Mittwoch, 2. Mai 2018




Hören und sehen

Es ist nicht einfach zuzuhören, vor allem dann nicht, wenn man sich über eine Idee leicht erregt. Ja, auch wenn man nicht leicht erregbar ist, ist es nicht einfach zuzuhören - 
man hört oft alles vom eigenen vorprogrammierten, konditionierten, hypnotisierten
Standpunkt aus. 
Man interpretiert oft alles, was gesagt wird, nach dem einmal eingeprägten Begriffsmuster.
Wie jene Frau, die nach einem Vortrag über Ackerbau und Viehzucht fragt: „Entschuldigen Sie, mein Herr, ich stimme hierin mit Ihnen völlig überein, dass der beste Dung alter Pferdemist ist. Würden Sie uns aber bitte noch sagen, wie alt genau die
Pferde sein müssen?"

Wir haben alle unsere Standpunkte, oder? Von diesen Standpunkten aus hören wir
den anderen zu: „Hast du dich aber verändert, Henry! Du warst doch immer so groß, und jetzt kommst du mir so klein vor. 
Du warst doch immer so stattlich, 
und jetzt erscheinst du mir so schmal. 
Du warst doch immer so blaß, 
und jetzt bist du so braun.
Was ist mit dir los, Henry?" 

Und Henry sagt: „Ich heiße gar nicht Henry, ich heiße John." - 





„Ach, deinen Namen hast du auch geändert!" - 






Wie will man solch einen
Menschen zum Zuhören bekommen?



Anthony de Mello

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