Dienstag, 30. April 2013




Wer bist du!

Eine Frau lag im Koma. Plötzlich hatte sie das Gefühl, sie käme in den Himmel und stände vor dem Richterstuhl.

„Wer bist du?" fragte eine Stimme.
„Ich bin die Frau des Bürgermeisters", erwiderte sie.

„Ich habe nicht gefragt, wessen Ehefrau du bist, sondern wer du bist."
„Ich bin die Mutter von vier Kindern."

„Ich habe nicht gefragt, wessen Mutter du bist, sondern wer du bist."
„Ich bin Lehrerin."

„Ich habe nicht nach deinem Beruf gefragt, sondern wer du bist."

Und so ging es weiter. Alles, was sie erwiderte, schien keine befriedigende Antwort auf die Frage zu sein: „Wer bist du?"
„Ich bin eine Christin."

„Ich fragte nicht, welcher Religion du angehörst, sondern wer du bist."
„Ich bin die, die jeden Tag in die Kirche ging und immer den Armen und Hilfsbedürftigen half."

„Ich fragte nicht, was du tatest, sondern wer du bist."

Offensichtlich bestand sie die Prüfung nicht, denn sie wurde zurück auf die Erde geschickt. Als sie wieder gesund war, beschloss sie, herauszufinden, wer sie war. Und darin lag der ganze Unterschied.

Deine Pflicht ist es, zu sein. Nicht irgendjemand, nicht ein Niemand - denn darin liegt Habgier und Ehrgeiz -, nicht dies oder jenes zu sein - und dadurch abhängig zu werden - sondern einfach zu sein.

Anthony de Mello

Montag, 29. April 2013

 
 



Nur für heute
werde ich zehn Minuten meiner Zeit
einer guten Lektüre widmen;
wie die Nahrung
für das Leben des Leibes notwendig ist,
ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.


Johannes XXIII

Sonntag, 28. April 2013


APRIL (2)




 

Ein Satz, der ihm schon lange begleitet geht dem Pilger durch den Sinn: 

Das Leben
ist eine Folge
von vielen kleinen Toten
gefolgt
von Ansätzen einer Auferstehung 

So gesehen ist das ganze Leben eine EinÜBUNG und ein WEG zu der AUFerSTEHung,
die uns verkündet wurde – von einfachen Menschen, nicht von den Gelehrten und Mächtigen. 

Wegkreuze und Kreuze in unserem Lebensweg –

die Lesezeichen der Botschaft von der AUFerSTEHung,

von der es keine Augenzeugen, wohl aber Lebenszeugen gibt.
 

Die immer wieder aufkommende Frage: Wie war das mit der Auferstehung WIRKlich?
kann keine AntWORT finden –
auch nicht, wenn ein Augenzeugenbericht incl eines Auferstehungsvideos über die Zeiten zu uns kommen würde.
Wohl aber könnte ich mich fragen:
Was macht die Botschaft der AUFerSTEHung mit MIR?
Was mache ich aus dieser Botschaft der AUFerSTEHung – an jedem Tag meines Lebens?
Welche AusWIRKung hat diese unglaubliche Botschaft für MICH?

Samstag, 27. April 2013



APRIL (1)

 

Der Pilger ist wieder unterwegs. Zwar ist der Winter noch sehr zäh und vom Frühling noch scheinbar nichts zu sehen – doch dem kundigen Auge entgehen die winzigen Spuren doch nicht.
Die Natur hat in der Brachzeit des Winters neue Kräfte gesammelt
– auch wenn der Winter sich mit seinem Ostwind sich dagegen stemmt –
die Lebenskraft wird sich durchsetzen.

‚Woher nehme ich eigentlich diese Zuversicht? ‘ geht es dem Pilger durch den Kopf.
Reine Statistik – weil das eben immer so war…‘ verschiedene Stimmen gehen ihm durch den Sinn; jede mit einer anderen Gefühlsfärbung.
Je nachdem welcher er folgt, hat das ganz subtile Auswirkungen auf seine Stimmung. 

