Sonntag, 30. November 2014





O Gott,
wenn du unsere Schöpfung heimbringst,
dann öffne das große Tor
für die geschwätzige Rasse der Menschen.

Dann wird die Zeit vollendet sein,
und unsere Fragen
werden ihren Sinn verlieren,
wir werden von ihnen geheilt sein
wie von einer Krankheit.
Denn der Fortschritt des Menschen
besteht in der Entdeckung,
dass seinen Fragen kein Sinn innewohnt.

Ich habe die Weisen dieser Erde befragt.
Sie haben auf die Fragen des vergangenen
fahr es keine Antwort gefunden.
Die aber zu dir heimkehrten,
lächeln heute über sich selbst,
denn als sie die Wahrheit erkannten,
waren alle ihre Fragen
wie ausgelöscht.

Wenn er dich aufnimmt, Mensch,
so heilt er dich.
Er nimmt deine Fragen
mit seiner Hand von dir wie ein Fieber.

 Gott,
wenn du deine Schöpfung eines Tages
heimbringst, so öffne das doppelte Tor
und lass uns eintreten in dein Haus,
wo wir nicht mehr nach Antworten suchen,
weil wir glücklich sind.
Denn die Seligkeit ist das Ende der Fragen.
Und unser Friede wird sein,
dich zu verehren.

Antoine de Saint-Exupéry

Samstag, 29. November 2014





                             Was kann man tun, um glücklich zu sein?
                             Nichts!
                             Man kann nichts tun,  
                             braucht nichts Zusätzliches;
                             du musst etwas lassen:  
                             Deine Illusionen, deine Ambitionen, deine Sehnsüchte.
                             Wie lässt man von denen?
                             Indem man erkennt, dass sie falsch sind.

                             Anthony de Mello

Freitag, 28. November 2014





              Einem sich ständig über andere beklagenden Schüler sagte der Meister:  
              „Wenn du wirklich Frieden haben willst,  
              versuche, dich selbst zu ändern, nicht die anderen.  
              Es ist einfacher, deine Füße mit Hausschuhen zu schützen,  
              als die ganze Erde mit Teppichen auszulegen."
              Anthony de Mello

Donnerstag, 27. November 2014




                Wer sich
                aus wissenschaftlichen Erkenntnissen
                ein Bild
                des göttlichen Urgrundes formen will,
                gleicht einem,
                der das Licht einschaltet,
                um die Sonne zu sehen.

                Peter Horton

Mittwoch, 26. November 2014






Das ist der Sinn, (2)
den alle großen Männer
in ihren Werken ausgedrückt haben,
alle, die etwas mehr
gesucht und gearbeitet
und mehr geliebt haben
als die anderen,
alle, die auf die hohe See des Lebens
hinausgesteuert sind.

Hinaussteuern auf das Meer,
das müssen wir auch tun,
wollen wir etwas fangen,
und wenn es manchmal geschieht,
daß wir die ganze Nacht
gearbeitet haben und nichts erreichen,
dann ist es gut, doch nicht aufzugeben,
sondern in der Morgenstunde
nochmals das Netz auszuwerfen.

VINCENT VAN GOGH

Dienstag, 25. November 2014





Du musst niemanden beeindrucken, nie wieder.
Du fühlst dich in der Welt einfach wohl, du verlangst von niemandem mehr etwas.
Wenn deine Wünsche nicht erfüllt werden, macht dich das nicht unglücklich.
Wenn du dich vor niemandem mehr verteidigen musst, fühlst du dich auch nicht mehr dazu gezwungen, dich zu entschuldigen.
Noch nicht einmal, dich zu erklären. Du musst niemand mehr beeindrucken.
Du belastest dich nicht damit, was andere sagen oder denken.
Es macht dir nichts aus, es trifft dich nicht.
Dann wird die Liebe beginnen. Aber erst dann.


Anthony de Mello

Montag, 24. November 2014





Es ist richtig, bei dem Glauben zu bleiben, (1)
daß alles wunderbar ist,
weit mehr als man begreifen kann;
denn das ist die Wahrheit,
und es ist gut,
feinfühlig und zart von Herzen zu sein,
es ist schön, voller Wissen zu sein
in den Dingen, die verborgen sind
vor den Weisen und Verständigen dieser Welt.
Es ist das Bedürfnis nach nichts Geringerem
als dem Unendlichen und Wunderbaren
und der Mensch tut wohl daran,
wenn er nicht mit weniger zufrieden ist
und sich nicht zu Hause fühlt,
solange er das nicht errungen hat.

VINCENT VAN GOGH
 

Sonntag, 23. November 2014





                Alle Schönheit dieser Welt
                ist in Dir.
                Die Weisheit dieser Welt
                hat Dich nach Ihrem Bild geformt,
                darum mache Dich mit uns auf den Weg,
                das Kranke dieser Welt
                gesundzulieben.

                Peter Horton

Samstag, 22. November 2014




O Gott,
wenn du unsere Schöpfung heimbringst,
dann öffne das große Tor
für die geschwätzige Rasse der Menschen.

Dann wird die Zeit vollendet sein,
und unsere Fragen
werden ihren Sinn verlieren,
wir werden von ihnen geheilt sein
wie von einer Krankheit.
Denn der Fortschritt des Menschen
besteht in der Entdeckung,
dass seinen Fragen kein Sinn innewohnt.

Ich habe die Weisen dieser Erde befragt.
Sie haben auf die Fragen des vergangenen
fahr es keine Antwort gefunden.
Die aber zu dir heimkehrten,
lächeln heute über sich selbst,
denn als sie die Wahrheit erkannten,
waren alle ihre Fragen
wie ausgelöscht.

Wenn er dich aufnimmt, Mensch,
so heilt er dich.
Er nimmt deine Fragen
mit seiner Hand von dir wie ein Fieber.

 Gott,
wenn du deine Schöpfung eines Tages
heimbringst, so öffne das doppelte Tor
und lass uns eintreten in dein Haus,
wo wir nicht mehr nach Antworten suchen,
weil wir glücklich sind.
Denn die Seligkeit ist das Ende der Fragen.
Und unser Friede wird sein,
dich zu verehren.

Antoine de Saint-Exupéry

Freitag, 21. November 2014





               Nur die Kreativität
               des kindlich offenen Gemüts
               dringt in die Schale des Nichtwissens,
               die das Herz der Wahrheit
               dem flegelhaften Blick
               eines sich selbst
               vergötzenden Intellekts
               verhüllt.

               Peter Horton

Donnerstag, 20. November 2014





GLÜCK ODER PECH?

Eine chinesische Geschichte erzählt von einem alten Bauern, 
der ein altes Pferd für die Feldarbeit hatte. 
Eines Tages entfloh das Pferd in die Berge, 
und als alle Nachbarn des Bauern sein Pech bedauerten, antwortete der Bauer: 
„Pech? Glück? Wer weiß?"
Eine Woche später kehrte das Pferd mit einer Herde Wildpferde aus den Bergen zurück, 
und diesmal gratulierten die Nachbarn dem Bauern wegen seines Glücks. 
Seine Antwort hieß: „Glück? Pech? Wer weiß?"
Als der Sohn des Bauern versuchte, eines der Wildpferde zu zähmen, 
fiel er vom Rücken des Pferdes und brach sich ein Bein. 
Jeder hielt das für ein großes Pech. 
Nicht jedoch der Bauer, der nur sagte: „Pech? Glück? Wer weiß?"
Ein paar Wochen später marschierte die Armee ins Dorf und zog jeden tauglichen jungen Mann ein, den sie finden konnte. 
Als sie den Bauernsohn mit seinem gebrochenen Bein sahen, ließen sie ihn zurück. 
War das nun Glück? Pech? Wer weiß?

Was an der Oberfläche wie etwas Schlechtes, Nachteiliges aussieht, kann sich bald als etwas Gutes herausstellen. 
Und alles, was an der Oberfläche gut erscheint, kann in Wirklichkeit etwas Böses sein. 
Wir sind dann weise, wenn wir Gott die Entscheidung überlassen,
was Glück und was Unglück ist; 
wenn wir ihm danken, dass für jene, die ihn lieben, alles zum Besten gedeiht.
 
 

Mittwoch, 19. November 2014





                 Weiter treibe ich
                 hinaus ins fremde Land.
                 Beinhart die Erde,
                 Eisluft beißend kalt.
                 Berührt vom Winde 
                 meines unbekannten Ziels 
                 zittern die Seiten 
                 im Warten.

                 Immer ein Fragender 
                 werde ich dort sein,  
                 wo das Leben verklingt - 
                 ein klar schlichter Ton 
                 im Schweigen.

 
                 Dag Hammarskjöld

Dienstag, 18. November 2014






Achte gut auf diesen Tag,
denn er ist das Leben.

Das Leben allen Lebens. 
In seinem kurzen Ablauf liegt 
alle Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins; 
die Wonne des Wachsens, 
die Größe der Tat. 

