnung ist, ist alles gut. Ein wirklich seltsamer Widerspruch. Aber tragischerweise kommen die meisten Leute gar nicht dazu, zu erkennen, dass tatsächlich alles gut ist, denn sie schlafen. Sie haben einen Alptraum.

Vor einiger Zeit hörte ich im Radio die Geschichte von einem Mann, der an die Zimmertür seines Sohnes klopft und ruft: „Jim, wach auf!"
Jim ruft zurück:„Ich mag nicht aufstehen, Papa."
Darauf der Vater noch lauter: „Steh auf, du musst in die Schule!"
„Ich will nicht zur Schule gehen."
„Warum denn nicht?" fragt der Vater.
„Aus drei Gründen", sagt Jim.
„Erstens ist es so langweilig, zweitens ärgern mich die Kinder, und drittens kann ich die Schule nicht ausstehen."

Der Vater erwidert: „So, dann sag' ich dir drei Gründe, wieso du in die Schule musst: Erstens ist es deine Pflicht, zweitens bist du 45 Jahre alt, und drittens bist du der Rektor."
Also aufwachen, aufwachen!
Du bist erwachsen geworden, du bist zu groß, um zu schlafen.
Wach auf! Hör auf, mit deinem Spielzeug zu spielen.
 
Anthony de Mello

Mittwoch, 18. Juni 2014




Die Überraschung


Es ist wunderbar, nein sagen zu können; es gehört zum Wachwerden. 
Es gehört mit zum Wachwerden, sein Leben so zu leben, wie man es für richtig hält.


Verstehen Sie mich recht: das hat nichts mit Egoismus zu tun. 

Egoistisch wäre es, zu verlangen, dass jemand sein Leben so lebt, wie Sie es für richtig halten. Das ist egoistisch. 

Es ist nicht egoistisch, sein Leben so zu leben, wie man es selbst für richtig hält. 

Der Egoismus liegt in der Forderung, dass andere Leute so leben sollen, wie es Ihrem Geschmack, Ihrem Stolz, Ihrem Nutzen oder Ihrem Vergnügen entspricht. Das ist wirklich egoistisch. 


Deshalb schütze ich mich. Ich fühle mich nicht dazu verpflichtet, mit dir zusammen zu sein, ebensowenig fühle ich mich dazu verpflichtet, ja zu sagen. Wenn ich deine Gesellschaft mag, genieße ich sie, ohne mich daran zu klammern. Aber ich meide dich nicht länger wegen irgendwelcher negativen Gefühle, die du in mir weckst. Diese Macht hast du nicht mehr.

Anthony de Melo

Dienstag, 17. Juni 2014






Und ich erkannte, 
dass sie die Stille nötig hatten.
Denn nur in der Stille 

kann die Wahrheit eines jeden 
Früchte ansetzen
und Wurzeln schlagen.


Antoine de Saint-Exupéry

Montag, 16. Juni 2014





Der »Erfolg« 
gab dir etwas zu verlieren. 
Darum 
- wie in einer plötzlichen Empfindung für Gefahr -
diese Frage, ob es dir (ob irgendjemandem) »glücken« kann. beginnst du
in dieser Weise, dich unwillkürlich in deinem Nachruf zu spiegeln, so schreibst du deine
Grabschrift - 

in doppeltem Sinn.

Tu, was du kannst -

und die Aufgabe 
wird leichter in deiner Hand ruhen, 
so leicht, 
dass du erwartungsvoll dich 
der schweren Prüfung entgegenstreckst, 
die folgen kann.


Dag Hammarskjöld
UN-Generalsekretär (1953-61)

Sonntag, 15. Juni 2014




Wahrnehmung (5)


4. Wir entwickeln Gefühle

Wir erinnern uns sozusagen 
unserer schon einmal gemachten Gefühle 
in ähnlichen Situationen oder Erlebnissen 
und 
erleben sie wieder.