Der Weg zieht sich hin – wenn auch vor einer tollen Kulisse: Sonne, strahlendblauer Himmel, durchzogen von weißen Wolken.

Der Pilger macht seine Mittagsrast bei einem schlichten Wegkreuz.

Wegkreuze sind eigentlich immer etwas Besonderes auf seinem Weg –
wer sie wohl auswelchen Gründen errichtet hat … 

Als Versprechen für die Rettung aus Not und Elend
Als Dank nach einer Rettung aus einer Not
Als Erinnerung an eine schlimme Tat, eine furchtbares Unglück, eine sinnlose Schlacht 

Einfach so als ErINNERung an Tod und Auferweckung

Freitag, 26. April 2013




Wir sägten Holz, griffen dabei nach einem Ulmenbalken und schrien auf.
Seit im vorigen Jahr der Stamm gefällt wurde,
war er vom Traktor geschleppt und in Teile zersägt worden,
man hatte ihn auf Schlepper und Lastwagen geworfen,
zu Stapeln gerollt, auf die Erde geworfen -
aber der Ulmenbalken hatte sich nicht ergeben!
Er hatte einen frischen grünen Trieb hervorgebracht - eine ganze künftige Ulme
oder einen dichten, rauschenden Zweig.
Wir hatten den Stamm bereits auf den Bock gelegt, wie auf einen Richtblock;
doch wir wagten nicht, mit der Säge in seinen Hals zu schneiden.
Wie hätte man ihn zersägen können?
Wie sehr er doch leben will - stärker als wir!

Alexander Solschenizyn




Donnerstag, 25. April 2013




Gemeinschaft oder Sklaverei

Einsamkeit heißt, Menschen zu vermissen;
Alleinsein heißt, sich selbst zu genügen.
So wird vom scharfzüngigen George Bernard Shaw ein schöner Ausspruch berichtet: Auf einer jener langweiligen Cocktail-Parties, auf denen viel geredet, aber nichts gesagt wird, fragte man ihn: „Amüsieren Sie sich gut?"
Worauf er erwiderte: „Das ist das einzige, was mich hier amüsiert."

Zusammensein mit anderen ist nur dann schön, wenn man ihnen nicht versklavt ist.
Eine Gemeinschaft kann sich nicht aus Sklaven zusammensetzen, das heißt aus Leuten, die verlangen, dass andere Leute sie glücklich machen.
In einer wirklichen Gemeinschaft gibt es keinen Bettlerhut, kein Anklammern, keine Angst, kein Bangen, keinen Katzenjammer, kein Besitzdenken, keine Ansprüche.
Freie Menschen bilden eine Gemeinschaft, nicht Sklaven: eine einfache Wahrheit, die aber von einer ganzen Kultur übertönt wurde, die religiöse Kultur inbegriffen.

Anthony de Mello

Mittwoch, 24. April 2013







Angenehme Vorstellungen von Dingen,
die noch nicht sind, aber sein werden,
zum Beispiel im März,
wenn wieder einmal keine einzige Knospe zu sehen,
kein Frühlingslufthauch zu spüren ist,
während doch gegen Abend der Amselsturm sich erhebt.

Blüten aus Terzen, Blätter aus Quinten, Sonne aus Trillern,
ganze Landschaften aus Tönen aufgebaut.

Frühlingslandschaften,
rosa-weiße Apfelbäume vor blauen Gewitterwolken,
Sumpfdotterbäche talabwärts,
rötlicher Schleier über den Buchenwäldern,
Sonne auf den Lidern,

Sonne auf der ausgestreckten Hand.

Lauter Erfreuliches,
was doch auch in anderer Beziehung,
zum Beispiel in der Beziehung der Menschen zueinander,
eintreten könnte,
Freude, Erkennen.

Amselsturm hinter den Regenschleiern,
und wer sagt,
daß in dem undurchsichtigen Sack Zukunft
nicht auch ein Entzücken steckt?