Denn das Gestern ist nichts als ein Traum und 
das Morgen nur eine Vision. 

Das Heute jedoch - recht gelebt - 
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und jedes Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.

Darum achte gut auf diesen Tag!



(Sanskritspruch)

Montag, 17. November 2014



                              Es ist wichtig,
                              von Zeit zu Zeit innezuhalten,
                              zu sich selbst zu kommen
                              und nur zu sein.
                              Glaube nicht,
                              daß Du immer irgend etwas tun mußt,
                              weil Du sonst Zeit verschwendest.
 
                              Es ist wichtig,
                              daß Du Deinen eigenen Rhythmus findest,
                              und niemals versuchst,
                              mit dem Rhythmus anderer mitzuhalten.
 
                              Dies ist, warum so vieles falsch läuft:
                              Jeder versucht, mit jedem Anderen
                              Schritt zu halten,
                              und das Tempo wird schneller und schneller
                              und das Leben unerträglich.
                              Und fällt es langsamer aus,
                              so macht das auch nicht ein Jota.

                              Eileen Caddy

Sonntag, 16. November 2014




                                              Wenn ich stehe, dann stehe ich

                                              Ein in Meditation erfahrener Mann wurde einmal gefragt;
                                              warum er trotz seiner vielen
                                              Beschäftigungen immer so gesammelt sein könne.
                                              Dieser sagte:
                                              Wenn ich stehe, dann stehe ich,
                                              wenn ich gehe, dann gehe ich,
                                              wenn ich sitze, dann sitze ich,
                                              wenn ich esse, dann esse ich,
                                              wenn ich spreche, dann spreche ich ...
                                              Da fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten:
                                              Das tun wir auch, aber was machst
                                              du darüber hinaus ?
                                              Er sagte wiederum:
                                              Wenn ich stehe, dann stehe ich,
                                              wenn ich gehe, dann gehe ich,
                                              wenn ich sitze, dann sitze ich,
                                              wenn ich esse, dann esse ich,
                                              wenn ich spreche, dann spreche ich ... 
 
                                              Wieder sagten die Leute: 
                                              Das tun wir doch auch. 
                                              Er aber sagte zu ihnen:
                                              Nein,
                                              wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
                                              wenn ihr steht, dann lauft ihr schon,
                                              wenn ihr lauft, dann seid ihr schon
                                              am Ziel..."

Samstag, 15. November 2014






                                                          Das Leben kann nur rückwärts verstanden,

                                                    muss aber vorwärts gelebt werden.
 
                                                          SÖREN A. KIERKEGAARD

Freitag, 14. November 2014





Der Unwissende sucht,
wenn er ein bescheidenes Herz hat,
noch die Quelle.

Der Dumme behauptet,
sie zu kennen,
aber nicht zu brauchen.


Peter Horton

Donnerstag, 13. November 2014




Anmut und Behagen (2)


Ich sah auch schlechte Künstler,
verkrampft über zu schwierigen Stücken.
Ihr Spiel offenbarte ihre ganze Mühsal.
Vor lauter Hinsehn hörte man die Musik kaum.

Ein großer Schmerz für uns ist es,
daß wir deine schöne Musik so freudlos spielen,
Herr, der du uns Tag um Tag bewegst.

Daß wir immer noch bei den Tonleitern sind,
bei der Zeit der anmutslosen Bemühungen.
Daß wir zwischen den Menschen hindurchgehn
wie schwerbeladene, ernste, überanstrengte Leute.
Daß wir es nicht fertigbringen, über unserm Winkel der Welt,
während der Arbeit, der Hast, der Ermüdung
etwas auszubreiten wie

Anmut und Behagen der Ewigkeit.

Madeleine Delbrêl

Mittwoch, 12. November 2014




Anmut und Behagen (1)

Unser großer Schmerz ist, daß wir dich ohne Freude lieben,
o du, von dem wir «glauben», du seist unser Jubel;
daß wir ohne Behagen und Anmut
an deinen Willen gekrampft sind,
der unsere Tage bewegt.
Ein großer Schmerz, Herr, ist es für uns,
einen Künstler zu hören,
wie er die Menschenmusik ohne Ermüdung spielt,
indem er sich von ihr tragen läßt,
und durch die Akrobatik der Harmonien hindurch
einer Welle von Liebe begegnet, die doch nur Menschenmaß hat.
Von ihm vielleicht sollten wir es lernen,
deine Liebe zu spielen,
wir, für die diese Liebe zu groß, zu schwer ist.

