Sonntag, 14. Januar 2018


Das Schweigen fehlt uns nicht, denn wir haben es

Wenn es uns eines Tages  fehlt, so deshalb, weil wir es nicht zu halten wußten.

Alle Geräusche, die uns umgehen, machen viel weniger Lärm als wir selber.
Der eigentliche Lärm ist der Widerhall der Dinge in uns.
Wer spricht, unterbricht damit nicht unbedingt das Schweigen.
Das Schweigen ist der Platz des Wortes Gottes,
und wenn wir sprechen, wiederholen wir bloß dieses Wort -
wir hören dabei nicht auf zu schweigen.

Die Klöster erscheinen als Orte des Lobpreises und als Orte eines Schweigens, das für den Lobpreis unentbehrlich ist.

Wir, die wir auf der Straße leben, zwischen die Menschen gepresst, bereiten unsere Seelen zu ebensolchen Höhlen des Schweigens, in denen das Wort Gottes ruhen und widerhallen kann.

In manchen Menschenmengen, wo Hass, Begierde, Alkohol die Sünde verrät, erkennen wir das Schweigen der Wüste; und unser Herz sammelt sich mit großer Leichtigkeit, damit Gott seinen Namen darin ertönen lassen kann: „Vox  clamantis in deserto“

Madeleine Delbrél

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