 Marie Luise Kaschnitz
 
 

Dienstag, 23. April 2013






Nur für heute
werde ich mich an die Umstände anpassen,
ohne zu verlangen,
dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.



Johannes XXIII

Montag, 22. April 2013



APRIL (3)
 
 
 
 
„Auferstehung  läßt sich wohl nicht mit Video, Technik messen und beweisen!
 
Wie wäre es aber damit:
Fang an in Deinem Leben danach zu suchen!
Frage Dich, was diese Botschaft,
über die 2000 Jahre mehr oder minder glaubwürdig weitergegeben,
mit Dir und Deinem Leben macht!
Hat sie da eine AusWIRKung oder nicht?
Hat diese so unglaubliche Botschaft, die oft so dilettantisch weitererzählt wurde und doch seit damals alle Wirrungen und Irrungen der Zeiten überdauert hat etwas in Deinem alltäglichen Leben verloren? 
 
Gedankenverlorenvoll ging der Pilger wieder weiter – ja er wollte im Leben nach AuferSTEHung suchen – in seinem und dem Leben in allen Facetten in und um ihn herum.
Dort wollte er nun nach den Antworten suchen, die weit über die Fakten und Zahlen hinausgehen.

 

Sonntag, 21. April 2013


APRIL (2)





„Was wäre wohl, wenn ich Dir  nun eine exakte Schilderung der Ereignisse geben würde.
Akribisch, detailliert: ein exaktes Protokoll aus unserer heutigen Sicht.
              mit allen Zeugen, die mit GPS und mit Atomzeit genau in Zeit und Raum verortet berichten würden?
Ja mehr noch – wenn ich Dir eine Videoaufzeichnung vorspielen würde,
die alles, wie es sich damals ereignet hat wiedergeben würde – eidesstattlich beglaubigt von allen damaligen Autoritäten und dem Kameramann.
Würde das Dir eine ausreichende AntWORT auf Deine Fragen geben?
Wie lange würdest Du zuFRIEDEN sein mit dieser technischen, realistischen Antwort?
Wann würden die ersten Fragen kommen?
Ist das wirklich real oder doch nur ein Film?
Was sind die Antworten der Autoritäten wert?
Welchen Blickwinkel wird da wieder gegeben?
Wer zieht da wie seinen Vorteil aus der Geschichte? 

„Ja“ gab der erschütterte Pilger etwas widerwillig zu.
„ im Grunde wäre selbst so ein Video kein Beweis. Aber was dann …?“

„Was nun?“
„Ja, was nun?“

Samstag, 20. April 2013


APRIL (1)

 


Der Pilger ist wieder unterwegs. Zwar ist der Winter noch sehr zäh und vom Frühling noch scheinbar nichts zu sehen – doch dem kundigen Auge entgehen die winzigen Spuren doch nicht.
Die Natur hat in der Brachzeit des Winters neue Kräfte gesammelt
– auch wenn der Winter sich mit seinem Ostwind sich dagegen stemmt –
die Lebenskraft wird sich durchsetzen.
‚Woher nehme ich eigentlich diese Zuversicht?‘ geht es dem Pilger durch den Kopf.
Reine Statistik – weil das eben immer so war…‘ verschiedene Stimmen gehen ihm durch den Sinn; jede mit einer anderen Gefühlsfärbung.

Je nachdem welcher er folgt hat das ganz subtile Auswirkungen auf seine Stimmung.

Plötzlich, wie er da noch seinen Gedanken, Überlegungen, Gefühlen nachhing, war da einer, der mit ihm den Weg ging.
Tastend begannen sie ein Gespräch über den Weg, das woher und wohin.
Da kommen sie an zwei Kreuzen vorbei und sein Mitpilger macht ihn auf darauf aufmerksam: warum da wohl zwei und nicht drei Kreuze stehen?
„Warum müssen es den drei Kreuze sein?“
„Nun – in der Bibel wird eben von drei Kreuzen berichtet!“
„Aber  in den Einzelheiten sind die Erzählungen doch  nicht so ganz stimmig Und die Berichte über Tod und Auferstehung sind doch lange nur mündlich in verschiedenen Erzählsträngen weitergegeben und erst aufgeschrieben worden, als es nur noch wenige Augenzeugen gab, wenn überhaupt.!“
„Also nicht so glaubwürdig – nach Deiner Meinung …“
„Nun ja … sicher keine exakten Protokolle des Geschehens aus unserer heutigen Sicht!“
„Bei der Auferstehung gab es – meines Wissens keine Augenzeugen!“
„Das kommt noch erschwerend dazu!“

Freitag, 19. April 2013





Augen und Augenlider

Nachdem sich einer seiner Schüler eines ernsten Vergehens schuldig gemacht hatte, erwarteten alle, dass der Meister ihn exemplarisch bestrafen würde.

Als ein voller Monat vorübergegangen war, ohne dass er etwas getan hatte, machte man dem Meister Vorwürfe:

„Wir können nicht übersehen, was passiert ist. Schließlich hat uns Gott Augen gegeben."

„Ja", erwiderte der Meister, „und Augenlider."
 
Anthony de Mello

Donnerstag, 18. April 2013







Du selbst

Ein Geschäftsmann wollte vom Meister wissen, was das Geheimnis eines erfolgreichen Lebens sei.

Sagte der Meister: „Mach jeden Tag einen Menschen glücklich!"

Und er fügte als nachträglichen Gedanken hinzu: „... selbst wenn dieser Mensch du selbst bist."

Nur wenig später sagte er: „Vor allem, wenn dieser Mensch du selbst bist."

Anthony de Mello

Mittwoch, 17. April 2013


 
 
Wer sind Sie?
Kennen Sie die Geschichte vom Rechtsanwalt, dem der Klempner eine Rechnung ausstellte?
Er sagte zum Klempner: „Also hören Sie mal, Sie verlangen 200 Mark für die Stunde. Soviel verdiene ich ja als Rechtsanwalt nicht."

Darauf antwortete der Klempner: „Als ich noch Rechtsanwalt war, habe ich das auch nicht verdient!"

Ob man Klempner, Rechtsanwalt, Geschäftsmann oder Priester ist, berührt das eigentliche „Ich" nicht.

Wenn ich morgen meinen Beruf wechseln würde, wäre das so, als wechselte ich meinen Anzug. Ich selbst bleibe derselbe.
Sind Sie Ihre Kleider? Sind Sie Ihr Name? Sind Sie Ihr Beruf? Hören Sie auf, sich mit alldem zu identifizieren.
Das alles kann von heute auf morgen anders sein.

Wenn Sie das wirklich begriffen haben, kann Sie keine Kritik mehr treffen.

Keine Schmeichelei, kein Lob wird Sie mehr rühren.
Wenn Ihnen jemand sagt: „Sie sind ein toller Kerl", von was spricht er dann?

Anthony de Mello





Was siehst du?

Der Meister hob hervor, dass die Welt, wie sie die meisten Leute sehen, nicht die Welt der Wirklichkeit ist, sondern eine Welt, die ihr Kopf hervorgebracht hat.

Als ein Schüler das in Frage stellen wollte, nahm der Meister zwei Stöcke und legte sie in Form eines T auf den Boden. Dann fragte er den Schüler: „Was siehst du hier?"

„Den Buchstaben T", antwortete er.

„Genauso habe ich es mir vorgestellt", sagte der Meister. „Es gibt von sich aus keinen Buchstaben T; das T ist die Bedeutung, die du ihm gibst. Was du vor dir siehst, sind zwei abgebrochene Äste in Form von Stöcken."


Anthony de Mello

Dienstag, 16. April 2013




Nur für heute
werde ich in der Gewissheit
glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin -
nicht für die anderen,
sondern auch für diese Welt.

Johannes XXIII

Montag, 15. April 2013




Und ich erkannt, dass sie die Stille nötig hatten.
Denn nur in der Stille kann die Wahrheit eines jeden Früchte ansetzen
und Wurzeln schlagen.

Antoine de Saint-Exupéry

Sonntag, 14. April 2013


APRIL (2)




‚Vielleicht war dieser Jesus ein Mensch, der so sehr das Leben geliebt hat, dass der Tod gar keine Macht mehr über ihn haben konnte. Ein Mensch, der mit dem Wesen, dem UrGRUND des Lebens so verbunden war, dass er von sich sagen konnte: Ich bin das Leben.‘ 

‚Das ist dann seine Auferweckung – aber bei den Menschen, bei mir …‘

‚Vielleicht war seine Liebe so stark, dass diese Liebe weitere Kreise ziehen konnte über Zeit und Ort hinweg – auch für die Menschen, auch für Dich.

Denn er sagt ja auch:                Ich BIN der WEG. (Joh 14,6).
                                                  Ich WILL, dass sie das LEBEN haben
                                                  und zwar nicht einfach so
                                                  sondern in ÜberFÜLLE. (Joh 10,10; Lk 6,36)

 

Nachdenklich gingen die beiden weiter.  

Nach eine Weile sagte der Mitpilger dann:

‚Vielleicht wird sich die Wahrheit Deines und das eines jeden Menschen Leben
aus der Frage ergeben:
‚Wie sehr hast Du das Leben – Deines und das um Dich herum – geliebt?
So wie es Dir nun einmal gegeben (Lk 6,36) und zu gemutet wurde.
Wie warst Du mit diesem Leben in Tuchfühlung?

Diesem Leben wollte der Pilger auf seinem weiteren Weg nachspüren – den Spuren von Auferweckung im Alltag.

Samstag, 13. April 2013


 
APRIL (1)
 

 
Der Pilger ist wieder unterwegs. Zwar ist der Winter noch sehr zäh und vom Frühling noch scheinbar nichts zu sehen – doch dem kundigen Auge entgehen die winzigen Spuren doch nicht.
Die Natur hat in der Brachzeit des Winters neue Kräfte gesammelt
– auch wenn der Winter sich mit seinem Ostwind sich dagegen stemmt –
die Lebenskraft wird sich durchsetzen. 
‚Woher nehme ich eigentlich diese Zuversicht?‘ geht es dem Pilger durch den Kopf.
Reine Statistik – weil das eben immer so war…‘ verschiedene Stimmen gehen ihm durch den Sinn; jede mit einer anderen Gefühlsfärbung.
Je nachdem welcher er folgt hat das ganz subtile Auswirkungen auf seine Stimmung.
Plötzlich, wie er da noch seinen Gedanken, Überlegungen, Gefühlen nachhing, war da ein Mitpilger bei ihm, dem er auf seinem Weg schon öfters begegnet war – allerdings ohne direkt mit ihm gesprochen zu haben.
Der ging mit leichtem Gepäck und hatte doch alles was er benötigte.
Wenn er ihm im Wald begegnet war, hatte der Pilger das Empfinden, dass immer irgend
ein Tier in der Nähe war und die Vögel schienen froher, lauter und lebendiger zu singen.
Fast schien es, dass er mit den Tieren eine stumme Zwiesprache führte,
lebendigen Kontakt pflegte.
Auch in der Pilgerrunde, in der er war, ging es lebendig, froh und zufrieden zu.
Irgendwie ein lebensfroher Mensch, vom Leben erfüllt und das teilte er dann mit allen.
Ja, es kam vor, dass er mit einer Geige aus einem Ast und einem Zweig fröhlich
tanzend und musizierend Stimmung machte.
 
Während sie nun miteinander gingen, erzählte der Pilger von Brachzeit und Ostwind, vom Kräftesammeln der Natur und der bevorstehenden Frühlingszeit.
 
‚So war wohl Ostern!‘ sagte der Mitpilger.
‚Das klingt als seiest Du dabeigewesen!‘ versetzte der Pilger lachend.
‚Das eher nicht – aber jeder hat doch seine Vorstellung, wie das wohl gewesen sein könnte.‘
‚Naja, die überlieferten Berichte sind ja wohl nicht sehr schlüssig, wiedersprechen sich doch irgendwie in den Details! ‘
‚Ja, wie die Auferweckung sich in Raum und Zeit ereignet hat, das ist für uns Menschen wohl nicht begreifbar und damit auch nicht mit unserem techn. Verstand, unseren beschränkten Mitteln, die viel mit Zahlen und Fakten zu tun haben, zu beschreiben.‘
‚Wie würdest Du das dann beschreiben, damit auch ich es verstehen kann?‘



Freitag, 12. April 2013






Noch mehr Worte

Von Mark Twain stammt der schöne Satz: „Es war sehr kalt, und wäre das Thermometer noch ein paar Zentimeter länger gewesen, wären wir erfroren." -
Wir erfrieren an Wörtern. Nicht die Kälte draußen spielt eine Rolle, sondern das Thermometer. Nicht die Realität fällt ins Gewicht, sondern was man sich selbst über sie sagt.

Ich hörte einmal eine schöne Geschichte von einem Bauern in Finnland. Als die russisch-finnische Grenze gezogen wurde, musste der Bauer sich entscheiden, ob er in Russland oder in Finnland leben wollte. Nach langer Bedenkzeit sagte er, er wolle in Finnland leben, doch wollte er die russischen Beamten nicht vor den Kopf stoßen. Diese kamen zu ihm und fragten ihn, wieso er in Finnland leben wollte. Er antwortete: „Es war schon immer mein Wunsch, in Mütterchen Russland zu leben, aber in meinem Alter könnte ich keinen russischen Winter mehr überleben."

Donnerstag, 11. April 2013





Nur für heute
werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten legen:
vornehm in meinem Verhalten;
ich werde niemand kritisieren,
ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren
oder zu verbessern - nur mich selbst.

Johannes XXIII

Mittwoch, 10. April 2013





Einmal brachte eine Mutter ihren kleine Sohn zum Rabbi:
Da fragte der Rabbi den Jungen:
"Ich gebe dir einen Gulden, wenn du mir sagst, wo Gott wohnt."
Er antwortete:
"Und ich gebe Dir zwei Gulden, wenn Du mir sagen kannst,
wo er nicht wohnt."

Martin Buber

Dienstag, 9. April 2013





Übergewechselt

Um denselben Grundsatz zu verdeutlichen, erzählte der Meister bei anderer Gelegenheit, wie er als Kind einmal seinen Vater - einen berühmten Politiker - scharfe Kritik üben hörte an einem Parteianhänger, der zur Opposition übergewechselt war.

„Aber Vater", sagte er ihm, „ein andermal warst du voll des Lobes über den Mann, der die Opposition verließ, um sich deiner Partei anzuschließen."

„Sehr richtig, mein Sohn! Daraus magst du diese wichtige Wahrheit in deinem jungen Leben lernen:
Diejenigen, die zur anderen Partei überwechseln, sind Verräter,- diejenigen,
die zur eigenen Partei kommen, sind Bekehrte."
 
Anthony de Mello

Montag, 8. April 2013






Nur für heute werde ich mich bemühen,

den Tag zu erleben,

ohne das Problem meines Lebens

auf einmal

lösen zu wollen.



Johannes XXIII

Sonntag, 7. April 2013


APRIL (3)




‚Du erwartest nun sicher irgendeine Antwort von mir – ich kann Dir auf diese Fragen keine geben!‘ sagte sein Mitpilger nun in die Stille.

EntTÄUSCHUNG machte sich in dem Pilger breit.

Doch sein Mitpilger redete weiter:

‚Was wäre wohl,
                            wenn ich Dir  nun eine exakte Schilderung der Ereignisse geben würde.
Akribisch, detailliert ein Protokoll vorlegen würde
                                                         mit allen Zeugen, die mit GPS und mit Atomzeit genau in    Zeit und Raum verortet berichten würden?
Ja mehr noch – wenn ich Dir eine Videoaufzeichnung vorspielen würde,
die alles, wie es sich damals ereignet hat, wiedergeben würde –
eidesstattlich beglaubigt von allen damaligen Autoritäten und dem Kameramann.

