SEPTEMBER
Blick aus der Wartburg © Bernd H Brang dem nachspüren, was Platz im Leben beansprucht |
©
Bernd H Brang
dem nachspüren, was hinter der Fassade lauert
|
©
Bernd H Brang
|
Der Pilger wanderte schon einige Zeit durch einen Wald wie
aus einem Märchen – knorrige, moosbewachsene Bäume, von denen lange Flechten
wie Bärte von alten weisen Männern herunterhingen.
Plötzlich sah er auf einer Lichtung eine alte Frau, die mit
Steinen und Kieseln in einem Sandhaufen spielte.
Er rieb sich die Augen
– doch die Frau und der Sandhaufen verschwanden nicht. Irritiert schaut er ihr
eine Weile zu – dann fragte er sie, was er da mache.
Die Frau lächelte
ihn an und sagte: „Ich denke über das Leben nach.“
„Ah!“ sagte der Pilger und wollte kopfschüttelnd weiter gehen.
Doch die alte Frau rief ihm nach: „Wollen Sie einmal
meine Ergebnisse sehen?“
Der Pilger blieb stehen – irgendwie verrückt – aber sie tat ihm leid, wie
sie so allein auf der Lichtung saß und mit Sand und Steinen spielte.
Die Frau füllte
einen Eimer mit großen Steinen und fragt den Pilger, ob der Eimer voll sei.
Er bejahte es.
Dann nahm die alte
Frau Kieselsteine und schüttete diese in den Eimer. sie schüttelte den Eimer
hin und her und die Kieselsteine rollten in die Leerräume zwischen den Steinen.
Wieder fragte sie den
Pilger, ob der Topf nun voll sei.
Er stimmte zu und wollte sich nun kopfschüttelnd abwenden.
Die alte Frau nahm
als nächstes Sand in die Hände und schüttete diesen in den Eimer. Natürlich
füllte der Sand den kleinsten verbliebenen Freiraum.
Sie frage ein
drittes Mal, ob der Eimer nun voll sei.
Der Pilger antwortete ärgerlich „ja“.
Nun hatte die alte
Frau plötzlich zwei Dosen Bier in der Hand und schüttete den ganzen Inhalt in
den Topf und füllte somit den letzten Raum zwischen den Sandkörnern aus.
Der Pilger war nun überzeugt, daß die Frau geistig verwirrt sei – für das
Bier hätte er eine bessere Verwendung gehabt und er ging weg.
Doch die alte Frau rief
ihm nach: „Wollen Sie sich nicht die Erklärung des Experiments anhören – oder
habe sie alles verstanden?“
Noch mehr verwirrt kam der Pilger wieder zu der Frau zurück.
„Nun“, sagte sie mit einem weisen Lächeln, „Ich möchte, daß Sie diesen Eimer als die Repräsentation Ihres Lebens ansehen.
Die Steine sind die wichtigen
Dinge in Ihrem Leben: Ihre Familie, Ihre Kinder, Ihre Gesundheit, Ihre Freunde,
die bevorzugten, ja leidenschaftlichen Aspekte Ihres Lebens, welche, falls in
Ihrem Leben alles verlorenginge und nur noch diese verbleiben würden, Ihr Leben
trotzdem, noch erfüllend machten.
Die Kieselsteine symbolisieren die anderer
Dinge im Leben wie Ihre Arbeit, Ihr Haus, Ihr Geld.
Der Sand ist alles andere, die
Kleinigkeiten.
Falls Sie den Sand zuerst in den Topf geben“, fuhr die Alte fort, „hat es weder Platz für die Kieselsteine
noch für die Golfbälle. Dasselbe gilt für Ihr Leben.
Wenn Sie all Ihre Zeit und Energie in Kleinigkeiten investieren, werden
Sie nie Platz haben für die wichtigen Dinge.
Achten Sie auf die Dinge, welche Ihr Glück gefährden. Spielen Sie mit den
Kindern. Nehmen Sie sich Zeit für eine ihre Gesundheit. Führen Sie Ihren
Partner zum Essen aus.
Es wird immer noch Zeit bleiben
um das Haus zu reinigen oder Pflichten zu erledigen.
Achten Sie zuerst auf die Steine, die Dinge, die wirklich
wichtig sind.
Setzen Sie Ihre Prioritäten. Der Rest ist nur Sand."
Da wollte der Pilger doch wissen,
was denn das Bier repräsentieren soll.
Die Alte schmunzelte: "Ich
bin froh, daß Sie das fragen. Es ist dafür da, Ihnen zu zeigen, daß, egal wie
schwierig Ihr Leben auch sein mag, es immer noch Platz gibt für ein oder zwei
Bierchen."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen