Freitag, 19. September 2014



Vater im Himmel,
auf vielerlei Weise redest du zu einem Menschen.
Du, dem Weisheit und Verstand allein gehören,
du willst dich ihm dennoch verständlich machen.
Ach, und wenn du auch schweigst,
so redest du ja doch mit ihm,
denn auch der redet, der schweigt,
um den Lernenden abzuhören;
auch der redet, der schweigt,
um den Geliebten zu prüfen;
auch der redet, der schweigt,
auf daß die Stunde des Einverständnisses
um so innerlicher sei, wenn sie kommt.
Vater im Himmel, ist es nicht also?
O die Zeit des Schweigens,
wenn ein Mensch einsam und verlassen
deine Stimme nicht hört,
da ist es ihm, als sollte die Trennung für immer sein.
O Zeit des Schweigens,
wenn ein Mensch dürstet in der Wüste,
da er deine Stimme nicht hört,
da ist es ihm, als wäre sie ganz entschwunden.
Vater im Himmel, es ist ja doch nur der Augenblick
des Schweigens in der Innerlichkeit des Gesprächs,
so laß es gesegnet sein, auch dieses Schweigen,
wie jedes deiner Worte zu einem Menschen;
laß ihn nie vergessen,
daß du auch noch redest, wenn du schweigst;
schenke ihm diesen Trost, wenn er auf dich baut
daß du aus Liebe schweigst,
wie du aus Liebe redest,
so daß nun, ob du schweigst oder redest,
du noch derselbe Vater bist.

Sören Kierkegaard

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