Donnerstag, 31. Mai 2018




Zu einem Mönchsvater, der sich der Geselligkeit hingab,
kam einmal ein Jäger, der ihn wegen seines Nichtstuns spöttisch anredete.
Der Altvater forderte den Jäger auf, seinen Bogen zu spannen.
Der Jäger spannte mit aller Kraft,
aber der Altvater rief ihm zu: 
„Noch mehr, noch mehr! Du mußt den Bogen noch stärker spannen!"
Der Jäger protestierte: 
„Der Bogen wird zerbrechen!"
Daraufhin antwortete ihm der Mönch: 
„Auch der Mensch wird zerbrechen, wenn er überspannt ist. "

Antony de Mello

Mittwoch, 30. Mai 2018





Als ich durch die Wüste mit dem Tode um die Wette lief,
habe ich wieder einmal eine Wahrheit gestreift, 

die so schwer zu verstehen ist.

Ich habe mich verloren geglaubt, 

war in den Abgrund der Verzweiflung gestürzt, 
doch nachdem ich
zum Verzicht bereit war, 


 fand ich den Frieden.



A. de Saint-Exupéry

Dienstag, 29. Mai 2018



Du musst niemanden beeindrucken, nie wieder.
Du fühlst dich in der Welt einfach wohl,
du verlangst von niemandem mehr etwas.
Wenn deine Wünsche nicht erfüllt werden,
macht dich das nicht unglücklich.
Wenn du dich vor niemandem mehr verteidigen musst,
fühlst du dich auch nicht mehr dazu gezwungen,
dich zu entschuldigen.
Noch nicht einmal, dich zu erklären.
Du musst niemand mehr beeindrucken.
Du belastest dich nicht damit, was andere sagen oder denken.
Es macht dir nichts aus, es trifft dich nicht.
Dann wird die Liebe beginnen.
Aber erst dann.


Anthony de Mello

Montag, 28. Mai 2018




Ehrgeiz ist eine Art Gehirnwäsche, der wir unterzogen wurden.
Es wurde uns eingeschärft, dass nie etwas aus uns werden würde,
wenn wir keinen Ehrgeiz hätten.

Dabei erwähnte niemand die Energie und Freude, die in der Arbeit liegen können.
Von Tranxu, dem großen chinesischen Weisen, stammt der Satz:
„Wenn der Bogenschütze schießt, ohne einen besonderen Preis zu bekommen,
kann er seine ganze Kunst entfalten;
schießt er, um eine Bronzemedaille zu erringen,
fängt er an, unruhig zu werden.
Schießt er um den Goldpokal, wird er blind,
sieht zwei Ziele und gerät aus der Fassung.

Sein Können ist dasselbe, aber der Preis spaltet ihn,
er ist ihm wichtig.
Er denkt mehr ans Gewinnen als an das Schießen.
Und der Erfolgsdruck schwächt ihn."



Anthony de Mello

Sonntag, 27. Mai 2018




                                       Der             Mensch                                       ohne den     Mitmenschen                                       ist nicht der   Mensch,                                       sondern                                       das            Gespenst                                       des            Menschen.
                                       K. Barth

Samstag, 26. Mai 2018

Freitag, 25. Mai 2018




                         Wer wirft den ersten Stein?


                         Von uns niemand!

                         Da hat jeder schon tausende geworfen.


                         Peter Horton

Donnerstag, 24. Mai 2018






                          Das Blühen fordert mich heraus,                           aus dem Grau zu treten,                           farbig zu werden,                           mein Leben zu gestalten.


