Freitag, 30. Juni 2017



Man schämt sich jetzt schon der Ruhe;
das lange Nachsinnen macht beinahe Gewissensbisse.
Man denkt mit der Uhr in der Hand,
wie man zu Mittag ißt,
das Auge auf das Börsenblatt gerichtet -
man lebt wie einer,
der fortwährend etwas „versäumen könnte".

„Lieber irgend etwas tun als nichts" -
auch dieser Grundsatz ist eine Schnur,
um aller Bildung und allem höheren Geschmack
den Garaus zu machen.

Und so wie sichtlich alle Formen
an dieser Hast der Arbeitenden zugrunde gehen,
so geht auch das Gefühl für die Form selber,
das Ohr und Auge
für die Melodie der Bewegungen zugrunde.

Der Beweis dafür liegt in der jetzt überall geforderten
plumpen Deutlichkeit in allen den Lagen,
wo der Mensch einmal redlich mit Menschen sein will,
im Verkehr mit Freunden, Frauen, Verwandten, Kindern,
Lehrern, Schülern, Führern -

man hat keine Zeit und keine Kraft mehr für die Zeremonien,
für die Verbindlichkeit mit Umwegen,
für allen Esprit der Unterhaltung
und überhaupt für alles Beschauliche.

Friedrich Nietzsche

Donnerstag, 29. Juni 2017



Herr, gib uns ein kühnes Herz...

Gib und ein kühnes Herz,
denn siehe, Herr, wir sind geworfen zwischen zweien Welten.
Wohl traf dein Pfeil uns tödlich,
doch wir schälten
uns nie von dieser Erde Liebe leer.
Gib uns die Kühnheit, Herr,
dich ganz zu wagen,
die Dinge abzutun, die an uns hangen,
und mit dem Herzen nur nach dir
zu langen,
und gib den Mut
dem Tode ja zu sagen, der Einsamkeit,
dem Dunkel und dem Leid.-
Wir sind anheimgegeben deinen Händen.
Die Treue schenk
das Wagnis zu vollenden!
Herr, gib ein kühnes Herz,
wir sind bereit.



Reinhold Schneider

Mittwoch, 28. Juni 2017



Man schämt sich jetzt schon der Ruhe;
das lange Nachsinnen macht beinahe Gewissensbisse.
Man denkt mit der Uhr in der Hand,
wie man zu Mittag ißt,
das Auge auf das Börsenblatt gerichtet -
man lebt wie einer,
der fortwährend etwas „versäumen könnte".

„Lieber irgend etwas tun als nichts" -
auch dieser Grundsatz ist eine Schnur,
um aller Bildung und allem höheren Geschmack
den Garaus zu machen.

Und so wie sichtlich alle Formen
an dieser Hast der Arbeitenden zugrunde gehen,
so geht auch das Gefühl für die Form selber,
das Ohr und Auge
für die Melodie der Bewegungen zugrunde.

Der Beweis dafür liegt in der jetzt überall geforderten
plumpen Deutlichkeit in allen den Lagen,
wo der Mensch einmal redlich mit Menschen sein will,
im Verkehr mit Freunden, Frauen, Verwandten, Kindern,
Lehrern, Schülern, Führern -

man hat keine Zeit und keine Kraft mehr für die Zeremonien,
für die Verbindlichkeit mit Umwegen,
für allen Esprit der Unterhaltung
und überhaupt für alles Beschauliche.

Friedrich Nietzsche

Dienstag, 27. Juni 2017



Nur eines ist wichtig,
ob wir tapfer
oder feige sind:
immer dort zu sein,
wo Gott uns haben will und im übrigen ihm vertrauen.

