Dienstag, 5. Dezember 2017



  „Man schneidet Gott nicht das Wort ab.“


Vielleicht könnte die Grundlage für das Schweigen eine ganz alltägliche Redensart sein:  
 „Man schneidet Gott nicht das Wort ab.“
Es gibt Menschen, die man stundenlang reden hören kann,
ohne dass sie Gott das Wort abschneiden.
Sie sind wie ein Echo dieses Wortes, ein mehr oder weniger vollständiges, 
ein mehr oder weniger schwaches, aber immerhin ein Echo.

Andere gibt es dagegen, bei denen man den Eindruck hat,
dass sie unter Umständen Gott das Wort abschneiden, 
auch wenn sie gar nicht reden;
dass sie ihn daran hindern, durch sie hindurch die Worte zu übermitteln, 
deren Widerhall sie hätten sein können .

Unser ganzes Leben muss ins Schweigen kommen,
muss all das zum Schweigen bringen, was in uns reden will - aus Selbstbezogenheit oder Stolz.
All das, was in uns eingedrungen ist,
all das, was nichtig ist - im Sinne von: vor Gott wertlos;
all das, was den wahren Lärm ausmacht und ein Hindernis bildet für das Wort Gottes.

Wir sollten die Worte, die Taten, die Beispiele, die Weisungen Christi ungefiltert
und in »Reinform« aufnehmen
und sie nicht ersticken, dämpfen und abschwächen
durch eine Schicht in uns, die voller Staub ist
und voller Gedanken, Wünsche und Selbstbezogenheit.

Unser ganzes Selbst müsste so lernen, Gott nicht das Wort abzuschneiden.
(JC 103f.)

Madeleine Delbrél

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