Montag, 22. Oktober 2012


Zu einem Mönchsvater, der sich der Geselligkeit hingab,
kam einmal ein Jäger, der ihn wegen seines Nichtstuns spöttisch anredete.
Der Altvater forderte den Jäger auf, seinen Bogen zu spannen.
Der Jäger spannte mit aller Kraft,
aber der Altvater rief ihm zu: „Noch mehr, noch mehr! Du mußt den Bogen noch stärker spannen!"
Der Jäger protestierte: „Der Bogen wird zerbrechen!"
Daraufhin antwortete ihm der Mönch: „Auch der Mensch wird zerbrechen, wenn er überspannt ist. "

Sonntag, 21. Oktober 2012

Solange wir
mit dem Rücken
zur aufgehende Sonne stehen
brauche wir Spiegel
um uns zu sehen.

Peter Horton

Samstag, 20. Oktober 2012


Benutzt Sonnencreme  von Mary Schmich (3)

Erfreue Dich an Deinem Körper. Gebrauche ihn auf jede erdenkliche Weise. Habe keine Angst vor ihm, oder davor, was die Leute darüber denken. Er ist das größte Instrument, das Du jemals besitzen wirst.

Tanze, auch wenn es nur zu Hause in Deinem Wohnzimmer ist.

Lies die Wegweiser - auch wenn Du sie nicht befolgst.

Lies keine Schönheitsmagazine. Sie werden nur bewirken, dass Du Dich hässlich fühlst.

Lerne Deine Eltern kennen. Du weißt nie, wann sie für immer gegangen sein werden. Sei gut zu Deinen Geschwistern. Sie sind die beste Verbindung zu Deiner Vergangenheit und die Menschen, die in der Zukunft am ehesten zu Dir halten werden.

Begreife, dass Freunde kommen und gehen, aber mit ein paar davon solltest Du verbunden bleiben. Arbeite hart daran, Entfernungen geographischer oder sozialer Art zu überbrücken, denn je älter Du wirst, desto mehr brauchst Du die Menschen, die Du gekannt hast, als Du noch jung warst.

Lebe einmal in New York, aber ziehe fort, bevor es Dich hart macht. Lebe einmal in Südkalifornien, aber ziehe fort, bevor es Dich weich macht. Reise.

Akzeptiere einige unveränderliche Wahrheiten: Preise werden steigen. Politiker werden fremdgehen. Auch Du wirst älter werden. Und wenn Du alt geworden bist, wirst Du Dir weismachen, dass früher die Preise vernünftig waren, die Politiker anständig und Kinder Respekt vor ihren Eltern hatten.

Respektiere Deine Eltern.

Erwarte von niemandem Unterstützung. Vielleicht hast Du ein dickes Bankkonto, vielleicht eine reiche Gattin, aber Du weißt nie, wann eines von beiden weg ist.

Mache nicht zuviel mit Deinem Haar herum, sonst wird es, wenn Du 40 bist, aussehen wie 85.

Sei vorsichtig, wessen Rat Du Dir holst, aber sei geduldig mit denen, die Dir Rat geben. Rat ist eine Art Nostalgie. Rat geben ist so etwas wie die Vergangenheit aus dem Mülleimer holen, sie aufpolieren, die hässlichen Teile übermalen und sie dann für mehr verkaufen, als sie wert ist.

Aber vertraue mir, was Sonnencreme angeht.

Freitag, 19. Oktober 2012


Eine Gruppe Touristen fuhr durch eine wunderschöne Gegend.
Doch die Vorhänge des Zuges waren zugezogen, so dass keiner der Reisenden die geringste Ahnung hatte, wie es draußen aussah.
Sie waren die ganze Zeit damit beschäftigt, darüber zu debattieren, wer auf den Ehrenplatz dürfte, wem diese Ehre nun zustände, wer der Beste sei, wer der Schönste, wer der Begabteste.
So ging es fort, bis die Reise vorbei war ... 


Wenn du jetzt verstehst, bist du frei, dann weißt du, was Spiritualität ist.

Anthony de Mello

Donnerstag, 18. Oktober 2012


Benutzt Sonnencreme  von Mary Schmich (2)

Gehe niemals fahrlässig mit den Herzen anderer Menschen um. Meide Personen, die fahrlässig mit Deinem Herzen umgehen.

Benutze Zahnseide.

Verschwende keine Zeit mit Eifersucht. Du wirst mal vorne liegen und mal hinten. Das Rennen dauert lange, und im Endspurt bist Du Dein einziger Gegner.

Erinnere Dich an jedes Kompliment. Vergiss die Beleidigungen. Wenn Dir das gelingt, sage mir, wie Du es machst.

Hebe Deine alten Liebesbriefe auf. Wirf Deine alten Kontoauszüge weg.

Mache Dehnübungen.

Fühle Dich nicht schuldig, wenn Du nicht weißt, was Du mit Deinem Leben anfangen sollst. Die interessantesten Menschen, die ich kenne, hatten mit 22 keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anfangen sollten. Einige der interessantesten 40jährigen, die ich kenne, wissen es immer noch nicht.

Nimm genug Calcium. Achte auf Deine Knie. Sie werden Dir fehlen, wenn sie nicht mehr funktionieren.

Vielleicht wirst Du heiraten, vielleicht auch nicht. Vielleicht wirst Du Kinder haben, vielleicht auch nicht. Vielleicht wirst Du Dich mit 40 scheiden lassen, vielleicht wirst Du am 75. Hochzeitstag den "Ententanz" tanzen. Was auch immer Du tust, beglückwünsche Dich selbst nicht zu sehr oder beschimpfe Dich. Deine Entscheidungen sind zur Hälfte Zufall, wie bei allen anderen auch.

Mittwoch, 17. Oktober 2012


Wir wurden zum Unglücklichsein erzogen.
Man sagte uns: „Denk nach, bevor du redest!"
Wir wurden zu Spezialisten darin, Anerkennung zu erheischen
und wurden darauf gedrillt, alles zu zensieren:
„Denk zweimal nach, bevor du etwas sagst, zeig bloß nicht deine Gefühle;
sage das, was die anderen erwarten; denke, was die anderen denken könnten."
Und alle Welt fängt an zu sagen, was die anderen denken könnten.
Die Folge ist, dass kaum jemand mehr seinen eigenen Gefühlen
und dem wirklichen Leben Ausdruck geben kann. ...
Willst du wirklich dein Glück als das Bemühen definieren,
durch „die anderen" - diesem vagen Begriff - akzeptiert zu werden?


Anthony de Mello

Dienstag, 16. Oktober 2012




Gott stirbt nicht an dem Tag,
da wir aufhören,
an einen persönlichen Gott zu glauben.
Wir aber sterben in der Stunde,
da unser Dasein nicht mehr
vom Glanz des immer neu geschenkten Wunders
durchleuchtet wird,
dessen Quellen jenseits aller Vernunft liegen.

Dag Hammarskjöld

Montag, 15. Oktober 2012


Die Verdrängung des Mystischen
durch die Kirchen
ist ein schlimmer und fortwährender Skandal,
der nicht länger zu ertragen ist.

Weil »wir nicht wissen, wer wir sind« -
wie Hildegard es ausdrückte -,
ist die menschliche Zivilisation so müde,
depressiv und phantasielos
im Umgang mit Arbeitslosigkeit,
Umweltverschmutzung,
der verzweifelten Jugend,
Ungerechtigkeit und Ungleichheit.

Solch eine Zivilisation
fördert im Grunde Süchte:
nach Drogen, Verbrechen,
Alkohol, Konsum, Militarismus.
Sie ermutigt uns, den Sinn im Leben
und den Schutz vor Feinden
in äußeren Stimulantien zu suchen,
weil wir unsere innere Kraft
so bedauerlich verloren haben.

Sie lässt die Armen in noch größere Armut fallen,
die Bequemen in eine unendliche Fülle
von Luxusartikeln
und die dazwischen in Groll
sowohl gegen Arme wie gegen Reiche.

Denn eine solche Kultur weiß nichts
und lehrt nichts
über das Finden echter Kraft.