Würde das Dir eine AntWORT geben auf Deine Fragen?

Wie lange würdest Du zuFRIEDEN sein mit dieser technischen, realistischen Antwort?
Wann würden die ersten Fragen kommen?
Ist das wirklich real oder doch nur ein Film?
Was sind die Antworten der Autoritäten wert?
Welchen Blickwinkel wird da wieder gegeben?
Wer zieht da wie seinen Vorteil aus der Geschichte?
‚Ja‘ gab der erschütterte Pilger etwas wider willig zu. ‚ im Grunde wäre selbst so ein Video kein Beweis. Aber was dann …?‘
 
‚Du hast mir viel von Deinem Leben erzählt und dafür bin ich Dir sehr dankbar
– vielleicht findest Du da die Antwort –
versteckt aber vielleicht glaubhafter für Dich selbst –
suche doch einmal die Antwort auf die Frage: 
Was hat Ostern in Deinem Leben verloren?
Welche Auswirkung hat die Osterbotschaft des Auferweckten in Deinem Leben?
Bewirkt diese Botschaft eine Veränderung?
 
Gedankenverlorenvoll ging der Pilger wieder weiter – ja er war erfüllt gewesen, als er vom Leben erzählte – seinem und dem Leben in allen Facetten in und um ihn herum.
 
Dort wollte er nun nach den Antworten suchen, die weit über die Fakten und Zahlen hinausgehen.

Samstag, 6. April 2013



APRIL (2)



Er wußte nicht wie – es sprudelte nur so aus ihm heraus, denn er spürte, da war einer, der WIRKlich zuhörte und ohne viele Worte dennoch AntWORT gab.

Wie war das mit dem Abendmahl – dem Verrat – der Gefangennahme und der Folter

                                                                  Wie war das mit dem Kreuzweg?

                                               Wie lange war er im Grab?

                            Wie geschah die Auferweckung?

Wann geschah die Auferweckung?

                                                                         Wie war das mit dem Stein?

Wie war das mit den ErstZeugen? Wer war das?

                                                         Was haben sie gesehen?


Sein Mitpilger hörte ihm zu – ja ermutigte ihn schweigend zu weiteren Fragen …
 
Und dann blieben die Fragen aus …

Schweigend gingen sie weiter …

gespannt wartete der Pilger auf eine AntWORT

Freitag, 5. April 2013




APRIL (1)

 

Der Pilger ist wieder unterwegs. Zwar ist der Winter noch sehr zäh und vom Frühling noch scheinbar nichts zu sehen – doch dem kundigen Auge entgehen die winzigen Spuren doch nicht.

Die Natur hat in der Brachzeit des Winters neue Kräfte gesammelt

– auch wenn der Winter sich mit seinem Ostwind sich dagegen stemmt –

die Lebenskraft wird sich durchsetzen.

‚Woher nehme ich eigentlich diese Zuversicht? ‘ geht es dem Pilger durch den Kopf.

Reine Statistik – weil das eben immer so war…‘ verschiedene Stimmen gehen ihm durch den Sinn; jede mit einer anderen Gefühlsfärbung.

Je nachdem welcher er folgt hat das ganz subtile Auswirkungen auf seine Stimmung.

 Plötzlich, wie er da noch seinen Gedanken, Überlegungen, Gefühlen nachhing, war da einer, der mit ihm den Weg ging.

Tastend begannen sie ein Gespräch – mehr und mehr erzählte der Pilger von seinem Weg, dem Woher und Wohin – und über die Wegerlebnisse kam er zu seinen Lebenserlebnissen, seinen Plänen, Wünschen, Sehnsüchten, seinen Niederlagen und Ansätzen von Siegen – immer mehr von seinem Leben breitete er vor seinem Mitpilger aus.

Und dann kam er auf seine Gedankenfragmente zu Winter und Frühling, zu Brachzeit und Lebensaufbruch zu sprechen.

Er hatte sein Leben mitGETEILT und dann was würde dann sein …

Würde dann etwas sein … danach … gab es ein danach …


Leben und Auferstehung – Leid und Durchgang zum Leben

Wie das wohl so gewesen war, wenn es wirklich passiert war, was in der Bibel erzählt wird…

Die Berichte über die Auferstehung waren eine, zwei Generation nur mündlich über verschiedene Erzählstränge weitergegeben worden – jeder Strang hatte seinen eigenen Weg, seine eigene Sichtweise

… wenn man die einzelnen Erzählungen nebeneinander legte kam es zu Un-Stimmigkeiten …

Donnerstag, 4. April 2013



Manchmal stehen wir auf,
stehen wir zur Auferstehung auf
mitten am Tage
mit unserem lebendigen Haar,
mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
mit weidenden Löwen
und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken,
ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
und dennoch unverwundbar
geordnet in geheimnisvoller Ordnung
vorweggenommen in ein Haus aus Licht.


Marie Luise Kaschnitz

Mittwoch, 3. April 2013



Aufwachen!

Die meisten Leute schlafen, ohne es zu wissen.
Sie wurden schlafend geboren, sie leben schlafend, sie heiraten im Schlaf, erziehen im Schlaf ihre Kinder und sterben im Schlaf, ohne jemals wach geworden zu sein. Niemals verstehen sie den Reiz und die Schönheit dessen, was wir „menschliches Leben" nennen.

Bekanntlich sind sich alle Mystiker - ob christlich oder nichtchristlich und egal, welcher theologischen Richtung oder Religion sie angehören- in diesem einen Punkt einig: dass alles gut, alles in Ordnung ist. Obwohl gar nichts in Ordnung ist, ist alles gut. Ein wirklich seltsamer Widerspruch. Aber tragischerweise kommen die meisten Leute gar nicht dazu, zu erkennen, dass tatsächlich alles gut ist, denn sie schlafen. Sie haben einen Alptraum.

Vor einiger Zeit hörte ich im Radio die Geschichte von einem Mann, der an die Zimmertür seines Sohnes klopft und ruft: „Jim, wach auf!"
Jim ruft zurück:„Ich mag nicht aufstehen, Papa."
Darauf der Vater noch lauter: „Steh auf, du musst in die Schule!"
„Ich will nicht zur Schule gehen."
„Warum denn nicht?" fragt der Vater.
„Aus drei Gründen", sagt Jim.
„Erstens ist es so langweilig, zweitens ärgern mich die Kinder, und drittens kann ich die Schule nicht ausstehen."

Der Vater erwidert: „So, dann sag' ich dir drei Gründe, wieso du in die Schule musst: Erstens ist es deine Pflicht, zweitens bist du 45 Jahre alt, und drittens bist du der Rektor."
Also aufwachen, aufwachen!
Du bist erwachsen geworden, du bist zu groß, um zu schlafen.
Wach auf! Hör auf, mit deinem Spielzeug zu spielen.

Anthony de Mello

Dienstag, 2. April 2013




Ich glaube nicht
ist Selbstüberschätzung
Ich kann nicht glauben
wäre ehrlich

Peter Horton

Montag, 1. April 2013

 
 


Wenn es so etwas wie Zukunftsmusik gibt,
dann war sie damals,
dann ist sie am Ostermorgen an der Zeit:
Zur Begrüßung des neuen Menschen,
über den der Tod nicht mehr herrscht.
Das müsste freilich eine Musik sein -
nicht nur für Flöten und Geigen,
nicht nur für Trompeten, Orgel und Kontrabass,
sondern für die ganze Schöpfung geschrieben,
für jede seufzende Kreatur,
so dass alle Welt einstimmen
und Groß und Klein, und sei es unter Tränen,
wirklich jauchzen kann,
ja so, dass selbst die stummen Dinge
und die groben Klötze mitsummen und
mitbrummen müssen:
Ein neuer Mensch ist da,
geheimnisvoll uns allen weit voraus,
aber doch eben da.

 

Eberhard Jüngel