Mittwoch, 17. Januar 2018

 
Es gibt keine Einsamkeit ohne Schweigen. 

Manchmal heißt schweigen, den Mund halten, immer aber heißt es lauschen.
Ein bloßes Aussetzen des Lärms wäre noch kein Schweigen, wenn wir dabei nicht voll Aufmerksamkeit auf das Wort Gottes ausgerichtet wären.

Ein Tag  voller Geräusche  und Stimmen kann ein Tag des Schweigens sein,
wenn der Lärm uns zum Widerhall der Gegenwart Gottes wird.
Wenn wir über uns selbst und aus uns selbst reden, fallen wir aus dem Schweigen heraus.
Wenn wir dagegen mit unseren Lippen die inneren Anregungen des Wortes Gottes auf dem Grund unseres Herzens wiederholen, brechen wir das Schweigen nicht.

Schweigen verträgt sich nicht mit einem Schwall von Worten.

Wir können ganz gut reden und auch ganz gut still sein: Aber wir sind nicht geübt darin, uns auf die notwendigen Worte zu beschränken. Dauernd schwanken wir zwischen einem Stummsein, das der Liebe schadet, und einem Ausbruch von Worten, der die Wahrheit übertönt.

Schweigen ist Liebe und Wahrheit.

Es antwortet dem, der es nach etwas fragt, aber es gibt nur Worte von sich, die Leben bedeuten. Das Schweigen führt uns wie alle großen Lebensregeln zur Selbsthingabe und nicht zu verstecktem Geiz. Es hält uns gesammelt für diese Hingabe. Man kann sich ja nicht verschenken, wenn man sich vorher verzettelt hat. Die leeren Worte, in die wir unsere Gedanken kleiden, sind eine dauernde Vergeudung unserer selbst.

Madeleine Delbrél

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