MATTHEW FOX

Sonntag, 14. Oktober 2012


Es lässt sich zeigen, dass das Glück für
den Menschen in der Liebe zum Leben liegt,
also in etwas sehr Aktivem,
in der Freude an einer Pflanze,
in der Freude an einer Landschaft,
in der Freude an Musik,
in allem, in dem der Mensch
seine ihm eingegebenen Fähigkeiten (...)
benutzen kann, etwas zu schaffen.

Erich Fromm

Samstag, 13. Oktober 2012



Benutzt Sonnencreme von Mary Schmich
(1)

Wenn ich Dir nur einen einzigen Rat für Deine Zukunft geben dürfte, dann wäre es: Sonnencreme. Die Langzeit-Vorteile von Sonnencreme sind wissenschaftlich erwiesen, wohingegen der Rest meiner Ratschläge lediglich auf meiner eigenen, verwickelten Lebenserfahrung beruht. Diese Ratschläge werde ich jetzt geben.

Genieße die Macht und die Schönheit Deiner Jugend - wobei: Du wirst die Macht und die Schönheit Deiner Jugend nicht begreifen, bis sie verschwunden sind. Aber glaube mir: in 20 Jahren wirst Du Fotos von Dir anschauen und dann auf eine Art und Weise, die Du jetzt noch nicht begreifen kannst, realisieren, welche Möglichkeiten Du damals hattest und wie fabelhaft Du wirklich aussahst. Du bist nicht so fett wie Du glaubst.

Macht Dir keine Sorgen über die Zukunft. Oder mach sie Dir, aber wisse: sich Sorgen machen ist genauso effektiv wie der Versuch, eine algebraische Gleichung durch das Kauen von Kaugummi zu lösen. Die echten Probleme in Deinem Leben werden Dinge sein, über die Du Dir mit Deinem sorgenzerfressenen Gehirn niemals Gedanken gemacht hast, Dinge, die Dich unerwartet an einem ruhigen Dienstag um vier Uhr nachmittags treffen.

Mache jeden Tag etwas, wovor Du Angst hast.

Singe.

Freitag, 12. Oktober 2012

Versuche, dir zu sagen: „Was habe ich doch für ein Glück! Wie dankbar ich dafür bin!"

Weißt du was?

Es ist unmöglich, dankbar und zugleich unglücklich zu sein.

Anthony de Mello

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Einem sich ständig über andere beklagenden Schüler sagte der Meister:
„Wenn du wirklich Frieden haben willst,
versuche, dich selbst zu ändern, nicht die anderen.
Es ist einfacher, deine Füße mit Hausschuhen zu schützen,
als die ganze Erde mit Teppichen auszulegen."

Anthony de Mello

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Denk an den gestrigen Tag.
Erinnere dich daran, was an diesem Tag alles passiert ist, an ein Ereignis nach dem anderen,
und sei für jedes dankbar.
Danke. Sage: „Danke! Was für ein Glück ich doch hatte, dass ich das erleben durfte."
Wahrscheinlich wirst du dich auch an unerfreuliche Dinge erinnern. Dann mach Schluss.
Denke: „Was mir da passiert ist, geschah zu meinem Besten."
Denke so, sag danke, und mach weiter.

Anthony de Mello

Dienstag, 9. Oktober 2012


„Entschuldigung", sagte ein Fisch aus dem Ozean zu einem anderen.
„Du bist älter und erfahrener als ich und kannst mir wahrscheinlich helfen. Sag mir, wo kann ich die Sache finden, die man Ozean nennt? Ich habe vergeblich überall danach gesucht."
„Der Ozean", sagte der ältere Fisch, „ist das, worin du jetzt schwimmst."
„Das? Aber das ist ja nur Wasser. Ich suche den Ozean", sagte der jüngere Fisch sehr enttäuscht und schwamm davon, um anderswo zu suchen.

Montag, 8. Oktober 2012


Begriffe eignen sich ausgezeichnet dazu, uns im Leben zu führen.
Doch sie sind nicht das Leben. Dem Leben begegnet man im Erleben.
Es ist, als würde man eine wunderbare Speisekarte lesen. Sie ist nicht das Essen.
Und wenn du die ganze Zeit auf das Lesen der Speisekarte verwendest, wirst du nie satt.
Es kann manchmal noch schlimmer kommen: manche essen tatsächlich die Speisekarte.
Sie leben von Begriffen und verlieren dabei das Leben.
Wie lässt sich solch ein Verhalten überwinden?
Der große weise Krishnamurti sagt uns: „An dem Tag, an dem du deinem Kind den Namen des Vogels lehrst, hört es auf, den Vogel zu sehen."
Das Kind sieht dieses flauschige, lebendige Etwas, so geheimnisvoll und vielversprechend.
Und wir bringen ihm bei: das ist ein Spatz. Jetzt hat das Kind einen Begriff: Spatz.
Und immer, wenn es dann einen Spatz sieht, wird es sagen:
„Ach ja, das kenne ich schon: das ist ein Spatz."


Anthony de Mello

Sonntag, 7. Oktober 2012


Gott segne dich.
Mögest du erfahren, daß er dich findet,
wenn du dich selbst aufgegeben hast.
Mögest du erleben, wie er dich küßt,
wenn du glaubst, daß niemand dich liebt.
Mögest du erfahren, daß er nach dir sucht,
wenn du ganz grau geworden und
im Dunkeln liegst.
Mögest du seine Stimme hören,
wenn Lärm dich betäubt hat,
mögest du seine heilende Hand
auf deiner Schulter spüren,
wenn du neue Kraft brauchst.

Samstag, 6. Oktober 2012

Wenn man glücklich sein möchte, kann man es augenblicklich sein.
Das Glück liegt in diesem Augenblick.
Wenn man jedoch noch glücklicher sein will oder glücklicher als die anderen,
zeigt man alle Eigenschaften eines unglücklichen Menschen,
denn Glück ist unvergleichlich.
Solche Wünsche sind unerfüllbar.
Man kann nur so glücklich sein wie man selbst ist;
das Glück der anderen lässt sich nicht messen.


Anthony de Mello

Freitag, 5. Oktober 2012



Das Pferd macht den Mist im Stalle,
und obgleich der Mist einen Unflat
und Stank an sich hat,
so zieht dasselbe Pferd
doch den Mist mit großer Mühe
auf das Feld,
und dann wächst daraus edler,
schöner Weizen
und der edle, süße Wein,
der nimmer so wüchse,
wäre der Mist nicht da.

Also trage deinen Mist -
das sind deine eigenen Gebrechen,
die du nicht abtun
und ablegen noch überwinden kannst, -
mit Müh und mit Fleiß
auf den Acker
des liebreichen Willens Gottes
in rechter Gelassenheit deiner selbst
.

JOHANNES TAULER

Donnerstag, 4. Oktober 2012


Führ dir die Dinge vor Augen, die dich unglücklich machen und schau, ob du auf diesen Satz stößt, den du dir fast unbewusst sagst: 

„Wenn ich dieses oder jenes nicht erreiche, weigere ich mich, glücklich zu sein." 

„Wenn ich das nicht bekomme oder jenes nicht geschieht, kann ich einfach nicht glücklich sein."

Anthony de Mello

Mittwoch, 3. Oktober 2012



Halt an! Wo läufst du hin!
Der Himmel ist in dir.
Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.

ANGELUS SILESIUS


Dienstag, 2. Oktober 2012


Die Seele ist in ihrem Zusammenspiel mit dem Körper gewissermaßen auf »Diskretion« eingestellt. Sobald der Mensch »indiskret« isst oder trinkt oder sich andere »Indiskretionen« gestattet, läuft er Gefahr, die seelischen Kräfte zu überanstrengen.

Man sollte alles mit Maßen und Vernunft,
also »diskret« tun – und dabei bedenken,
dass wir nicht im Himmel leben.
Hildegard von Bingen

Montag, 1. Oktober 2012



 OKTOBER - Texte sind noch auf dem Weg 
          ;-)))             ;-)))             ;-)))             ;-)))             ;-)))             ;-)))         




auf dem Weg in Österreich
 © Bernd H Brang

Siesta in Österreich   
 © Bernd H Brang

Barfüßerkirche in Erfurt
    © Bernd H Brang