Samstag, 25. November 2017

 


Folgen einer Wahl

Halten wir diese Pflicht für eine solche, so wissen wir doch nicht immer, was sie von uns verlangt: denn gestern noch war sie uns unbekannt. Also müssen wir von Grund auf neu lernen, worum es sich für uns handelt. Da es christliche Verkündigung in christianisierter Umwelt nicht gab, blieb sie unbekannt, aber auch unverbogen, und wir können ihre Grundlagen und Modalitäten in ihrer ganzen Echtheit und Schlichtheit neu entdecken.
Rasch werden wir sie dann von dem unterscheiden, was wir «Apostolat treiben» nannten, von all diesen Apostolaten, die als fakultative Praktiken der Vervollkommnung erschienen, als eine Art tugendhafter Ergänzung des christlichen Lebens, so unterschieden von ihm, dass sie davon auch abtrennbar schien.
Christliche Verkündigung hingegen wird uns gezeigt als normale Reaktion unseres Organismus auf die Entchristlichung; als Gebrauch einer Lebensfunktion, als Erledigung eines Auftrags, für den wir konstitutiv ausgerüstet sind.
Christliche Verkündigung ist kein Zeitvertreib. Sie ist Frucht eines LEBENS, normale Auswirkung eines normalen Lebens. Unser ganzes Sein ist dafür eingefordert, wie es den ganzen Baum braucht, um eine Blüte zu treiben.
Die Verkündigung des Evangeliums ist die spezifisch christliche Aufgabe in atheistischer Umwelt, somit wird der Zustand dieser Umwelt die praktischen Voraussetzungen für diese Aufgabe enthalten, die normalen, deshalb auch für uns günstigen Voraussetzungen dafür.


Madeleine Delbrel





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen