Sonntag, 30. Juni 2019




                                                    Denke einmal an dich selbst,
                                                    als dich jemand gut, attraktiv oder schön nannte.
                                                    Entweder du hast dich verschlossen,
                                                    weil du dachtest, du seist hässlich, und hast dir gesagt:
                                                    „Würdest du mich wirklich kennen, könntest du nicht sagen,
                                                    dass ich schön bin."
                                                    Oder du hast dich den Worten des Betreffenden geöffnet und gedacht,
                                                    du seist tatsächlich schön und dich von den Komplimenten hinreißen lassen.

                                                    In beiden Fällen hattest du Unrecht,                                                     da du weder schön noch hässlich bist.

                                                    Du bist du.


                                                    Anthony de Mello 

Samstag, 29. Juni 2019





                               Nichts war leichter,
                               als von einer Leiter zur andern
                               hinüberzuwechseln -

                               über dem Abgrund.


                               Aber im Traum misslang
                               es dir,
                               weil du
                               des Absturzes
                               Möglichkeit durchlebtest.


                               Dag Hammarskjöld
                               UN-Generalsekretär (1953-61)

Freitag, 28. Juni 2019





Was immer mir begegnet, Gutes wie Böses,
ich muß es im Gleichmut annehmen und
Gott immer danken, 

weil er mich gelehrt hat, 
ihm ohne Zweifel unbegrenzt zu glauben, 
und weil er 
mich erhört hat.



                                                 Hl. Patrick

Donnerstag, 27. Juni 2019






                 Ich weiß mich gehalten und habe darin Ruhe und Sicherheit -
                 nicht die selbstgewisse Sicherheit des Menschen,
                 der in eigener Kraft auf festem Boden steht,
                 sondern die süße und selige Sicherheit des Kindes,
                 das von einem starken Arm getragen wird -
                 eine, sachlich betrachtet, nicht weniger vernünftige Sicherheit.
                 Oder wäre das Kind „vernünftig",
                 das beständig in der Angst lebte, die Mutter könnte es fallen lassen?

                 Edith Stein

Mittwoch, 26. Juni 2019




Ich habe gut lachen

ich habe
gut lachen

wenn mit
am allerbängsten
sein wird
lache ich
das in Hals
steckengebliebene
Lachen
denn DU bist
bei mir
Deinem
gebrannten Kind

Tobe Welt
und springe
ich stehe hier
und häufe
trockene Worte
auf meinen Berg Karmel
und gieße
dreimal Wasser darauf
in der Hoffnung
daß der Blitz
sie entzündet

 


Eva Zeller

Dienstag, 25. Juni 2019





                       Wenn wir die Kleinigkeiten des Lebens

                       fantasievoll gestalten,
                       werden wir aufhören,
                       nur nach dem Großen zu jagen.


                         Ulrich Schaffer

Montag, 24. Juni 2019




Stellen Sie sich einen Patienten vor, der zum Arzt geht
und ihm sagt, woran er leidet.
Der Arzt sagt: „Ja, Ihre Symptome kenne ich sehr gut. Wissen Sie, was ich jetzt tun werde? 

Ich verschreibe Ihnen eine Arznei für Ihren Nachbarn."
Der Patient erwidert: „Vielen Dank, Herr Doktor, das wird mir sehr helfen."

Ist das nicht absurd? Aber so handeln wir alle.

Derjenige, der schläft, denkt immer, es würde ihm bessergehen, wenn ein anderer sich ändert. 

Sie leiden, weil Sie schlafen, aber Sie denken sich: 
„Wie schön könnte das Leben sein, wenn die anderen sich ändern würden; 
wie schön könnte das Leben sein, wenn mein Nachbar sich änderte, oder meine Frau, oder mein Chef."

Wir möchten immer, dass jemand anderes sich ändert,
damit es uns gutgeht.

Doch sind Sie noch nie auf den Gedanken gekommen, dass selbst dann,
wenn sich Ihre Frau oder Ihr Mann ändert, Ihnen nicht viel geholfen wäre.
 

Sie sind genauso verwundbar wie vorher, genauso ein Narr wie vorher, schlafen genauso wie vorher.

Sie sind derjenige, der sich ändern muss, der die Arznei zu schlucken hat.

Doch Sie bestehen darauf: „Ich fühle mich gut, weil die Welt in Ordnung ist."

Irrtum! 

 
Die Welt ist in Ordnung, weil ich mich gut fühle.
Das ist die Botschaft, die uns alle Mystiker verkünden.


Anthony de Mello

Sonntag, 23. Juni 2019




Du selbst

Ein Geschäftsmann wollte vom Meister wissen,
was das Geheimnis eines erfolgreichen Lebens sei.

Sagte der Meister: „Mach jeden Tag einen Menschen glücklich!"


Und er fügte als nachträglichen Gedanken hinzu:
„... selbst wenn dieser Mensch du selbst bist."

Samstag, 22. Juni 2019





Unsere              

Beziehungen zu Gott,                                 
unsere persönlichen Beziehungen                                  
zu ihm                                 
bilden die                                  Grundlage                                 
für alles weitere.

 Oscar A. Romero

Freitag, 21. Juni 2019





Warum hast du gezweifelt...
Du bist verloren, wenn du kein Vertrauen mehr hast.
Selbst wenn dir alles glückte,
selbst wenn die Menschen dich um deine Erfolge beneideten.
Und so lange stehst du fest
wie du Vertrauen hast:
Selbst wenn dir alles immerzu unter der Hand zerfällt,
selbst wenn dich die Menschen immerfort zu vernichten trachten,
selbst wenn du gegen das eigene Ich,
gegen die schlimmsten Voraussagen,
gegen die offensichtliche Niederlage,
gegen das eigene Entsetzen mit dem Rest deines            Willens
      v e r t r a u e n   w i l l s t . . .

Donnerstag, 20. Juni 2019




Ich darf nicht vergessen 
das Sterben zu üben,
wie ein Maulwurf 
unter allem was 
fest scheint.

Ulrich Schaffer

Mittwoch, 19. Juni 2019



Es herrscht das ganze Leben lang
eine Art Kampf zwischen uns und den Dingen!
Entweder wir gehen in ihnen auf,
oder aber wir absorbieren und assimilieren sie.
Das Feld gehört dem Stärkeren,
das heißt dem Ungeteilteren,
das heißt schließlich dem inniger mit Gott vereinten.

 

Teilhard de Chardin

Dienstag, 18. Juni 2019





Das eigene Wort,
wer holt es zurück,
das lebendige,
                                                                                               eben noch unausgesprochene Wort?
Wo das Wort vorbeifliegt,
verdorren die Gräser,
werden die Blätter gelb,
fällt Schnee.
Ein Vogel käme dir wieder.
Nicht dein Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinen Mund.
Du schickst andere Worte
hinterdrein,
Worte mit bunten weichen Federn.
                                                                        Das Wort ist schneller,
                                                                        das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hört nicht auf,
anzukommen.
Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei.
Nicht das Wort.
Am Ende ist das Wort,
immer
am Ende
das Wort.
Hilde Domin

Montag, 17. Juni 2019



Erfahrungen und Fehler sind normal und heilsam;
gäbe es keine Erfahrungen und Fehler, gäbe es keine Risiken.
Es gäbe nur die berechnete Konformität.
Doch das ist weder Leben noch der Sinn der Schöpfung,
noch die Erfahrung von Liebe
und auch nicht die Frohe Botschaft.



Anthony de Mello

Sonntag, 16. Juni 2019






Geht hinaus in euren Tag ohne vorgefassten Ideen und vorausgeahntes Ermatten,
ohne Absicht mit Gott, ohne Bescheidwissen über ihn, 
ohne Begeisterung,
ohne Bibliothek,
brecht auf, ihm zu begegnen.

Brecht auf ohne vorgezeichneten Weg, ihn zu entdecken,
denn wisst man trifft ihn unterwegs und nicht am Ziel.

Versucht nicht, ihn nach ausgefallenen Rezepten zu finden,
lasst euch selbst in der Armut eines banalen Lebens von ihm finden.

 
Madeleine Delbrel

Samstag, 15. Juni 2019





Wenn einer sich vornähme, das Wort Tod nicht mehr zu benützen,
auch kein anderes, das mit dem Tod zusammenhängt, mit dem Menschentod
oder mit dem Sterben der Natur. 

Ein ganzes Buch würde er schreiben,
ein Buch ohne Tod, ohne Angst vor dem Sterben, ohne Vermissen der Toten,
die natürlich auch nicht vorkommen dürften, ebensowenig wie Friedhöfe,
sterbende Häuser, tödliche Waffen, Autounfälle, Mord. 

Er hätte es nicht leicht,
dieser Schreibende, jeden Augenblick müßte er sich zur Ordnung rufen,
etwas, das sich eingeschlichen hat, wieder austilgen, schon der Sonnenuntergang
wäre gefährlich, schon ein Abschied, und das braune Blatt, das herabweht,
erschrocken streicht er das braune Blatt. 

