Montag, 2. April 2012


APRIL


Der Pilger ging durch eine hügelige Mittelgebirgslandschaft.
Er ging bergauf und bergab – manchmal hatte er Schmerzen und dann ging er wieder locker und leicht -
Er ging im Sonnenschein und auch im Regen – mal mühsam und angestrengt, dann wieder beschwingt und voll Elan -
Die Tage waren hell und sonnig und dann wieder grau und wolkig -
- wie im „richtigen Leben“.

Ein Wort ging ihm immer wieder durch den Sinn – das Leben ist wie eine Reihe von Karfreitagen gefolgt von Ansätzen einer Auferstehung.
Dieses Wort hatte Kraft.

Da wird Kreuz und Leid als das gesehen was es ist – ein Teil des Lebens.
Ohne, dass die lichte Seite der Hoffnung weggeschoben wird.
Da wird die lichte Seite der Zuversicht nicht als Beruhigungsmittel verordnet.
Da wird das Dunkle und Bedrückende von Schmerz und Täuschung
nicht als das alles niederdrückende Schicksal geschluckt.
Da wird die Hoffnung und Zuversicht, die alles übersteigt
und transzendiert als das gesehen was es ist – ein Teil des Lebens.


Und sein Blickwickel hatte sich gewandelt – es war ihm als sei er nicht mehr alleine auf dem Weg unterwegs.

Ein Mitpilger hatte sich eingestellt mit dem er ins Reden kam und dem er mit einem ungewöhnlichen Vertrauen alles erzählten und alles fragen konnte.

Über Glück und Unglück seines Lebens – immer mehr konnte er mit ihm teilen – Fragen, die er noch nie jemand gestellt hatte, konnte er loswerden – Ansichten und Meinungen, die er vor sich selbst nicht ausdrücken konnte flossen nun aus ihm heraus.

Und sein Mitpilger erklärte ihm alles* - das was der Pilger nicht verstand, auch wenn er immer wieder nachfragte, ließ er in sich hineinsickern; er wollte es in sich bewahren und war sich sicher, dass er es zur rechten Zeit verstehen und erkennen würde.

Das Gespräch wurde immer dichter und tiefer, sodass er schließlich auch
die letzte und bedrängenste Frage nach Leid und Tod und Kreuz stellen konnte.

Nun wurde sein Mitpilger still – da gab es keine tiefschürfenden Erklärungen, keine Weisheitsworte – nur Schweigen …

Als der Pilger seine Frage vorsichtig nochmals stellen wollte, antwortete ER dann doch.

ER erzählte von sich, dem Zimmermannssohn, der die Menschen und das Leben einfach liebte.

ER erzählte von seinem Leben und seiner Lehre, die einfach war und mit der ER dann immer mehr aneckte,
weil viele spürten, dass sie das Leben und die Mitmenschen anders sehen und behandeln müssten; sie spürten, dass sie Macht und Herrschaftsansprüche, Besitztümer und Sicherheiten aufgeben müssten; dass  sie aus der scheinbaren Sicherheit der Sesshaftigkeit aufbrechen und sich auf den WEG einlassen müssten;

Und dann konnten sie es nicht mehr ertragen – er musste weg – aus ihrer Stadt hinaus – aus ihrem Leben hinaus sollte er das Kreuz tragen – damit sie ihre Ruhe hätten …

Es musste draußen vor der Stadt sein, damit sie sich danach nicht mehr mit ihm abgeben und sich an ihn erinnern mussten …

er nahm sein Kreuz auf sich und trug es hinaus aus der Stadt
sein Leben war zu Ende – so wie sie es sich gewünscht hatten

Doch am dritten Tag entkam er dem Tod und eröffnete ein neues nie gekanntes Leben

seine ersten Zeugen waren eine Frau, ohne jegliches Ansehen und Fischer …
wie schon bei seiner Geburt, welche, die eher draußen als sesshaft waren

Und seit dieser Zeit geht ER mit allen, ob sesshaft oder pilgernd unterwegs –
hören können ihn allerdings die leichter, die weniger Geräusche um sich haben

Kreuz am Weg in Österreich                                                                                                                                   © Bernd H Brang

den suchen, der den Durchgang vorausgegangen ist
* „Begreifst Du denn nicht? Wie schwer fällt es Dir, alle das zu glauben. Musste ich nicht all das erleiden, um so in die  Herrlichkeit zu gelangen, “ Lk 24.25

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