Montag, 31. August 2015




                                     Die Qualität eines
                                     Christenmenschen
                                     bestimmen weder
                                              Stand
                                     noch Ver-stand -
                                     sondern allein
                                     die Füße, die in
                                     Christi Spur
                                     bleiben.

                                     Kyrilla Spiecker

Sonntag, 30. August 2015






                 Was wir anstreben,
                 formt uns.

                 Ulrich Schaffer

Samstag, 29. August 2015






Die schwersten Wege werden alleine gegangen,
die Enttäuschung, der Verlust, das Opfer, sind einsam.
Selbst der Tote, der jedem Ruf antwortet und sich keiner Bitte versagt,

steht uns nicht bei und sieht zu, ob wir es vermögen.
Die Hände der Lebenden, die sich ausstrecken, ohne uns zu erreichen,
sind wie die Äste der Bäume im Winter. Alle Vögel schweigen.
Man hört nur den eigenen Schritt und den Schritt,
den der Fuß noch nicht gegangen ist, aber gehen wird.
Stehenbleiben und sich Umdrehn hilft nicht. Es muß gegangen sein.

Hilde Domin



Freitag, 28. August 2015





Darum wachet und betet, daß die Zeit nicht so nutzlos zerrinne!
Und wenn du reden darfst und sollst, so sprich, was zur Erbauung dient

Hüte dich vor dem Getümmel der Menschen, soviel du kannst
Das Gerede über weltliche Geschichten hindert ja nur,
auch wenn es in redlicher Absicht geschieht.
Gar schnell besudelt dich die Eitelkeit und nimmt dich gefangen.
Ich wollte, ich hätte mehr geschwiegen und wäre nicht so viel unter Menschen gewesen.

Warum reden wir denn so schnell miteinander,
wo wir doch selten ohne Befleckung des Gewissens
wieder zum Schweigen zurückkehren?
Wohl darum tun wir es, weil wir uns mit solchen Gesprächen trösten möchten.


Thomas von Kempen

Donnerstag, 27. August 2015





                 Wer sich
                 aus wissenschaftlichen Erkenntnissen
                 ein Bild
                 des göttlichen Urgrundes formen will,
                 gleicht einem,
                 der das Licht einschaltet,
                 um die Sonne zu sehen.


                 Peter Horton

Mittwoch, 26. August 2015






Wir können uns der letzten Geheimnisse nicht anders versichern
als durch einen kühnen Sprung in ihre Tiefe.
Dieser Sprung ist ein ungeheures Wagnis, er bedeutet eine ganz persönliche Entscheidung,
aber wir dürfen sie trotz aller Gefährlichkeit und scheinbarer Ungewißheit getrost vollziehen,

denn es ist kein blinder Zufall,
daß wir unter diesen oder jenen Vorstellungen über die letzten Geheimnisse stehen,
sondern diese Vorstellungen sind vom göttlichen Leben selbst in uns gewirkt.
Gertrud von Le Fort

Dienstag, 25. August 2015







Ich muß wieder beten wie früher,
wie früher muß ich die Stimme erheben.
Zum König werde ich beten.
Wie der Gesang des Vogels sei mein Gesang.
Ich lebe, und ohne Furcht ist mein Herz.
Keine Leere ist geblieben.
Mein Herz kann singen.
Gebet der Araukaner

Montag, 24. August 2015







Verschlossen das Wasser,
verschlossen der Wald.
Der See schaut in den Himmel,
der Himmel blickt in den See.
Ob es noch etwas
auf der Welt
gibt-
man weiß es nicht,
hinter dem Wald
sieht man es nicht.
Und wenn es etwas gibt,
so gehört es nicht hierher -
es ist überflüssig.
Hier müßte man
sich für immer ansiedeln.
Hier würde die Seele
zittern wie Luft,
zwischen Wasser und Himmel
dahinströmen,
und die Gedanken
würden tief und rein.

Alexander Solschenizyn

Sonntag, 23. August 2015





Ich stelle mir vor,
dass wir unsere Kinder eines Tages
nicht mehr als manipulierbare Kreaturen
ansehen werden,
sondern als Boten aus einer Welt,
die uns einmal sehr vertraut war,
die wir aber längst vergessen haben,
und die uns mehr über die wahren Geheimnisse

des Lebens lehren können,
als unsere Eltern jemals konnten.

