Montag, 2. April 2012


APRIL

Schon einige Zeit war der Pilger nicht mehr alleine unterwegs.

Mit seinem Mitpilger konnte er über alles reden
die Antworten, die er bekam waren immer wieder neu – überraschend –
manchmal auch unverständlich – widersprüchlich –
auch die, die scheinbar klar waren
erwiesen sich oft beim weiteren Betrachten als tief- und hintergründig.

Über alle möglichen Themen konnte er mit ihm reden und die Antworten, die er nicht so recht verstand, ließ er doch in sich hineinsickern.

Und wenn er dann immer wieder zu den gleichen Fragen weitere Antworten und Erklärungen hören wollte, antwortete sein Mitpilger mit großer Geduld und tiefer Weisheit.*

Und dann kam er zu der Frage von Leid und Tod und Kreuz.

Da gab es keine tiefschürfenden Erklärungen und Weisheitsworte.

Sein Mitpilger wurde still und lange Zeit gingen sie so weiter …

Als der Pilger seine Frage vorsichtig nochmals stellen wollte, antwortete ER dann doch.

ER erzählte von sich, dem Zimmermannssohn, der die Menschen und das Leben einfach liebte.

ER erzählte von seinem Leben und seiner Lehre, die einfach war und mit der ER dann immer mehr aneckte,
weil viele spürten, dass sie das Leben und die Mitmenschen anders sehen und behandeln müssten; sie spürten, dass sie Macht und Herrschaftsansprüche, Besitztümer und Sicherheiten aufgeben müssten; dass  sie aus der scheinbaren Sicherheit der Sesshaftigkeit aufbrechen und sich auf den WEG einlassen müssten;

Und dann konnten sie es nicht mehr ertragen – er musste weg – aus ihrer Stadt hinaus – aus ihrem Leben hinaus sollte er das Kreuz tragen – damit sie ihre Ruhe hätten …

Es musste draußen vor der Stadt sein, damit sie sich danach nicht mehr mit ihm abgeben und sich an ihn erinnern mussten …

er nahm sein Kreuz auf sich und trug es hinaus aus der Stadt
sein Leben war zu Ende – so wie sie es sich gewünscht hatten

Doch am dritten Tag entkam er dem Tod und eröffnete ein neues nie gekanntes Leben

seine ersten Zeugen waren eine Frau, ohne jegliches Ansehen und Fischer …
wie schon bei seiner Geburt, welche, die eher draußen als sesshaft waren

Und seit dieser Zeit geht ER mit allen, ob sesshaft oder pilgernd unterwegs –
hören können ihn allerdings die leichter, die weniger Geräusche um sich haben
Kreuz über Salzburg                                                                                                                                                        © Bernd H. Brang
dem trauen, der alle Weg mitgeht
* „Begreifst Du denn nicht? Wie schwer fällt es Dir, alle das zu glauben. Musste ich nicht all das erleiden, um so in die  Herrlichkeit zu gelangen, “ Lk 24.25

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