Samstag, 14. Juni 2014




Es gibt einen schönen Satz von Tranxu, einem großen chinesischen Weisen.  
Er lautet: „Wenn der Bogenschütze schießt, ohne einen besonderen Preis gewinnen zu wollen, 
kann er seine ganze Kunst entfalten,
schießt er, um eine Bronzemedaille zu erringen, fängt er an, unruhig zu werden; 
schießt er um den ersten Preis, wird er blind, sieht zwei Ziele und verliert die Beherrschung. 

Sein Können ist dasselbe, aber der Preis spaltet ihn. 

Er ist ihm wichtig! Er denkt mehr ans Gewinnen als ans Schießen, 
und der Zwang zu gewinnen schwächt ihn."

Gilt dieses Bild nicht für die meisten Menschen?

Wenn man nicht für Erfolg lebt, 

verfügt man über all sein Können, besitzt man all seine Kräfte, 
ist man entspannt, sorgt man sich nicht, 
es macht einem nichts aus, ob man verliert oder gewinnt.


Anthony de Mello

Freitag, 13. Juni 2014



Ohne Wegspur
Keine Wegspur im Sand
Freund, was beschleicht
dich die Angst?

Du mußt doch gehen,
ob du lachst, ob du weinst,
ob du bangst.

Was kann Dir gescheh‘n?
Dich hält Deines Gottes Hand.
Sie bringt dich ans Ziel,
auch ohne Wegspur im Sand.

Donnerstag, 12. Juni 2014



Die Bewusstsein unserer selbst ist auch ein Mittel,
um Bewusstheit für den anderen zu entfalten.
Nur insofern ich meine eigenen Gefühle kenne,
kann ich die Gefühle anderer bewusst wahrnehmen.
Nur insofern ich meine eigenen Reaktionen auf andere kenne,
kann ich ihnen in Liebe begegnen, ohne ihnen zu schaden.
Wenn ich sensibel werde für mein eigenes Wesen,
dann entwickle ich auch ein feineres Bewusstsein für das Wesen meiner Schwester, meines Bruders.
Wenn es mir schwer fällt, die Wirklichkeit,
die mir am nächsten liegt,
nämlich mich selbst, zu erkennen -
wie schwer muss es mir erst fallen,
Gott und meinen Bruder zu erkennen?


Anthony de Mello

Mittwoch, 11. Juni 2014





Wahrnehmung (4)


3. Wir beginnen zu bewerten


Bewußt und vor allem unbewußt bewerten wir 
aufgrund unserer bisher gemachten Erfahrung, unseren Einstellungen und unserer momentanen Verfassung 
das, was wir wahrgenommen haben. 
Diese Faktoren beeinflussen auch 
zu einem guten Teil unseren Wahrnehmungsfilter. 
Diese Bewertung kann dem Ereignis gegenüber 
angemessen sein oder auch nicht, 
sie ist immer subjektiv. 
Sie ist sogar für den Einzelnen subjektiv empfunden immer ”wahr”.

Dienstag, 10. Juni 2014

Roland Denkmal in Roncesvalles/Spanien

Nichts war leichter, 
als von einer Leiter zur andern 
hinüberzuwechseln - 

über dem Abgrund.


Aber im Traum misslang 

es dir, 
weil du 
des Absturzes 
Möglichkeit durchlebtest.


Dag Hammarskjöld
UN-Generalsekretär (1953-61)

Montag, 9. Juni 2014








Gehe ruhig und gelassen
durch Lärm und Hast
und
sei des Friedens eingedenk,
den die Stille bergen kann.

Desiderata

Sonntag, 8. Juni 2014




Wahrnehmung (3)


2. Wir nehmen wahr

Unsere Wahrnehmung ist wie ein Filter. 
Wir nehmen immer nur einen Teil des Ereignisses wahr. 
Das ist abhängig von unseren Sinnesorganen 
aber vor allem von unseren Erfahrungen, Erwartungen 
oder der augenblicklichen Situation.

Samstag, 7. Juni 2014





Ich darf nicht vergessen 
das Sterben zu üben,
wie ein Maulwurf 
unter allem was 
fest scheint.