ALICE MILLER
 

Samstag, 22. August 2015



                   Du musst niemanden beeindrucken, nie wieder.
                   Du fühlst dich in der Welt einfach wohl, 
                   du verlangst von niemandem mehr etwas. 
                   Wenn deine Wünsche nicht erfüllt werden, 
                    macht dich das nicht unglücklich.
                   Wenn du dich vor niemandem mehr verteidigen musst, 
                   fühlst du dich auch nicht mehr dazu gezwungen, 
                   dich zu entschuldigen.
                   Noch nicht einmal, dich zu erklären. 
                   Du musst niemand mehr beeindrucken.
                   Du belastest dich nicht damit, was andere sagen oder denken.
                   Es macht dir nichts aus, es trifft dich nicht.
                   Dann wird die Liebe beginnen. 
 
                  Aber erst dann.

                                            Anthony de Mello

Freitag, 21. August 2015








                              Nicht wer sich am besten Gehör verschaffen kann,
                              sondern wer in sich am meisten Stille geschaffen hat
                              im Weghören von sich,
                              im Hinhören auf das Wort,
                              der kann dann auch am besten raten.
                              Vielleicht ist es der Schüchternste.

                              Corona Bamberg

Donnerstag, 20. August 2015





             Gast auf Erden


             Ich bin ein Gast auf Erden
             und hab hier keinen Stand;
             der Himmel soll mir werden,
             da ist mein Vaterland.
             Hier reis’ ich bis zum Grabe;
             dort in der ew’gen Ruh
             ist Gottes Gnadengabe,
             die schießt all Arbeit zu.

             Du aber, meine Freude
             du meines Lebens Licht,
             du ziehst mich, wenn ich scheide,
             hin vor dein Angesicht
             ins Haus der ew’gen Wonne,
             da ich stets freudenvoll
             gleich wie die helle Sonne
             mit andern leuchte soll.

             So will ich zwar nun treiben
             Mein Leben durch die Welt,
             doch denk ich nicht zu bleiben
             in diesem fremden Zelt.
             Ich wandre meine Straße,
             die zu der Heimat führt,
             da mich ohn alle Maße,
             mein Vater trösten wird.
 
 
             Paul Gerhardt

Mittwoch, 19. August 2015





Eisig, o Herr, ist zuweilen meine Einsamkeit.
Und ich begehre nach einem Zeichen in der Wüste meiner Verlassenheit.
Doch im Laufe eines Traumes hast du mich belehrt.
Ich habe begriffen, daß jedes Zeichen eitel ist, denn gehörtest du meiner Stufe an,
so zwängest du mich nicht zum Wachsen.
Und was vermag ich anzufangen mit mir, o Herr, so wie ich bin?


Antoine de Saint-Exupéry

Dienstag, 18. August 2015




                                  Wenn man eine Uhr besitzt,
                                  weiß man, wie spät es ist.

                                  Hat man zwei Uhren,









 ist man nie ganz sicher.

Montag, 17. August 2015



Also, die Dinge sind tot. (2)

Zwar gibt es noch viele,
die den Tod der Dinge nicht wahrhaben wollen.

Sie ertragen die Nachricht nicht.
Sie gleichen den Müttern,
die ein Jahrzehnt die Nachricht verweigerten,
ihre Söhne seien auf den Schneefeldern zugeweht worden und sagten
Ich weiß es, er lebt noch.

Eines Tages aber werden es alle einsehen und sich gestehen müssen,

daß die Dinge tot sind.

Dann wird in den Zeitungen stehen:
Wie jetzt erst bekannt wird, sind die Dinge verstorben.

Wir werden darauf noch zurückkommen.  

Erhart Kästner

Sonntag, 16. August 2015



Also, die Dinge sind tot. (1)

Nicht Gott ist tot, aber die Dinge;
es war ein Nachrichten-Versehen, ein Übermittlungs-Fehler,
eine Falschmeldung.

Die Dinge sind tot,
und wir (das war richtig) wir waren es,
die sie erforschten, erwürgten, umbrachten.

Von jeher hatten die Dinge von der Mühe gelebt,
die man sich um sie machte.

Schwer begreiflich; aber um Mühe gaben sie Leben.

Man wollte sie mühelos, man wollte sie hergestellt haben.
Das gelang auch.

Aber
um den
Preis ihres Lebens.



Erhart Kästner

Samstag, 15. August 2015




wer ohren hat
höre

wer augen hat
höre und sehe
wer hände hat
höre und sehe und tue
wer füße hat

höre und sehe und tue und gehe
wer einen mund hat

höre und sehe und tue und gehe und rede

und schweige
und schweige
und schweige
und rede
kurt wolff

Freitag, 14. August 2015





                              Nur für heute 
                              werde ich mich an die Umstände anpassen,
                              ohne zu verlangen,
                              dass die Umstände sich
                              an meine Wünsche anpassen.



                                        Johannes XXIII

Donnerstag, 13. August 2015




Die Seele ist der Stille nicht mehr fähig,
in der allein
ihre Liebes- und Glaubenskraft sich sammelt,
ihre höchste Hoffnung gedeiht.
Wenn Gott schwiege
und der Mensch
noch immer nicht zu schweigen vermöchte,
ja der Mensch sich immer lauter gebärdete,
eben weil er fühlt —
nicht weiß und nicht wissen will
daß Gott schweigt:
was dann?
Es würde sich mit den Völkern verhalten
wie mit den Bewohnern einer großen Stadt,
deren übergrelles Licht die Tiefe
des nächtlichen Himmels verdeckt,
so daß kein Blick hinaufdringt;
eingesponnen im mißfarbigen Lichtgewebe,
gefangen im selbsterzeugten Lärm,
liegt die Stadt in der ungeheuren Nacht,
deren Gestirne über sie herrschen.


Die Seele ist der Stille nicht mehr fähig,
in der allein
hre Liebes- und Glaubenskraft sich sammelt,
ihre höchste Hoffnung gedeiht.
Wenn Gott schwiege
und der Mensch
noch immer nicht zu schweigen vermöchte,
ja der Mensch sich immer lauter gebärdete,
eben weil er fühlt —
nicht weiß und nicht wissen will
daß Gott schweigt:
was dann?
Es würde sich mit den Völkern verhalten
wie mit den Bewohnern einer großen Stadt,
deren übergrelles Licht die Tiefe
des nächtlichen Himmels verdeckt,
so daß kein Blick hinaufdringt;
eingesponnen im mißfarbigen Lichtgewebe,
gefangen im selbsterzeugten Lärm,
liegt die Stadt in der ungeheuren Nacht,
deren Gestirne über sie herrschen.
 



Reinhold Schneider


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Mittwoch, 12. August 2015




               Es gibt einen sehr interessanten talmudischen Mythos, der besagt,               
               dass das Kind, bevor es geboren wird, alles weiß.
               Mit diesem Wissen aber geboren zu werden, wäre derart schmerzvoll,
               dass ein Engel kommt und aus Erbarmen das Kind berührt
               und damit sein ganzes Wissen hinwegnimmt.               
               Dieser Mythos drückt auf symbolische Weise sehr treffend aus,
               worum es mir geht:               
               Unbewusst wissen wir alles, und doch wissen wir es nicht,
               weil dieses Wissen zu schmerzvoll wäre.

                    Erich Fromm

Dienstag, 11. August 2015





Herr, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß
und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß.
Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir,
und mein Leben ist wie nichts vor dir.
Wie gar nichts sind alle Menschen,
die doch so sicher leben!
Sie gehen daher wie ein Schatten
und machen sich viel vergebliche Unruhe;
sie sammeln und wissen nicht, wer es einbringen wird.
Nun, Herr, wessen soll ich mich trösten?
Ich hoffe auf dich.
Ich will schweigen und meinen Mund nicht auftun;
denn du hast es getan.
Wende deine Plage von mir, ich vergehe,
weil deine Hand nach mir greift.
Höre mein Gebet, Herr, und vernimm mein Schreien,
schweige nicht zu meinen Tränen;
denn ich bin ein Gast bei dir,
ein Fremdling wie alle meine Väter.
Ich wartete auf den Herrn,
da neigte er sich zu mir und hörte mein Schreien.
Er stellte meine Füße auf einen Fels, daß ich sicher treten kann;
er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben,
zu loben unsern Gott.
Das werden viele sehen und sich fürchten
und auf den Herrn hoffen.
Wohl dem, der seine Hoffnung auf den Herrn setzt.

