Mittwoch, 10. Januar 2018

 

Warum sollte der Lerchengesang im Kornfeld,
das nächtliche Knistern der Insekten,
das Summen der Bienen im Thymian unser Schweigen nähren können -
und nicht auch
die Schritte der Menschenmenge auf den Straßen,
die Stimmen der Marktfrauen,
die Rufe der Männer bei der Arbeit,
das Lachen der Kinder im Park,
die Lieder, die aus der Bar dringen?


All das ist Geräusch von Geschöpfen, die auf ihre Bestimmung zugeben,
alles ist ein Widerhall des Hauses Gottes,
mag es geordnet oder ungeordnet sein,
alles ist ein Signal des Lebens, das unserem Leben begegnet.

Das Schweigen ist keine Flucht,
sondern Sammlung unserer selbst im Hohlraum Gottes.
Das Schweigen ist keine Blindschleiche,
die beim leisesten Geräusch davon flieht,
sondern ein Adler mit kraftvollen Schwingen,
der über das Getöse der Erde, der Menschen und des Windes hinausfliegt.
Madeleine Delbrél

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