Nur wachsende Tage, nur Kinder
und junge Leute, nur rasche Schritte, Hoffnung und Zukunft, ein schönes Buch,
ein paradiesisches Buch.




Marie Luise Kaschnitz

Freitag, 14. Juni 2019



Zu einer Zeit, als in Afrika das Reisen noch sehr beschwerlich war, kämpfte sich ein Forscher mit seinen Trägern durch dichtes Buschland. 

Weil er nach drei Tagen sein Ziel erreichen wollte, trieb er sie immer wieder zur Eile an. 
Zunächst ließen sie sich sein Drängen gefallen, dann aber setzten sie sich und blieben sitzen.


Die Sonne brannte heiß, die Luft flimmerte, nur ein paar Vögel sangen in die Stille hinein.


Der Forscher bat die Männer weiterzugehen, er drohte ihnen, er lockte sie. 
Nichts half Sie blieben sitzen.



Endlich kam ihm die Idee, zu fragen: „ Warum verweigert ihr die Arbeit? Warum geht ihr nicht weiter? "



Und da sagte einer der Träger den Satz, den der Forscher wohl nicht mehr vergessen konnte: 

„ Wir müssen warten, bis unsere Seele nachgekommen ist."

Donnerstag, 13. Juni 2019




Wie groß und bewegend 
müßte das Erlebnis eines Menschen sein,         
der, seine Straße ziehend,         
ohne den gesuchten Frieden zu finden,         
plötzlich fühlt und versteht,         
daß er ein Sohn, eine Tochter des Vaters ist,         
von IHM gekannt und geliebt,         
und nicht mehr         
nur ein         
in der Unendlichkeit des Raumes         
verlorenes Atom.        

Giovanni Battista de Rossi

Mittwoch, 12. Juni 2019




Der heutige Zustand der Welt, das ganze Leben ist krank.
Wenn ich Arzt wäre und man mich fragte, was rätst du?
Ich würde antworten: 
Schaffe Schweigen! Bringe die Menschen zum Schweigen.


Gottes Wort kann so nicht gehört werden.
Und wenn es unter der Anwendung 
lärmender Mittel geräuschvoll hinausgerufen wird,
daß es selbst im Lärm gehört werde,
so ist es nicht mehr Gottes Wort. 

Darum schaffe Schweigen!
Sören Kierkegaard

Dienstag, 11. Juni 2019






                   Gebet der Schildkröte
                   Ein bischen Geduld, lieber Gott,                   ich komme schon!                   Man muß seine Natur nehmen, wie sie ist.                   Nicht habe sie gemacht.                   Ich möchte keineswegs                   dies Haus auf meinem Rücken kritisieren:                   Es hat sein Gutes.                   Aber gib zu Herr:                   Es ist reichlich schwer zu tragen!                   Nun ja, laß diesen Panzer und mein Herz                   - die doppelte Klausur -                   für dich nicht ganz verschlossen sein.

Montag, 10. Juni 2019





Es gehört zum Leben, immer wieder für etwas zu sterben, um für Neues offen zu sein.
Das bedeutet Auferstehung: sich verabschieden, loslassen, weitergehen.

Nur dann kannst du in Fülle leben.

In Fülle leben bedeutet, in der Gegenwart zu leben.
In der Gegenwart zu leben bedeutet, ganz im Hier und Jetzt da zu sein ...

Das Leben ist nicht im Gestern. Es steckt auch nicht im Morgen.
Es ist in der Gegenwart da.
Das gleiche gilt für die Liebe.
Das gleiche gilt für Gott.
 
Lebe in der Gegenwart und spüre, wie das Leben jetzt ist.
 
Das ewige Leben ist ein ewiges Jetzt;
folglich ist es hier und jetzt da.
 
Anthony de Mello

Sonntag, 9. Juni 2019



Ich bin kraftlos,
vertrauensmüde,
ohne Freude,

Ohnmacht erfüllt
mein leergebranntes Herz.

Aus der Tiefe der Einsamkeit rufe ich,
Herr
zu Dir:
gib mir einen Menschen.

Das Vertrauen ist versiegt.
Aber ohne Vertrauen kann Freundschaft nicht bestehen.

Herr, gib einen Funken Hoffnung
in die ausgebrannte Gegenwart!
Reiße mich in Deine Zukunft!

Wenn ich aus der Ohnmacht es Vertrauens
aus der Tiefe zu Dir rufe:
zeige Dich in einem Menschen.




Ingeborg Pacher

Samstag, 8. Juni 2019



Viele Erwachsene brauchen für die kleinste Kleinigkeit eine Erlaubnis -
um ab und zu ihre Meinung zu sagen, oder um ein bisschen Spaß im Leben zu haben.
Wie ein Kind bitten sie um Erlaubnis, wenn sie dafür kämpfen, selbst frei entscheiden,
Anteil nehmen, sprechen und fühlen zu können.
Die eigene Beeinflussung zu überwinden ist genauso schwierig
wie die fünf Sinne zum ersten Mal zu gebrauchen.
Du wirst dir seltsam vorkommen und dich alleine fühlen,
wenn du auf sie vertraust, anstatt dem Drang zu folgen, eine Erlaubnis einzuholen.
Doch die Freude, die du erfahren wirst, ist nicht zu beschreiben: es ist wie eine Auferstehung zu neuem Leben.


Anthony de Mello

Freitag, 7. Juni 2019



Der springende Punkt

Der springende Punkt ist, dass Sie weder okay noch nicht okay sind. 

Sie können höchstens der momentanen Stimmung, dem Trend oder der Mode entsprechen. 
Heißt das nun, dass Sie okay geworden sind? 
Hängt Ihr Okay-Sein davon ab? 
Hängt es davon ab, wie man über Sie denkt? 

Jesus Christus muss demnach überhaupt nicht okay gewesen sein. 

Sie sind nicht ,okay', und Sie sind nicht, nicht okay', 
Sie sind Sie selbst! 

Ich hoffe, dass dies eine wichtige Entdeckung für Sie wird, zumindest für einige von Ihnen. 
Vergessen Sie das ganze Gerede von okay und nicht okay. 
Vergessen Sie alle Urteile, und beobachten Sie einfach, schauen Sie zu. 

Sie werden wichtige Entdeckungen machen, die Sie verändern werden. 
Sie werden sich nicht im geringsten anstrengen müssen, glauben Sie mir.

Anthony de Mello

Donnerstag, 6. Juni 2019



Ich habe alles falsch gemacht
Ich wollte ein anderes Leben haben;
nicht das, das sich mir bot.
Frei wollte ich sein,
frei von den unaufhörlichen Forderungen,
die an mich gestellt wurden,
frei endlich auch
von mir selbst.
Ein anderer Mensch wollte ich sein;
nicht mehr der Unverstandene, der Getretene.

Doch man kann nicht ein anderer sein,
man kann nur anders werden.
Ich vermochte nicht einmal das.
Dazu hätte ich mich dem Leben stellen müssen.
Doch ich war immer auf der Flucht...
Dir, mein Gott, bekenne ich,
daß ich das Leben
- in der Form, in der Du es mir gegeben hast -
nicht angenommen habe.
Ich habe nichts getan,
um meine seelischen Kräfte zu entfalten,
so daß ich immer ein schwacher Mensch blieb.
Herr, ich bin bereit wieder neu zu beginnen.
Schenke mir Dein Erbarmen.


Ingeborg Pacher/Eva Maria Rahlfs

Mittwoch, 5. Juni 2019





Es ist gut am Rand zu leben
schon der gedachte Tod macht
Aufmerksam

Ulrich Schaffer 

Dienstag, 4. Juni 2019




Nicht sagen:
Da habe ich eine Dummheit gemacht
also werde ich wieder eine machen.
Durch Dummheiten werden wir alle groß.
Anfänglich fühlen wir uns
noch minderwertig,
das sollte verschwinden.
Wir müssen Gelegenheiten suchen
unsere Fähigkeiten zu entfalten
und mutig zu entfalten.



Josef Kentenich



Montag, 3. Juni 2019





Mit jedem Menschen ist 
etwas Neues 
in die Welt gesetzt, 
was es noch nicht gegeben hat, 
etwas Erstes und Einziges. 

Jeder Einzelne ist 
ein Teil in der Welt, 
und er sollte 
seine Eigenschaften in dieser Welt 
vollkommen machen.

M. Buber

Sonntag, 2. Juni 2019





Alles
in der Welt ist
merk-würdig und wunder-bar
für ein Paar wohlgeöffneter Augen.



                                              José Ortega y Gasset

Samstag, 1. Juni 2019





                                          DESIDERATA (8)



                              Lebe sorgfältig. Versuche glücklich zu sein.