 

George Bernanos

Montag, 26. Juni 2017



O Herr! Möchtest Du eines Tages,
wenn Du unsere Schöpfung in die Scheuer einbringst,
jenes große Tor für die geschwätzige Rasse der Menschen öffnen;
möchtest Du ihnen im ewigen Stall ihren Platz weisen,
wenn die Zeiten vollendet sind,
und unseren Fragen ihren Sinn nehmen,
wie man die Krankheit heilt.
Denn es ist mir vergönnt zu begreifen,
daß aller Fortschritt des Menschen in der Entdeckung besteht,
wie seinen Fragen, einer nach der anderen,
kein Sinn innewohnt;
habe ich doch meine Weisen befragt,
und sie haben nicht etwa einige Antworten
auf die Fragen des letzten Jahres gefunden -
nein, Herr, sie lächeln heute übersieh selber,
denn die Wahrheit kam ihnen als Auslöschen einer Frage.
Der ist töricht, der von Gott eine Antwort erwartet.
Wenn Er dich aufnimmt, wenn Er dich heilt,
so geschieht es, weil Er mit Seiner Hand
deine Fragen gleich dem Fieber von dir nimmt.
So ist es.
Herr, wenn Du Deine Schöpfung
eines Tages in die Scheuer einbringst,
so öffne das doppelte Scheunentor und laß uns dort eintreten,
wo nicht mehr geantwortet wird,
denn dort gibt es keine Antwort mehr, aber die Seligkeit,
die der Schlußstein der Fragen ist,
und die Schau, die befriedigt. 
            

                                                                                                      Antoine de Saint-Exupéry

Sonntag, 25. Juni 2017

25.06.17 Brienzwieler - Ralligen

25.06.17 Brienzwieler - Ralligen

25.06.17 Brienzwieler - Ralligen

Die Zeit des Pilger(n)s ist vorbei!
Man sagt der Narr ist traurig, wenn der Vorhang fällt  (sehr frei nach R. May)

Es war gut zu spüren, daß ich auch so eine verrückte Etappe wie die von gestern noch gehen kann, aber sie war schon grenzwertig für mich - morgens gleich hin ab in die Ranft um dann gleich wieder hinauf nach Flüeli und dann wieder hin ab nach Sachseln - dann zwar am SarnerSee entlang , um dann wieder zum LungererSee aufzusteigen und dann zum Abschluß hoch auf den BrünigPaß mit seinem durch einen wunderbar mystischen Wald, der aber nicht so wunderbar steilen Abstieg nach Brienzweiler mit seiner authentisch Pilgerherberge, die dann wieder für vieles entschädigt hat.

Ein stetes Auf und Ab .... fast wie im richtigen Leben ....

Heute zum Morgengruß gab es dann eine kleines Gewitter mit gleichzeitigem Regen, der nur während des Frühstücks Pause machte, um dann zum Aufbruch gleich so richtig nachzulegen.
Und so wurde es leider nichts mit dem entspannten Spaziergang durch das wunderbare Freilichtmuseum Ballenberg, mit seinen endlos vielen alten Holzhäusern aus allen Regionen der Schweiz - fiel im wahrsten Sinne ins Wasserfall.
Bald danach wurde es zumindest trockener und gegen mittag wieder warm mit weiß-blauem Himmel. Es wurde auch kein "Auslauf"Tag, sondern ging, obwohl am Brienzersee entlang, nochmals richtig zur Sache mit - ja richtig - richtig viel auf und ab 
Höhepunkt war die Überquerung einer Hängeseilbrücke - heard attack garantiert  😁
Und jetzt am Thunersee gilt es für mich Abschied zu nehmen von einer wunderbaren Zeit und Danke zu sagen an alle, die sie mir ermöglicht haben - vor allem meiner Familie - und auch an alle, die mich begleitet und ermutigt haben diese Wege zu gehen
Allen allzeit Buen Camino - seid alle Zeit behütet
Bernd



Vielleicht bin ich für Sie in meiner Einsamkeit so etwas wie ein Eroberer,
ein Forscher, der in Bereiche vordringt, die Ihnen unzugänglich bleiben,
außer Sie betreten sie vielleicht in Begleitung eines Psychiaters.

Habe ich nicht die Berufung erhalten, vordringen zu müssen
in eine wüste Gegend des Menschenherzens, dorthin,
wo die Erklärungen ausgehen und nur mehr zählt, was einer erfährt?

Eine dürre, steinige, düstere Landschaft ist das,
bisweilen durchleuchtet von seltsamen Feuern, vor denen der Mensch Angst hat,
bevölkert von gespenstigen Schatten, denen er sorglich aus dem Weg geht,
wenn er ihnen nicht in seinen Träumen begegnen muß.
Thomas Merton