Folgen einer Wahl
Halten wir diese
Pflicht für eine solche, so wissen wir doch nicht immer, was sie von uns
verlangt: denn gestern noch war sie uns unbekannt. Also müssen wir von Grund
auf neu lernen, worum es sich für uns handelt. Da es christliche Verkündigung
in christianisierter Umwelt nicht gab, blieb sie unbekannt, aber auch
unverbogen, und wir können ihre Grundlagen und Modalitäten in ihrer ganzen
Echtheit und Schlichtheit neu entdecken.
Rasch werden wir sie dann von dem unterscheiden, was wir «Apostolat
treiben» nannten, von all diesen Apostolaten, die als fakultative Praktiken der
Vervollkommnung erschienen, als eine Art tugendhafter Ergänzung des
christlichen Lebens, so unterschieden von ihm, dass sie davon auch abtrennbar
schien.
Christliche Verkündigung hingegen wird uns gezeigt als normale Reaktion
unseres Organismus auf die Entchristlichung; als Gebrauch einer Lebensfunktion,
als Erledigung eines Auftrags, für den wir konstitutiv ausgerüstet sind.
Christliche Verkündigung ist kein Zeitvertreib. Sie ist Frucht eines
LEBENS, normale Auswirkung eines normalen Lebens. Unser ganzes Sein ist dafür
eingefordert, wie es den ganzen Baum braucht, um eine Blüte zu treiben.
Die Verkündigung des Evangeliums ist die spezifisch christliche Aufgabe
in atheistischer Umwelt, somit wird der Zustand dieser Umwelt die praktischen
Voraussetzungen für diese Aufgabe enthalten, die normalen, deshalb auch für uns
günstigen Voraussetzungen dafür.
Madeleine Delbrel
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