Samstag, 29. Februar 2020




                                 Wahrnehmung (2)



1. Ein Ereignis kommt auf uns zu

Die Ereignisse, die auf uns einwirken, sind im Grunde genommen neutral. Erst im weiteren Verlauf unserer Wahrnehmung und Bewertung weisen wir ihnen Bedeutung zu.
 

Freitag, 28. Februar 2020



                                    Wahrnehmung (1)


Unsere Wahrnehmung ist wie ein Filter: Das was und bewußt oder auch unbewußt besonders bedeutungsvoll erscheint, erreicht bevorzugt unser Bewußtsein. Beeinflußt wird dieser Vorgang von unseren persönlichen Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben und der Situation in der wir uns gerade befinden.
Oder anders ausgedrückt sehen wir unsere Welt oft so, wie wir sie aufgrund unserer Erfahrungen erwarten.

Donnerstag, 27. Februar 2020

Mittwoch, 26. Februar 2020




Gehe ruhig und gelassen
durch Lärm und Hast
und

sei des Friedens eingedenk,
den die Stille bergen kann.


Desiderata

Dienstag, 25. Februar 2020





Für mich gibt es nur 
das Gehen auf Wegen, die Herz haben.

Auf jedem Weg gehe ich, 
der vielleicht ein Weg ist, der Herz hat.

Dort gehe ich, und die einzige 
lohnende Herausforderung ist, 
seine ganze Länge zu gehen.

Und dort gehe ich und sehe,
und sehe staunend wie ein Kind. 


Carlos Castaneda

Montag, 24. Februar 2020




UNSICHERHEIT

Jeder hat dann und wann Gefühle, die als Unsicherheit bekannt sind. Sie fühlen sich unsicher wegen der Summe des Geldes, das Sie bei der Bank haben, wegen der Summe der Zuneigung, die Ihnen Ihr Freund zukommen lässt oder wegen der Art Ihrer Ausbildung, die Sie genossen haben. Auch fühlen Sie sich unsicher wegen Ihrer Gesundheit, Ihres Alters, Ihres Aussehens.

Würde man Ihnen die Frage stellen: „Warum fühlen Sie sich denn unsicher?", würden Sie höchstwahrscheinlich die falsche Antwort geben. Sie werden vielleicht sagen: „Ich werde von einem Freund nicht genug geliebt" oder: „Ich habe nicht die akademische Ausbildung, die ich brauchte", oder etwas Ähnliches.
Mit anderen Worten: Sie werden die Aufmerksamkeit auf einen äußeren Umstand lenken und nicht merken, dass Gefühle der Unsicherheit nicht durch etwas verursacht werden, was nicht außerhalb von Ihnen liegt, sondern nur durch Ihre vorgegebenen schematischen Gefühlsabläufe, durch etwas, was Sie sich selbst einreden.

Wenn Sie Ihr Denkschema wechseln, sind Ihre Gefühle der Unsicherheit im Handumdrehen verschwunden, obwohl alles um Sie herum genauso ist wie vorher. Der eine fühlt sich auch ohne Geld auf der Bank ganz sicher, der andere fühlt sich unsicher, obwohl er Millionen besitzt.
Nicht die Menge des Geldes, sondern Ihr Denkschema macht den Unterschied. Der eine hat praktisch keine Freunde, ist sich aber der Liebe der Menschen völlig sicher. Ein anderer fühlt sich selbst bei der besitzergreifendsten und aussc
hließlichsten Beziehung unsicher. Wieder bildet das Denkschema den Unterschied.

Anthony de Mello

Sonntag, 23. Februar 2020




DIE EINFACHEN DINGE DES LEBENS (2)

Wenn Sie das Leben und die einfachen Sinnesfreuden wirklich genießen würden - 

Sie wären überrascht.
 

Sie würden die außergewöhnliche Disziplin eines Tieres entwickeln.
Ein Tier isst niemals zuviel, 

in seiner natürlichen Umgebung wird es nie zu dick.
Es wird niemals etwas essen oder trinken, das seiner Gesundheit schaden könnte: 

Sie würden nie ein Tier Zigaretten rauchen sehen. 

Es bewegt sich soviel, wie es braucht - 
beobachten Sie einmal Ihre Katze nach ihrer Mahlzeit, 
sehen Sie, wie sie sich ausruht 
und wie sie mit einem Sprung wieder in Aktion ist, 
sehen Sie, wie geschmeidig ihre Glieder und wie lebendig ihr Körper ist.
 

Das haben wir verloren. 
Wir sind nur noch kopfgesteuert, 
haben uns in unseren Ideen und Idealen verloren, 
und ständig heißt es: weiter, weiter.
 

Auch stehen wir in einem inneren Konflikt, den Tiere nicht haben. 

Wir machen uns selbst immer wieder Vorwürfe 
und plagen uns mit Schuldgefühlen. 

Sie werden wissen, wovon ich spreche.

Anthony de Mello

Samstag, 22. Februar 2020




DIE EINFACHEN DINGE DES LEBENS (1)

Leider haben sich die Menschen irgendwie verrannt, sie werden immer abhängiger,
da sie die schönen Dinge des Lebens nicht zu genießen verstehen.

In den siebziger Jahren appellierte Präsident Carter an die Amerikaner,
den Gürtel enger zu schnallen.

Dabei dachte ich mir: Er sollte nicht an sie appellieren, mehr zu sparen,
sondern sie daran erinnern, das, was sie haben, mehr zu genießen.

Ich glaube, die meisten Menschen in reichen Ländern haben das verlernt.
Sie brauchen immer teurere technische Spielereien,
sie können sich nicht an den einfachen Dingen des Lebens erfreuen.

Wohin man geht, ob im Supermarkt oder in Wartesälen,
ertönt die schönste Musik, aber ich habe noch keinen getroffen,
der ihr je gelauscht hätte - keine Zeit, keine Zeit.
Sie sind schuldig, sie haben keine Zeit, das Leben zu genießen. 

Sie sind überlastet: weiter, weiter.

Anthony de Mello

Freitag, 21. Februar 2020





Ehrgeiz ist eine Art Gehirnwäsche, der wir unterzogen wurden.
Es wurde uns eingeschärft, dass nie etwas aus uns werden würde,
wenn wir keinen Ehrgeiz hätten.

Dabei erwähnte niemand die Energie und Freude, die in der Arbeit liegen können.
Von Tranxu, dem großen chinesischen Weisen, stammt der Satz:
„Wenn der Bogenschütze schießt, ohne einen besonderen Preis zu bekommen,
kann er seine ganze Kunst entfalten;
schießt er, um eine Bronzemedaille zu erringen,
fängt er an, unruhig zu werden.
Schießt er um den Goldpokal, wird er blind,
sieht zwei Ziele und gerät aus der Fassung.

Sein Können ist dasselbe, aber der Preis spaltet ihn,
er ist ihm wichtig.
Er denkt mehr ans Gewinnen als an das Schießen.
Und der Erfolgsdruck schwächt ihn."


Anthony de Mello




                 Wenn Sie eine Zeile                                  beglückend anspringt,                
  
               gebührt die Bewunderung                                  Ihnen selbst.

                 Der Verfasser kann nur wecken,                                  was lebendig ist.

                       Peter Horton

Donnerstag, 20. Februar 2020




              Ein großer und törichter König beklagte sich,  
               dass der unebene Boden seinen Füßen Schmerz bereite,  
               also befahl er, das ganze Land mit Kuhhäuten auszulegen.
 

               Der Hofnarr lachte, als der König ihm von seinem Befehl erzählte.  
               „Was für eine total verrückte Idee, Euer Majestät!" rief er,  
               „warum diese unnütze Ausgabe? Lasst Euch einfach zwei kleine Flecken Kuhhaut  
               zu Recht schneiden, um Eure Füße zu schützen!"
 

               Das tat der König, und damit waren die Schuhe erfunden.

               Anthony de Mello

Mittwoch, 19. Februar 2020






Sagte der Tourist: „Die Leute in Ihrem Land sind arm. Doch sie scheinen sich nie Sorgen im Voraus zu machen."

Sagte der Meister: „Das liegt daran, dass sie nie auf die Uhr schauen."

Anthony de Mello

Dienstag, 18. Februar 2020






Ich darf nicht vergessen 
das Sterben zu üben,
wie ein Maulwurf 
unter allem was 
fest scheint.

Ulrich Schaffer

Montag, 17. Februar 2020




Echte Würde wird nicht durch Missachtung gemindert.

Die Majestät der Niagara-Fälle wird nicht geringer, wenn man hineinspuckt.





Sonntag, 16. Februar 2020




Wenn ein neuer Schüler zum Meister kam, 
wurde er gewöhnlich folgendem Verhör unterworfen:
„Weißt du, wer der einzige Mensch ist, der dich im ganzen Leben nie verlassen wird?"
„Wer ist es?"
„Du."

„Und kennst du die Antwort auf jede Frage, die dir je einfallen könnte?" „Wie lautet sie?"
„Du."

„Und kannst du die Lösung aller deiner Probleme ahnen?"
„Ich gebe auf."
„Du."


Anthony de Mello

Samstag, 15. Februar 2020





Wenn man glücklich sein möchte, kann man es augenblicklich sein.

Das Glück liegt in diesem Augenblick. 

Wenn man jedoch noch glücklicher sein will oder glücklicher als die anderen, zeigt man alle Eigenschaften eines unglücklichen Menschen, denn Glück ist unvergleichlich. 
Solche Wünsche sind unerfüllbar. 
Man kann nur so glücklich sein wie man selbst ist; das Glück der anderen lässt sich nicht messen.
 
Anthony de Mello

Freitag, 14. Februar 2020




Was siehst du?

Der Meister hob hervor, dass die Welt, wie sie die meisten Leute sehen, nicht die Welt der Wirklichkeit ist, sondern eine Welt, die ihr Kopf hervorgebracht hat.

Als ein Schüler das in Frage stellen wollte, nahm der Meister zwei Stöcke und legte sie in Form eines T auf den Boden. Dann fragte er den Schüler: „Was siehst du hier?"

„Den Buchstaben T", antwortete er.

„Genauso habe ich es mir vorgestellt", sagte der Meister. „Es gibt von sich aus keinen Buchstaben T; das T ist die Bedeutung, die du ihm gibst. Was du vor dir siehst, sind zwei abgebrochene Äste in Form von Stöcken."


Anthony de Mello

Donnerstag, 13. Februar 2020




MENSCHLICHER FORTSCHRITT

Der Meister begrüßte die technologischen Fortschritte, war sich aber durchaus ihrer Grenzen bewusst.

Als ihn ein Industrieller fragte, was er arbeite, antwortete er: „Ich bin in der Menschen-Industrie tätig."
„Und was bitte ist das?" fragte der Industrielle.
„Nehmt Euch selbst", sagte der Meister. „Ihr bemüht Euch um die Herstellung besserer Dinge, ich bemühe mich, bessere Menschen hervorzubringen."

Zu seinen Schülern sagte er später: „Ziel des Lebens ist es, Menschen zum Erblühen zu bringen. Heute scheint man mehr damit beschäftigt, Sachen zu perfektionieren."


Anthony de Mello

Mittwoch, 12. Februar 2020





               Wer Demut besitzt,
               kann nicht gedemütigt werden.


              Wer unterwürfig ist,
              wird unterworfen.


              Peter Horton

Dienstag, 11. Februar 2020






Das Pferd macht den Mist im Stalle,
und obgleich der Mist einen Unflat
und Stank an sich hat,
so zieht dasselbe Pferd
doch den Mist mit großer Mühe
auf das Feld,
und dann wächst daraus edler,
schöner Weizen
und der edle, süße Wein,
der nimmer so wüchse,
wäre der Mist nicht da.

Also trage deinen Mist -
das sind deine eigenen Gebrechen,
die du nicht abtun
und ablegen noch überwinden kannst, -
mit Müh und mit Fleiß
auf den Acker
des liebreichen Willens Gottes
in rechter Gelassenheit deiner selbst
.

 

JOHANNES TAULER




Montag, 10. Februar 2020




DIE BESTEN DINGE

Die besten Dinge des Lebens sind uns geschenkt: Sehvermögen, Gesundheit, Liebe, Freiheit und das Leben selbst. Schade nur, dass wir uns an ihnen nicht recht erfreuen. Wir sind zu sehr von dem Gedanken belastet, dass wir nicht genug von sehr nebensächlichen Dingen besitzen: wie Geld, gute Kleider und Ruhm.

Als ich einmal zurück in meine Heimat flog, hatte das Flugzeug Verspätung, und ich war verärgert. Als es dann den Flughafen erreicht hatte, kreiste es fast eine halbe Stunde wegen „technischer Schwierigkeiten", wie es diskret hieß, über dem Flughafen, was uns noch mehr verspätete. Die halbe Stunde war voller Spannung und Sorgen. Schließlich landeten wir erleichtert. Verflogen war mein Ärger über die Verspätung. Alle waren sehr froh, sicher auf der Erde zu sein. Die Verspätung war nun eine dumme Kleinigkeit. Doch erst die Möglichkeit eines schweren Unfalls führte uns das vor Augen.

Ich las einmal von einem Mann, den die Nationalsozialisten gefangen hielten: der schrieb in einem Brief an seine Familie über seine große Freude, dass er von einer fensterlosen Zelle in eine andere verlegt worden war, die hoch oben ein Luftloch hatte, durch das er ein Stück blauen Himmel bei Tag und nachts ein paar Sterne erkennen konnte. Das betrachtete er als ein großes Glück.

Nachdem ich diesen Brief gelesen hatte, schaute ich aus meinem Fenster auf die ganze Weite des Himmels. Ich war tausendmal reicher als dieser Gefangene, und doch gab mir mein Reichtum nicht einmal einen Bruchteil der Freude, die jener von seinem Luftloch empfing. 





Anthony de Mello



Sonntag, 9. Februar 2020




UMDENKEN (2)

Diese negativen Gefühle gibt es nur in Ihnen, nicht in der Wirklichkeit. 
Hören Sie ruhig damit auf, die Wirklichkeit ändern zu wollen.
Hören Sie damit auf, andere ändern zu wollen. 
Wir verwenden unsere ganze Zeit und Kraft auf den Versuch, äußere Umstände verändern zu wollen; unsere Ehefrauen, Chefs, Freunde, Feinde - eben die anderen - umzukrempeln. 
Wir müssen nichts ändern. Niemand und nichts auf der Welt hat die Macht, Sie unglücklich zu machen, Ihnen zu schaden oder Sie zu verletzen: kein Ereignis, keine Umstände, keine Situation, auch kein anderer Mensch. 
Aber niemand hat es Ihnen gesagt; vielmehr erzählte man Ihnen das Gegenteil. 
Vergessen Sie diesen Unsinn. Deswegen haben Sie jetzt diese Probleme; deswegen schlafen Sie. 
Man hat Sie über diese Selbstverständlichkeit im unklaren gelassen. 

Anthony de Mello

Samstag, 8. Februar 2020





UMDENKEN (1)

Viele Menschen haben negative Gefühle und sind sich dessen nicht bewusst. 
Viele Leute sind frustriert und sind sich ihrer Frustration nicht bewusst. Erst wenn sie die Freude kennengelernt haben, geht ihnen auf, wie frustriert sie waren. 
Unentdeckten Krebs kann man nicht behandeln. 
Kornwürmer lassen sich nicht aus einer Scheune vertreiben, wenn nicht bekannt ist, dass es sie dort gibt.

Zuerst muss man sich also seiner negativen Gefühle bewusst werden. 
Was sind das für negative Gefühle? Schwermütigkeit, zum Beispiel. 
Sie sind verzweifelt und niedergeschlagen; 
Sie können sich selbst nicht mehr leiden oder fühlen sich schuldig.
Sie meinen, das Leben sei witzlos, es habe einfach keinen Sinn; 
Ihre Gefühle wurden verletzt, Sie fühlen sich nervös und angespannt...




Anthony de Mello




Freitag, 7. Februar 2020



UNPARTEIISCH

Jesus Christus sagte, er sei noch nie bei einem Fußballmatch gewesen. Also nahmen meine Freunde und ich ihn zu einem Spiel mit. Es war eine wilde Schlacht zwischen den protestantischen Boxern und den katholischen Kreuzfahrern.

Die Kreuzritter erzielten das erste Tor. Jesus schrie laut Beifall und warf seinen Hut in die Luft. Dann waren die Boxer vorne. Und Jesus spendete wild Beifall und warf seinen Hut in die Luft.

Das schien den Mann hinter uns zu verwirren. Er klopfte Jesus auf die Schulter und fragte: „Für welche Partei brüllen Sie, guter Mann?"

„Ich", erwiderte Jesus, den mittlerweile das Spiel sichtlich aufregte, „oh, ich schreie für keine Partei. Ich bin bloß hier, um das Spiel zu genießen."

Der Frager wandte sich seinem Nachbarn zu und feixte: „Hm, ein Atheist!"

Auf dem Rückweg klärten wir Jesus über die Lage der Religionen in der heutigen Welt auf. „Fromme Leute sind ein komisches Volk, Herr", sagten wir, „sie scheinen immer zu denken, Gott sei auf ihrer Seite und gegen die Leute von der anderen Partei."

Jesus stimmte zu. „Deswegen setze ich nie auf Religionen, ich setze auf Menschen", sagte er. „Menschen sind wichtiger als Religionen. Der Mensch ist wichtiger als der Sabbat."

„Du solltest deine Worte wägen", sagte einer von uns etwas besorgt.

„Du bist schon einmal wegen einer solchen Sache gekreuzigt worden."

„Ja - und von religiösen Leuten", sagte Jesus mit gequältem Lächeln.


Anthony de Mello

Donnerstag, 6. Februar 2020



Gast auf Erden


Ich bin ein Gast auf Erden
und hab hier keinen Stand;
der Himmel soll mir werden,
da ist mein Vaterland.
Hier reis’ ich bis zum Grabe;
dort in der ew’gen Ruh
ist Gottes Gnadengabe,
die schießt all Arbeit zu.

Du aber, meine Freude
du meines Lebens Licht,
du ziehst mich, wenn ich scheide,
hin vor dein Angesicht
ins Haus der ew’gen Wonne,
da ich stets freudenvoll
gleich wie die helle Sonne
mit andern leuchte soll.

So will ich zwar nun treiben
Mein Leben durch die Welt,
doch denk ich nicht zu bleiben
in diesem fremden Zelt.
Ich wandre meine Straße,
die zu der Heimat führt,
da mich ohn alle Maße,
mein Vater trösten wird.

Paul Gerhardt 

Mittwoch, 5. Februar 2020




Gebet, ganz präsent zu sein (2)

Guter Gott, wir glauben, daß Du uns nah bist.
Deine Anwesenheit schenkt uns Hoffnung. 
Wir danken Dir für jeden Tag unseres Lebens. 
Wir danken Dir, daß Du uns immer neu die Möglichkeit schenkst 
zu verstehen, zu vergeben, zu vertrauen und zu lieben. 
Wir danken Dir, daß wir jetzt leben und
daß unsere Probleme im Maß unserer Seele bleiben.
Wir bitten Dich: lehre und führe uns,
füge in unserm Geist die Gedanken zusammen, die Du uns denken,
und in unserem Herzen die Gefühle, die Du uns empfinden lassen möchtest. 
Baue uns wieder auf.
Setze uns richtig zusammen;
denn wir selbst wissen nicht, wie wir das anstellen sollen.
Wir vertrauen darauf, daß Du dieses Gebet hörst
und Dich mehr als wir selbst um die Antwort kümmerst. 
Wir beten darum nicht allein,
sondern mit dem ganzen Leib Christi in Jesu Namen.

Dienstag, 4. Februar 2020




Gebet, ganz präsent zu sein (1)

Hilf uns, ganz im jetzt gegenwärtig zu sein.
Das ist das Einzige, was wir haben,
und immer darin sprichst Du, Gott, zu uns.
Dieses Jetzt nimmt alles auf, verwirft nichts
und kann daher auch Dich, Gott, aufnehmen.

Hilf uns, an dem Ort ganz präsent zu sein,
vor dem wir am meisten Angst habe,
weil er sich immer so leer und so langweilig und so ungenügend anfühlt.

Hilf uns, ein wenig Raum zu finden,
den wir nicht sofort wieder
mit unseren eigenen Einfallen und Vorstellungen ausfüllen. 

Hilf uns, jenen Raum zu finden,
in dem Du als der Gott der Liebe Dich uns Hungrigen und Leeren zeigen kannst.

Hilf uns, nicht uns selbst im Weg zu stehen,
damit Platz für Dich wird.

Montag, 3. Februar 2020




Aus Dank wächst Freude
Es gibt nichts Selbstverständlicheres als
die Luft, die wir atmen,
das Brot, das wir essen und
das Leben, das wir leben.
Wir mögen uns Gedanken machen über den Sinn des Lebens, 

wir müssen uns sicher Sorgen machen über die Zukunft der Welternährung;
aber Luft, Leben und Brot sind uns zur Zeit sicher, sicherer vielleicht als je zuvor.


Gerade deshalb aber sollten wir Gott dafür danken.
Wir sollten sogar dafür danken, daß wir uns Sorgen machen können, daß wir über den Sinn nachdenken können. 

Denn diese Dinge zeigen uns nicht nur, daß wir leben, sondern daß uns das Leben auf dieser Welt Freude macht.
Hätten wir keine Freude am Leben, dann wären uns die Gedanken über den Sinn, die Sorge
über die Zukunft und der Kummer über die Gegenwart einigermaßen gleichgültig. 

Wer für die vermeintlichen Selbstverständlichkeiten dankt, der wird auf ganz eigentümliche Weise dafür belohnt:
er wird sich auf einmal der ungeheuren Fülle von Gaben bewußt, die ihm täglich ohne Verdienst und Würdigung geschenkt werden.
Wem nichts zu banal ist, sich bei Gott dafür zu bedanken, für den ist auf einmal auch nichts zu gering, sich zu freuen.
Unser Dank öffnet uns die Türen zum Reichtum der gegenwärtigen Gaben Gottes.
Danken wir also einmal für das Selbstverständliche, damit auch die Freude uns selbstverständlich werde.


K. Schomerus