Dienstag, 30. Juni 2015




                       Wer im Zustand einer Emotion
                       entscheiden zu kännen glaubt,

irrt.
                       Er wird entschieden.

                          Peter Horton

Montag, 29. Juni 2015





                    Halt an! Wo läufst du hin!
                    Der Himmel ist in dir.
                    Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.

                      ANGELUS SILESIUS

Sonntag, 28. Juni 2015







                               Und wieder bin ich unhörbar, unhörbar wie das Licht.
                               So bis ins einzelne befasse ich mich mit der Stille,
                               daß ich, dem Tastsinn folgend, die Angst durchschneide. 
                               Die fremde und die eigene.
                               Und deshalb scheint's, ich gehöre zu ihnen, wenn Blinde sich umdrehen.
                               Gemeinsam ziehen wir im Finstern uns durchs Nadelöhr.





                               Ludvik Kundera




qwereerewre

Samstag, 27. Juni 2015




                 Solange wir
                 mit dem Rücken
                 zur aufgehende Sonne stehen
                 brauche wir Spiegel
                 um uns zu sehen.

                 Peter Horton

Freitag, 26. Juni 2015




                             

                         Versucht nicht, Dinge zu besitzen,
                         denn sie können nie wirklich besessen werden. 
                         Achtet nur darauf,
                         nicht von ihnen in Besitz genommen zu werden,
                         dann seid ihr Herr der Schöpfung.
                         Anthony de Mello

Donnerstag, 25. Juni 2015





                  Was wir für die Erde sind,
                  wird die Erde für uns sein.


                  Ulrich Schaffer

Mittwoch, 24. Juni 2015




Der heutige Zustand der Welt, das ganze Leben ist krank. 
Wenn ich Arzt wäre und man mich fragte, was rätst du?
Ich würde antworten: Schaffe Schweigen! Bringe die Menschen zum Schweigen.

Gottes Wort kann so nicht gehört werden.
Und wenn es unter der Anwendung lärmender Mittel geräuschvoll hinausgerufen wird,
daß es selbst im Lärm gehört werde,
so ist es nicht mehr Gottes Wort. 

Darum schaffe Schweigen!
Sören Kierkegaard


Dienstag, 23. Juni 2015





Werden wir es wagen?
 
Werden wir je den Schritt wagen
In das, was wir nicht kennen, ins Licht?
Hinein in den Ostertag?
In die Freude?
In die Farben?
In die Freiheit?
In ein Leben, das keinen Zwängen,
sondern allein der Liebe gehorcht?

Wir sind an den Rand des Tunnels gelangt,
zögern, schauen zurück;
die vertrauten Zwänge, das bekannte Grab;
 Und vor uns?
Ein Gott voller Überraschungen,
der alles neu macht,
der atemberaubendes Leben verspricht,
Auferstehung!
 
Werden wir es wagen?

 

Josef Osterwalder

Montag, 22. Juni 2015






Nichts kann ohne Einsamkeit entstehen.
Ich habe mir eine Einsamkeit geschaffen, die niemand ahnt.
Es ist sehr schwer heute, allein zu sein,
weil es Uhren gibt.
Haben Sie je einen Heiligen mit Uhr gesehen?

Pablo Picasso



Sonntag, 21. Juni 2015





Zu einem Mönchsvater, der sich der Geselligkeit hingab,
kam einmal ein Jäger, der ihn wegen seines Nichtstuns spöttisch anredete.
Der Altvater forderte den Jäger auf, seinen Bogen zu spannen.
Der Jäger spannte mit aller Kraft,
aber der Altvater rief ihm zu: 
„Noch mehr, noch mehr! Du mußt den Bogen noch stärker spannen!"
Der Jäger protestierte: 
„Der Bogen wird zerbrechen!"
Daraufhin antwortete ihm der Mönch: 
„Auch der Mensch wird zerbrechen, wenn er überspannt ist. "

Samstag, 20. Juni 2015






Man schweigt und kommt sich christlich vor,
indem man sein eigenes Erbarmen genießt,
eine Art von Erbarmen, das nichts verändert;
der bloße Verzicht, sich in das Wagnis eines Urteils einzulassen,
ist ja noch keine Gerechtigkeit, geschweige denn Güte oder sogar Liebe.
Er ist einfach unverbindlich, weiter nichts.
Nun ist aber gerade die Unverbindlichkeit,
das Schweigen zu einer Untat, die man weiß,
wahrscheinlich die allergemeinste Art unserer Mitschuld.

Max Frisch

Freitag, 19. Juni 2015





                 Alles verwandelt sich.
                 Nichts bleibt gleich, auch wir nicht.
                 Das ist die einzige Sicherheit,
                 die wir haben können.