                           Ulrich Schaffer

Mittwoch, 23. Mai 2018



DIE EINFACHEN DINGE DES LEBENS (2)

Wenn Sie das Leben und die einfachen Sinnesfreuden wirklich genießen würden - Sie wären überrascht.
Sie würden die außergewöhnliche Disziplin eines Tieres entwickeln.
Ein Tier isst niemals zuviel, in seiner natürlichen Umgebung wird es nie zu dick.
Es wird niemals etwas essen oder trinken, das seiner Gesundheit schaden könnte: 

Sie würden nie ein Tier Zigaretten rauchen sehen. 
Es bewegt sich soviel, wie es braucht - beobachten Sie einmal Ihre Katze nach ihrer Mahlzeit, sehen Sie, wie sie sich ausruht und wie sie mit einem Sprung wieder in Aktion ist, sehen Sie, wie geschmeidig ihre Glieder und wie lebendig ihr Körper ist.
 

Das haben wir verloren. 
Wir sind nur noch kopfgesteuert, haben uns in unseren Ideen und Idealen verloren, 
und ständig heißt es: weiter, weiter.
Auch stehen wir in einem inneren Konflikt, den Tiere nicht haben. 

Wir machen uns selbst immer wieder Vorwürfe und plagen uns mit Schuldgefühlen. 

Sie werden wissen, wovon ich spreche.

Anthony de Mello

Dienstag, 22. Mai 2018



DIE EINFACHEN DINGE DES LEBENS (1)

Leider haben sich die Menschen irgendwie verrannt, 

sie werden immer abhängiger, da sie die schönen Dinge des Lebens nicht zu genießen verstehen.

In den siebziger Jahren appellierte Präsident Carter an die Amerikaner, den Gürtel enger zu schnallen. 

Dabei dachte ich mir: Er sollte nicht an sie appellieren, mehr zu sparen, sondern sie daran erinnern, das, was sie haben, mehr zu genießen. 
Ich glaube, die meisten Menschen in reichen Ländern haben das verlernt. Sie brauchen immer teurere technische Spielereien, sie können sich nicht an den einfachen Dingen des Lebens erfreuen. 
Wohin man geht, ob im Supermarkt oder in Wartesälen, ertönt die schönste Musik, aber ich habe noch keinen getroffen, der ihr je gelauscht hätte - keine Zeit, keine Zeit. 
Sie sind schuldig, sie haben keine Zeit, das Leben zu genießen. 
Sie sind überlastet: weiter, weiter.

Anthony de Mello

Montag, 21. Mai 2018




                        Den eigenen Anteil an Schuld
               
        erkennen, bekennen,
                        dafür um Verzeihung bitten
                        wiedergutmachen.
                        Man hört auf damit,
                        andere zu beschuldigen,
                        und beginnt,
                        seine eigenen Fehler und Ungerechtigkeiten
                        zu erkennen.
                        Das ändert sofort die Atmosphäre.


                        Alexander Solschenizyn

Sonntag, 20. Mai 2018



                Wer sich
                aus wissenschaftlichen Erkenntnissen
                ein Bild
                des göttlichen Urgrundes formen will,
                gleicht einem,
                der das Licht einschaltet,
                um die Sonne zu sehen.


                Peter Horton

Samstag, 19. Mai 2018

Nur für heute

Den Puls des eigenen Herzens fühlen.
Ruhe im Innern,
Ruhe im Äußern.
Wieder Atem holen lernen,
das ist es.

Christian Morgenstern



                                      Niemand kennt unser Ziel,                           
                                      das Ziel unserer ganz persönlichen Reise.                            
                                      Darum kann niemand anders für uns                                                                                    verantwortlich sein.

                                        Ulrich Schaffer

Freitag, 18. Mai 2018




Der Ball des Gehorsams (4)

‚Wir haben auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt’


Herr, lehre uns den Platz,
Den in dem endlosen Roman,
Der zwischen dir und uns begonnen hat,
und uns einnimmt, dieser seltsame Ball des Gehorsams.

Offenbare uns das grosse Orchester Deiner Heilspläne,
Worin das, was du zulässt,
einfach befremdliche Töne von sich gibt
Inmitten der Heiterkeit dessen, was dein Wille ist.

Gib, dass wir unser Dasein leben
Nicht wie ein Schachspiel, bei dem alles berechnet ist,
Nicht wie einen Match, bei dem alles schwierig ist,
Nicht wie ein Zahlenproblem,
bei dem man sich den Kopf zerbricht,
sondern wie ein endloses Fest,
bei dem man dir immer wieder begegnet.
Wie einen Ball, wie einen Tanz
In den Armen deiner Gnade,
zu der Musik allumfassender Liebe.

Herr, komm und lade uns ein.
  


Madeleine Debrél

Donnerstag, 17. Mai 2018





Der Ball des Gehorsams (3)

‚Wir haben auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt’


Wir aber, wir vergessen so oft die Musik deines Geistes,
Wir haben aus unserem Leben eine Turnübung gemacht;
Wir vergessen, dass es in deinen Armen getanzt sein will;
Dass Dein Heiliger Wille von unerschöpflicher Phantasie ist.
Und dass es monoton und langweilig
Nur für grämliche Seelen zugeht,
Die als Mauerblümchensitzen am Rand
Des fröhlichen Balls deiner Liebe.

Herr, komm und lade uns ein.
Wir sind bereit, dir diese Besorgung vorzutanzen,
Dieses Haushaltungsbuch, dieses Essen,
das bereitet werden muss, diese Nachtwache,
Bei der wir schläfrig sein werden.
Wir sind bereit, dir diesen Tanz der Arbeit zu tanzen,
Den der Hitze und dann wieder den der Kälte.
Wenn gewisse Melodien in Moll stehen,
werden wir nicht behaupten, Sie seinen traurig;
Wenn andere uns etwas ausser Atem bringen,
sagen wir nicht,
Sie stiessen uns die Lunge aus dem Leib.
Und wenn die Leute uns anrempeln,
Nehmen wir es lachend hin,
Weil wir wissen, dass sowas beim Tanz immer vorkommt.


Madeleine Debrél

Mittwoch, 16. Mai 2018




Das Blühen fordert mich heraus,
aus dem Grau zu treten,
farbig zu werden,
mein Leben zu gestalten.

Ulrich Schaffer

Dienstag, 15. Mai 2018

Nur für heute

Theoretisch gibt es
eine vollkommene
Glücksmöglichkeit:
An das Unzerstörbare
in sich glauben und
nicht zu ihm streben.

Franz Kafka



Wenn einer sich vornähme, das Wort Tod nicht mehr zu benützen,
 auch kein anderes, das mit dem Tod zusammenhängt, 
mit dem Menschentod
oder mit dem Sterben der Natur. 

Ein ganzes Buch würde er schreiben,
ein Buch ohne Tod, ohne Angst vor dem Sterben, ohne Vermissen der Toten,
die natürlich auch nicht vorkommen dürften, 

ebensowenig wie Friedhöfe,
sterbende Häuser, tödliche Waffen, Autounfälle, Mord. 


Er hätte es nicht leicht,
dieser Schreibende, 

jeden Augenblick müßte er sich zur Ordnung rufen,
etwas, das sich eingeschlichen hat, wieder austilgen, 

schon der Sonnenuntergang wäre gefährlich, 
schon ein Abschied, 
und das braune Blatt, das herabweht,
erschrocken streicht er das braune Blatt. 

Nur wachsende Tage, 
nur Kinder
und junge Leute, 

nur rasche Schritte, 
Hoffnung und Zukunft, 
ein schönes Buch,
ein paradiesisches Buch.
Marie Luise Kaschnitz

Montag, 14. Mai 2018





"Es gibt etwas, das sogar Gott nicht kann",
sagte der Meister zu einem Schüler,
der fürchtete, jemanden zu kränken.

„Was?"

„Er kann nicht jeden zufriedenstellen", sagte der Meister.




Anthony de Mello

Sonntag, 13. Mai 2018





"Es gibt etwas, das sogar Gott nicht kann", 

sagte der Meister zu einem Schüler, 
der fürchtete, jemanden zu kränken.

„Was?"

„Er kann nicht jeden zufriedenstellen", sagte der Meister.


Anthony de Mello

Samstag, 12. Mai 2018



wer ohren hat
höre


wer augen hat
höre und sehe
wer hände hat
höre und sehe und tue
wer füße hat


höre und sehe und tue und gehe
wer einen mund hat


höre und sehe und tue und gehe und rede


und schweige
und schweige
und schweige
und rede
kurt wolff

Freitag, 11. Mai 2018



Der Ball des Gehorsams (2)

‚Wir haben auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt’

Denn ich glaube, du hast von den Leuten genug,

die ständig davon reden, dir zu dienen
mit der Miene von Feldwebeln,
Dich zu kennen mit dem Gehabe von Professoren,
Zu dir zu gelangen nach den Regeln des Sports
Und dich zu lieben,
wie man sich nach langen Ehejahren liebt.

Eines Tages,
als du ein wenig Lust auf etwas Anderes hattest,
hast du den heiligen Franz erfunden
und aus ihm Deinen Gaukler gemacht.
An uns ist’s, uns von dir erfinden zu lassen,
um fröhliche Leute zu sein,
die ihr Leben mit dir tanzen.

Um gut tanzen zu können, mit dir oder auch sonst
Braucht man nicht zu wissen, wohin der Tanz führt.
Man muss ihm nur folgen,
darauf gestimmt sein, schwerelos sein,
Und vor allem: Man darf sich nicht versteifen.

Man soll dir keine Erklärungen abverlangen
Über die Schritte, die du zu tun beliebst,
Sondern ganz mit dir eins sein – und lebendig pulsierend
Einschwingen auf den Takt des Orchesters
den du auf uns überträgst.
Man darf nicht um jeden Preis vorwärtskommen wollen,
manchmal muss man sich drehen oder seitwärts gehen.
Und man muss auch innehalten können
oder gleiten, anstatt zu marschieren.
Und all das wären ganz sinnlose Schritte,
Wenn die Musik nicht eine Harmonie daraus machte.
  

Madeleine Debrél

Donnerstag, 10. Mai 2018

Nur für heute

Das Glück
findet sich nur ein,
wenn man
keine  Bedingungen
stellt.

Arthur Rubinstein

Nur für heute

Ein breiter Rand
von Muße
ist im Leben eines Menschen
ebenso schön
wie in einem Buche.

Henry David Thoreau




Der Ball des Gehorsams (1)

‚Wir haben auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt’

Heute ist 14. Juli.
Jedermann geht zum Tanz.
Allerorten, seit Monaten, Jahren, tanzt die Welt.
Je mehr man drin stirbt, umso mehr tanzt man.
Wogen des Krieges, wogender Ballsaal.

Das Ganze macht wirklich viel Lärm.
Die ernsthaften Leute haben sich schlafen gelegt.
Die Mönche singen die Matutin
Vom heiligen König Heinrich.
Ich aber denke an den anderen König,
den König David, der vor der Bundeslade tanzte.

Denn wenn es auch viele heiligmässige Leute gibt,
die nicht gern getanzt haben,
So gibt es doch auch Heilige,
denen der Tanz ein Bedürfnis war,
So glücklich waren sie zu leben:
Die heilige Teresa mit ihren Kastagnetten,
Johannes vom Kreuz mit dem Jesuskind auf dem Arm,
Und Franziskus vor dem Papst.
Wenn wir wirklich Freude an dir hätten, o Herr,
Könnten wir dem Bedürfnis, zu tanzen, nicht widerstehen
Das sich über die Welt hin ausbreitet.
Und wir könnten sogar erraten,
Welchen Tanz du getanzt haben willst,
indem wir uns den Schritten deiner Vorsehung überliessen.


Madeleine Debrél

Mittwoch, 9. Mai 2018

Nur für heute

Der Despotismus
ist bequemer
als die Freiheit,
wie
das Laster
bequemer als
die Tugend ist.

F. H. Jacobi
(deutscher Philosoph, 1743 - 1819)




Der springende Punkt

Der springende Punkt ist, dass Sie weder okay noch nicht okay sind. 

