Sonntag, 21. November 2021

Winter der Seele - R. de Langeac

 


Winter der Seele

Es ist Winter. Aber auch das muß sein.
Nur ein Tor wird im Winter einen Baum fällen,
weil er jetzt nicht Blüten oder Früchte trägt.
Winter ist die Zeit der tiefen, schmerzlichen, mühsamen Verwurzelung,
die sich erst in der Zukunft richtig auswirkt.-
Jetzt stehst du gleichsam am Tor der Burg.
Du klopfst an, doch niemand öffnet.-
Aber du harrst aus, allen Unbilden der Witterung ausgesetzt...
Selten hellt sich der Himmel auf und läßt den Frühling ahnen.-
Sag dem Herrn, daß du nicht aufhören wirst, anzuklopfen,
da du auf sein Versprechen baust.
Vergiß aber nicht, daß er alle Rechte hat.
Warte geduldig, bis deine Stunde schlägt.-
Entfliehe keinem Leiden, das die Vorsehung dir schickt.-
In der Stunde des Leidens, der Prüfung, harre in Geduld.
Auf den Winter folgt der Frühling.
Die gefrorene Erde läßt man in Ruhe und bearbeitet sie nicht.
Wir aber möchten immer wieder handeln,
auch wenn alles dagegen spricht.
Nein, ich wiederhole, harre in Geduld!


R. de Langeac




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