                 Ulrich Schaffer

Donnerstag, 18. Juni 2015




Ich glaube tatsächlich, dass wir alles in uns haben.
Dies meine ich nicht nur in dem Sinne, 

dass wir alle Menschen sind und dass es nichts Menschliches gibt, das uns fremd wäre,
weil es nichts Menschliches gibt, das es nicht in uns gäbe:
das Kind, der Kriminelle, der Verrückte, der Heilige, der Durchschnittsmensch.

Ich glaube nicht nur, dass dies alles in uns ist,
sondern dass wir uns all dessen auch gewahr sind und es spüren,
auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind.

Erich Fromm

Mittwoch, 17. Juni 2015





Wir reden
Wir reden dauernd
aneinander vorbei

Wir reden
Wir reden uns
immer weiter auseinander
Vielleicht
schweigen wir uns
wieder zusammen
Lothar Zenetti




Dienstag, 16. Juni 2015



                     Denke einmal an dich selbst, 

                     als dich jemand gut, attraktiv oder schön nannte.
                     Entweder du hast dich verschlossen, 

                     weil du dachtest, du seist hässlich, und hast dir gesagt: 
                     „Würdest du mich wirklich kennen, könntest du nicht sagen, 
                     dass ich schön bin."
                     Oder du hast dich den Worten des Betreffenden geöffnet und gedacht, 
                     du seist tatsächlich schön und dich von den Komplimenten hinreißen lassen.

                     In beiden Fällen hattest du Unrecht, 

                     da du weder schön noch hässlich bist.

Du bist du
.


                     Anthony de Mello

Montag, 15. Juni 2015





Man schämt sich jetzt schon der Ruhe;
das lange Nachsinnen macht beinahe Gewissensbisse.
Man denkt mit der Uhr in der Hand,
wie man zu Mittag ißt,
das Auge auf das Börsenblatt gerichtet -
man lebt wie einer,
der fortwährend etwas „versäumen könnte".
„Lieber irgend etwas tun als nichts" -
auch dieser Grundsatz ist eine Schnur,
um aller Bildung und allem höheren Geschmack
den Garaus zu machen.
Und so wie sichtlich alle Formen
an dieser Hast der Arbeitenden zugrunde gehen,
so geht auch das Gefühl für die Form selber,
das Ohr und Auge
für die Melodie der Bewegungen zugrunde.
Der Beweis dafür liegt in der jetzt überall geforderten
plumpen Deutlichkeit in allen den Lagen,
wo der Mensch einmal redlich mit Menschen sein will,
im Verkehr mit Freunden, Frauen, Verwandten, Kindern,
Lehrern, Schülern, Führern -
man hat keine Zeit und keine Kraft mehr für die Zeremonien,
für die Verbindlichkeit mit Umwegen,
für allen Esprit der Unterhaltung
und überhaupt für alles Beschauliche.


Friedrich Nietzsche

Sonntag, 14. Juni 2015






               An dem, was verborgen bleibt,
               können wir unseren Glauben üben.
               Das schickt uns auf die innere Reise.

               Ulrich Schaffer
    

Samstag, 13. Juni 2015

 

Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde,
da hatte ich immer weniger zu sagen.
Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde, was womöglich noch ein
größerer Gegensatz
zum Reden ist,
ich wurde ein Hörer.


Ich meinte erst, 

Beten sei Reden.

Ich lernte aber, 

daß Beten nicht bloß Schweigen ist,
sondern Hören.


So ist es: 

Beten heißt nicht 
sich selbst reden hören,
beten heißt 

still werden und 
warten, bis der Betende Gott hört.
 
                                                 S. Kierkegaard

Freitag, 12. Juni 2015





                  Manchmal habe ich um Wunder gebetet

                  Als Kind habe ich geglaubt,
                  irgendwann einmal im Leben
                  würde ich ein Wunder erleben,
                  eines deiner großen Zeichen,
                  unerklärbar, unübersehbar, unwiderstehlich.

                  Und manchmal habe ich darum gebetet,
                  wenn ich selbst in Not war,
                  wenn meine Kraft nicht reichte,
                  um zu helfen, um zu raten, um zu retten.

                  Du hast mir keinen
                  hellstrahlenden Engel geschickt,
                  kein Traumgesicht, keine Wunderhand,
                  die von Schmerzen erlöst.

                  Und manchmal wollte ich aufgeben,
                  weil es keine Rettung,
                  keine Lösung zu geben schien.
                  Du allein weißt,
                  warum ich nicht aufgegeben hat.

                  Wenn ich selber
                  keine Kraft mehr hatte,
                  ist jemand gekommen
                  und hat geholfen.

                  Wenn ich meinte,
                  niemand mehr lieben zu können,
                  ist jemand gekommen
                  und hat mir Liebe erwiesen.

                  Heute weiß ich,
                  dies sind deine Wunder gewesen.

                  Menschen hast du mir als Boten
                  - wie strahlende Engel - geschickt.