Ich sah einen, der eine Zigeunerweise spielte
auf einer Geige aus Holz, 
mit Händen aus Fleisch.

In dieser Geige trafen sich sein Herz und die Musik.
Die Zuhörer hätten niemals erraten können,
daß die Melodie schwierig war,
Und wie lang er Tonleitern üben mußte,
seine Finger verrenken,
um die Noten und Klänge sich in die Fibern
seines Gehirns einprägen zu lassen.

Sein Körper war fast ohne Bewegung,
nur seine Finger, seine Arme.
Wenn er sich lang bemüht hatte, die Wissenschaft
der Musik zu besitzen,
so war es jetzt die Musik,
die ihn besaß, ihn belebte,
ihn aus sich selber hinauswarf wie eine tönende Entzückung.

Unter jeder gespielten Notehätte man eine ganze Geschichte
von Fingerübungen, Anstrengungen, Kämpfen entdecken können;
aber jede Note enteilte,als sei ihre Aufgabe erledigt,
wenn sie durch ihren genauen, vollkommenen Klang den Weg
für eine andere vollkommene Note gebahnt. 

Jede dauerte solange es nötig war.
Keine ging zu schnell los.
Keine verzögerte sich.
Sie dienten einem unmerklichen und allmächtigen Hauch.



Madeleine Delbrêl

Dienstag, 11. November 2014







Unser Glück gründet nie auf etwas Bestimmtem.
Wahres Glück hat keine Ursache.
Wenn Sie jemand glücklich macht, oder Ihr Beruf Sie glücklich macht, geht es dabei nicht wirklich um Glück,
sondern um die Erfüllung eines Wunsches:
Ich möchte irgendetwas, nehme einen Anlauf, schaffe es,
bin begeistert, mache weiter bis zum Schluss, fühle mich belohnt, es macht mir Spaß, schließlich werde ich dessen müde.
Wenn ich es nicht schaffe, werde ich unruhig.
Das ist kein Glück! Das sind Gefühle.


Anthony de Mello

Montag, 10. November 2014





                                       Wenn Sie eine Zeile
                                       beglückend anspringt,
                                       gebührt die Bewunderung
                                       Ihnen selbst.


                                       Der Verfasser kann nur wecken,
                                       was lebendig ist.

                                       Peter Horton

Sonntag, 9. November 2014




                 Unsere Lebendigkeit entsteht in unserer Leidenschaft für das Leben.

Ulrich Schaffer
                  

Samstag, 8. November 2014





Aufwachen!

Die meisten Leute schlafen, ohne es zu wissen.
Sie wurden schlafend geboren, sie leben schlafend, sie heiraten im Schlaf, erziehen im Schlaf ihre Kinder und sterben im Schlaf, ohne jemals wach geworden zu sein. Niemals verstehen sie den Reiz und die Schönheit dessen, was wir „menschliches Leben" nennen. 

Bekanntlich sind sich alle Mystiker - ob christlich oder nichtchristlich und egal, welcher theologischen Richtung oder Religion sie angehören - in diesem einen Punkt einig: dass alles gut, alles in Ordnung ist. Obwohl gar nichts in Ordnung ist, ist alles gut. Ein wirklich seltsamer Widerspruch. Aber tragischerweise kommen die meisten Leute gar nicht dazu, zu erkennen, dass tatsächlich alles gut ist, denn sie schlafen. Sie haben einen Alptraum.

Vor einiger Zeit hörte ich im Radio die Geschichte von einem Mann, der an die Zimmertür seines Sohnes klopft und ruft: „Jim, wach auf!"
Jim ruft zurück: „Ich mag nicht aufstehen, Papa." 
Darauf der Vater noch lauter: „Steh auf, du musst in die Schule!"
„Ich will nicht zur Schule gehen."
„Warum denn nicht?" fragt der Vater.
„Aus drei Gründen", sagt Jim. 
„Erstens ist es so langweilig, zweitens ärgern mich die Kinder, und drittens kann ich die Schule nicht ausstehen."

Der Vater erwidert: „So, dann sag' ich dir drei Gründe, wieso du in die Schule musst: Erstens ist es deine Pflicht, zweitens bist du 45 Jahre alt, und drittens bist du der Rektor." 
Also aufwachen, aufwachen! 
Du bist erwachsen geworden, du bist zu groß, um zu schlafen. 
Wach auf! Hör auf, mit deinem Spielzeug zu spielen.

Anthony de Mello