Sie können höchstens der momentanen Stimmung, dem Trend oder der Mode entsprechen. 
Heißt das nun, dass Sie okay geworden sind? 
Hängt Ihr Okay-Sein davon ab? 
Hängt es davon ab, wie man über Sie denkt? 

Jesus Christus muss demnach überhaupt nicht okay gewesen sein. 

Sie sind nicht ,okay', und Sie sind nicht, nicht okay', 
Sie sind Sie selbst! 

Ich hoffe, dass dies eine wichtige Entdeckung für Sie wird, zumindest für einige von Ihnen. 
Vergessen Sie das ganze Gerede von okay und nicht okay. 
Vergessen Sie alle Urteile, und beobachten Sie einfach, schauen Sie zu. 

Sie werden wichtige Entdeckungen machen, die Sie verändern werden. 
Sie werden sich nicht im geringsten anstrengen müssen, glauben Sie mir.

Anthony de Mello

Montag, 7. Mai 2018

Nur für heute



Der Ruhm,
nach dem wir trachten,
den wir unsterblich achten,
ist nur ein falscher Wahn.

Andreas Gryphius

Sonntag, 6. Mai 2018






Es gehört Mut dazu, sanft zu sein,
wenn jeder nur die Ellenbogen gebraucht,
wenn meist der Stärkere siegt,
wenn Worte wie Waffen benutzt werden und
die Masse dazu Befall klatscht...
Doch die Sprache der Liebe sollte
sanft sein.
Nur sie wird zur Umkehr bewegen,
zu Tiefe und Echtheit führen,
zum Anderssein ermutigen,
denn nur sie erreicht
die Herzen der Menschen

Gudrun Born

Samstag, 5. Mai 2018



Wie glücklich oder unglücklich wir sind, 
hängt eher davon ab,
wie wir die Ereignisse wahrnehmen und ihnen gegenübertreten, 
                              


als von den Ereignissen an sich. 

                              Wenn du dein Leben nicht genießen kannst,
                              stimmt etwas Grundlegendes mit dir 

                                                                                                                                                      nicht.

                              Anthony de Mello

Donnerstag, 3. Mai 2018

Einsamkeit ist nicht Abwesenheit von Menschen  (01)

Uns Leuten von der Straße
scheint die Einsamkeit nicht die Abwesenheit der Welt zu sein, sondern die Anwesenheit Gottes.

Dass wir ihm überall begegnen, macht unsere Einsamkeit aus.
Wahrhaft einsam zu sein heißt für uns, an Gottes Einsamkeit teilzuhaben.

Er ist so groß, dass er nichts und niemandem sonst Raum lässt, es sei denn in ihm.
Die ganze Welt erscheint uns wie ein Aug-in-Auge mit ihm, dem wir uns nicht entziehen können.

Begegnung mit seiner lebendigen Kausalität im Gedröhn der Straßenkreuzungen.
Begegnung mit seinen Fußspuren auf unserer Erde.
Begegnung mit seiner Vorsehung in den Naturgesetzen.
Begegnung mit Jesus Christus in all den »Kleinen, die ihm gehören«: denen, die physisch leiden, die sich langweilen, die sich ängstigen, denen etwas fehlt.
Begegnung mit Christus, der abgewiesen wird durch die Sünde mit ihren tausend Gesichtern.

Woher nähmen wir den Mut, sie zu verlachen oder zu hassen - diese vielfachen Sünder, mit denen wir täglich umgehen?

Einsamkeit Gottes in der Liebe zu den Brüdern und Schwestern:
Christus, der Christus bedient;
Christus im Dienenden und
Christus in dem, der bedient wird.

Wie sollte Apostolat für uns Zerstreuung oder Lärm sein?

Mittwoch, 2. Mai 2018

Nur für heute

Ein Schicksal ist nicht mehr wert
als ein anderes,
aber jeder Mensch muß das,
was er in sich trägt,
respektieren.