Aus Psalm 39 und 40, nach Martin Luther

Montag, 10. August 2015





                                 Es ist wichtig,
                              von Zeit zu Zeit innezuhalten,
                              zu sich selbst zu kommen
                              und nur zu sein.
                              Glaube nicht,
                              daß Du immer irgend etwas tun mußt,
                              weil Du sonst Zeit verschwendest.
                              Es ist wichtig,
                              daß Du Deinen eigenen Rhythmus findest,
                              und niemals versuchst,
                              mit dem Rhythmus anderer mitzuhalten.
                              Dies ist, warum so vieles falsch läuft:
                              Jeder versucht, mit jedem Anderen
                              Schritt zu halten,
                              und das Tempo wird schneller und schneller
                              und das Leben unerträglich.
                              Und fällt es langsamer aus,
                              so macht das auch nicht ein Jota.

                                         Eileen Caddy

Sonntag, 9. August 2015




Einklang

Als ein Mann, dessen Ehe nicht gut ging, seinen Rat suchte, sagte der Meister: „Du musst lernen, deiner Frau zuzuhören."

Der Mann nahm sich diesen Rat zu Herzen und kam nach einem Monat zurück und sagte, er habe gelernt, auf jedes Wort, das seine Frau sprach, zu hören.

Sagte der Meister mit einem Lächeln: „Nun geh nach Hause und höre auf jedes Wort, das sie nicht sagt."

 Anthony de Mello

Samstag, 8. August 2015





Endlich aufbrechen




Endlich sollten wir zum Pilgerstab greifen,

aufbrechen mit ein wenig hartem Brot in der Tasche

und in der Gesinnung der Umkehr,

damit uns wieder aufgeht, wie großartig unser Körper ist:

Tempel Gottes.



Damit niemand auf diesem harten Weg der Umkehr den Mut verliert,

möchte ich – vor allem den Schwachen – eine Geheimnis verraten:

Vertraut nicht eurem eigenen Mut, verlaßt euch nicht auf euren Willen.

Verlaßt euch auf das Gebet! …


Tugend führt nicht zum Beten,

aber Beten führt zur Tugend.


Die Bemühungen des Menschen allein,

wenn auch notwendig, sind nicht genug.


Entscheidend ist die Begegnung

des menschlichen Mühens mit dem kommenden Gott,

eine Begegnung, die nur das Gebet herbeigeführt …

Der Mensch, der klagen, weinen und beten kann

wird am Tiefpunkt seiner Schwäche

die Stärke Gottes erfahren.

Carlo Caretto

Freitag, 7. August 2015



Wahrnehmung (4 )




Was ist aus dieser Tatsache für dein Verhalten gegenüber dir und den Mitmenschen wichtig?
Was kannst Du tun, um aus diesem Kreislauf auszusteigen?

Gönne dir und allen anderen immer wieder
                                           einen neue Chance

Donnerstag, 6. August 2015




Was siehst du?

Der Meister hob hervor, dass die Welt, wie sie die meisten Leute sehen, nicht die Welt der Wirklichkeit ist, sondern eine Welt, die ihr Kopf hervorgebracht hat.

Als ein Schüler das in Frage stellen wollte, nahm der Meister zwei Stöcke und legte sie in Form eines T auf den Boden. Dann fragte er den Schüler: „Was siehst du hier?"

„Den Buchstaben T", antwortete er.

„Genauso habe ich es mir vorgestellt", sagte der Meister. „Es gibt von sich aus keinen Buchstaben T; das T ist die Bedeutung, die du ihm gibst. Was du vor dir siehst, sind zwei abgebrochene Äste in Form von Stöcken."


Anthony de Mello

Mittwoch, 5. August 2015





Gehe ruhig und gelassen
durch Lärm und Hast
und
sei des Friedens eingedenk,
den die Stille bergen kann.

Desiderata

Dienstag, 4. August 2015





                 Nur für heute werde ich mich bemühen,                 den Tag zu erleben,                  ohne das Problem meines Lebens                  auf einmal                  lösen zu wollen.


                 Johannes XXIII

Montag, 3. August 2015




Wahrnehmung (3)


2. Wir nehmen wahr

Unsere Wahrnehmung ist wie ein Filter.
Wir nehmen immer nur einen Teil des Ereignisses wahr.
Das ist unabhängig von unseren Sinnesorganen
aber vor allem von unseren Erfahrungen, Erwartungen
oder der augenblicklichen Situation.