Ulrich Schaffer

Freitag, 6. Juni 2014





  Wahrnehmung (2)



1. Ein Ereignis kommt auf uns zu

Die Ereignisse, die auf uns einwirken, sind im Grunde genommen neutral. 
Erst im weiteren Verlauf unserer Wahrnehmung und Bewertung 
weisen wir ihnen Bedeutung zu.

Donnerstag, 5. Juni 2014






Für mich gibt es nur das Gehen auf
Wegen, die Herz haben.


Auf jedem Weg gehe ich,
der vielleicht ein Weg ist, der Herz hat.


Dort gehe ich, und die einzige
lohnende Herausforderung ist,
seine ganze Länge zu gehen.


Und dort gehe ich und sehe,
und sehe staunend wie ein Kind.


Carlos Castaneda

Mittwoch, 4. Juni 2014





Der springende Punkt

Der springende Punkt ist, dass Sie weder okay noch nicht okay sind. 

Sie können höchstens der momentanen Stimmung, dem Trend oder der Mode entsprechen. 
Heißt das nun, dass Sie okay geworden sind? 
Hängt Ihr Okay-Sein davon ab? 
Hängt es davon ab, wie man über Sie denkt? 

Jesus Christus muss demnach überhaupt nicht okay gewesen sein. 

Sie sind nicht ,okay', und Sie sind nicht, nicht okay', 
Sie sind Sie selbst! 

Ich hoffe, dass dies eine wichtige Entdeckung für Sie wird, zumindest für einige von Ihnen. 
Vergessen Sie das ganze Gerede von okay und nicht okay. 
Vergessen Sie alle Urteile, und beobachten Sie einfach, schauen Sie zu. 

Sie werden wichtige Entdeckungen machen, die Sie verändern werden. 
Sie werden sich nicht im geringsten anstrengen müssen, glauben Sie mir.

Anthony de Mello

Dienstag, 3. Juni 2014



        Wahrnehmung (1)


Unsere Wahrnehmung ist wie ein Filter: 
Das was und bewußt oder auch unbewußt besonders bedeutungsvoll erscheint, erreicht bevorzugt unser Bewußtsein. 
Beeinflußt wird dieser Vorgang von unseren persönlichen Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben 
und der Situation in der wir uns gerade befinden.
Oder anders ausgedrückt sehen wir unsere Welt oft so, 
wie wir sie aufgrund unserer Erfahrungen erwarten.

Montag, 2. Juni 2014







Henne und Adler


Ein Mann fand ein Adlerei und legte es in das Nest einer gewöhnlichen Henne. 
Der kleine Adler schlüpfte mit den Küken aus und wuchs zusammen mit ihnen auf.


Sein ganzes Leben lang benahm sich der Adler wie die Küken, 
weil er dachte, er sei ein Küken aus dem Hinterhof. 
Er kratzte in der Erde nach Würmern und Insekten. 
Er gluckte und gackerte. Und ab und zu hob er seine Flügel und flog ein Stück, genau wie die Küken. Schließlich hat ein Küken so zu fliegen, stimmt's?


Jahre vergingen, und der Adler wurde sehr alt. Eines Tages sah er einen herrlichen Vogel hoch über sich im wolkenlosen Himmel. Anmutig und hoheitsvoll schwebte er durch die heftigen Windströmungen, fast ohne mit seinen kräftigen goldenen Flügeln zu schlagen. 

Der alte Adler blickte ehrfürchtig empor. 
„Wer ist das?" fragte er seinen Nachbarn.

„Das ist der Adler, der König der Vögel", sagte der Nachbar. 
„Aber reg dich nicht auf. Du und ich sind von anderer Art."


Also dachte der Adler nicht weiter an diesen Vogel. 
Er starb in dem Glauben, ein Küken im Hinterhof zu sein.


Sonntag, 1. Juni 2014







„Eines Tages wirst du begreifen, dass du nach dem suchst, 
was du schon hast", sagte der Meister zu einem eifrigen Schüler.

„Warum sehe ich es dann nicht jetzt?"

„Weil du dich darum bemühst."

„Muss ich mich also nicht anstrengen?"

„Wenn du dich entspannst und ihm Zeit lässt, wird es sich selbst zu erkennen geben."
 

Anthony de Mello