Jorge Luis Borges 





Hören und sehen

Es ist nicht einfach zuzuhören, vor allem dann nicht, wenn man sich über eine Idee leicht erregt. Ja, auch wenn man nicht leicht erregbar ist, ist es nicht einfach zuzuhören - 
man hört oft alles vom eigenen vorprogrammierten, konditionierten, hypnotisierten
Standpunkt aus. 
Man interpretiert oft alles, was gesagt wird, nach dem einmal eingeprägten Begriffsmuster.
Wie jene Frau, die nach einem Vortrag über Ackerbau und Viehzucht fragt: „Entschuldigen Sie, mein Herr, ich stimme hierin mit Ihnen völlig überein, dass der beste Dung alter Pferdemist ist. Würden Sie uns aber bitte noch sagen, wie alt genau die
Pferde sein müssen?"

Wir haben alle unsere Standpunkte, oder? Von diesen Standpunkten aus hören wir
den anderen zu: „Hast du dich aber verändert, Henry! Du warst doch immer so groß, und jetzt kommst du mir so klein vor. 
Du warst doch immer so stattlich, 
und jetzt erscheinst du mir so schmal. 
Du warst doch immer so blaß, 
und jetzt bist du so braun.
Was ist mit dir los, Henry?" 

Und Henry sagt: „Ich heiße gar nicht Henry, ich heiße John." - 





„Ach, deinen Namen hast du auch geändert!" - 






Wie will man solch einen
Menschen zum Zuhören bekommen?



Anthony de Mello

Dienstag, 1. Mai 2018



DIE GUTE NACHRICHT

Ich stelle mir vor, ich hätte nur noch ein paar Tage zu le­ben. ..
Ich darf mir einen oder zwei Menschen wählen, mit denen ich diese letzten Tage verbringe.
Ich treffe die schwie­rige Wahl... dann spreche ich mit diesem Menschen und erkläre ihm, warum ich ihn gewählt habe. . .
Zum letzten Male habe ich Gelegenheit, auf Menschen zuzugehen, die mir unsympathisch oder gleichgültig waren. Wenn ich das fertig bringe: was sage ich einem jeden jetzt, da ich fühle, dass ich an der Schwelle der Ewigkeit stehe?  ..,

Eines Tages bin ich allein in meinem Zimmer und denke an all das in meinem Leben, wofür ich besonders dankbar bin . . . und worauf ich stolz bin. . . Dann wende ich mich den Dingen zu, die ich bereue und am liebsten ungeschehen machte. .. besonders meine Sünden. . .

Während ich mich damit befasse, kommt Jesus herein.
Seine Nähe bringt mir selige Freude und Frieden... Ich er­zähle ihm einiges aus meinem Leben, was mir Leid tut. . .
Er unterbricht mich mit den Worten: "All das ist vergeben und vergessen. Weißt du nicht, dass die Liebe das Böse nicht nachträgt?" (1 Kor 13,5).
Dann fährt er fort: "Deine Sünden sind tatsächlich nicht nur vergeben, sie sind sogar in Gnade verwandelt worden. Hast du denn nie gehört, dass da, wo die Sünde groß, die Gnade übergroß ist?" (Röm 5,21).
Das klingt für mein armes, furchtsames Herz zu wunder­bar, um wahr zu sein. Da höre ich ihn sagen: "Ich bin so zufrieden mit dir, ich bin dir so dankbar. . ." Ich fange an zu protestieren, dass in meinem Leben nichts ist, was ihn so zufrieden und dankbar machen könnte. Er sagt: "Du wärest sicher einem Menschen, der für dich nur ein wenig von dem getan hätte, was du für mich getan hast, unaussprechlich dankbar. Meinst du, ich hätte weniger Herz als du?"

So lehne ich mich zurück und lasse mich von seinen Wor­ten treffen...
und mein Herz jubelt vor Freude, dass ich einen solchen Gott habe!

Anthony de Mello