Das Zufällige
Wenn wir von "Zufall" sprechen, dann wollen wir meist damit sagen:
ich kann nichts dafür, daß das so kam; geheimnisvolle Mächte waren mit im
Spiel; eine fatale Pechsträhne hat mich verfolgt oder eine sagenhafte
Glücksphase hat mit begünstigt.
Wir haben uns aber zu fragen, ob wir nicht manchmal die Verantwortung für unser
Schicksal von uns abwälzen wollen, wenn wir alles von seltsamen Zufällen
abhängig sehen.
Max Frisch hat folgenden Satz in sein Tagebuch geschrieben:
"Wir erleben keine Zufälle,
die nicht zu uns gehören.
Am Ende ist es immer
das Fälligste,
was uns zufällt."
Wenn das stimmt, dann haben wir das auf uns Zukommende als zu uns gehörig zu
erkennen und zu bejahen, auch wenn es uns im ersten Moment erschreckt.
Natürlich komme ich mir manchmal vor,
als geriete ich vom Regen in die Traufe,
als würde ich von anonymen Mächten zermahlen.
Aber es hilft mir ein wenig, wenn ich nicht davonlaufe, sondern das, was auf
mich zufällt, zuerst einmal zulasse.
Vielleicht ist das, was mir da "über den Weg läuft" wichtig.
Oft
erweist sich das Bedrohliche als verheißungsvoll, wenn ich nicht angstvoll
darauf reagiere, sondern es herankommen lasse.
"Gott redet zum Menschen in den Dingen und Wesen, die er ihm ins Leben
schickt; der Mensch antwortet durch seine Handlung an eben diesen Dingen und
Wesen."
Dieses Wort Martin Bubers
begleitet mich mein halbes Leben.
Otto Betz |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen