Mittwoch, 7. Februar 2018
Die Überraschung
Es ist wunderbar, nein sagen zu können; es gehört zum Wachwerden.
Es gehört mit zum Wachwerden, sein Leben so zu leben, wie man es für richtig hält.
Verstehen Sie mich recht: das hat nichts mit Egoismus zu tun. Egoistisch wäre es,
zu verlangen, dass jemand sein Leben so lebt, wie Sie es für richtig halten.
Das ist egoistisch.
Es ist nicht egoistisch, sein Leben so zu leben, wie man es selbst für richtig hält.
Der Egoismus liegt in der Forderung, dass andere Leute so leben sollen, wie es Ihrem Geschmack, Ihrem Stolz, Ihrem Nutzen oder Ihrem Vergnügen entspricht.
Das ist wirklich egoistisch.
Deshalb schütze ich mich. Ich fühle mich nicht dazu verpflichtet, mit dir zusammen zu sein, ebensowenig fühle ich mich dazu verpflichtet, ja zu sagen. Wenn ich deine Gesellschaft mag, genieße ich sie, ohne mich daran zu klammern.
Aber ich meide dich nicht länger wegen irgendwelcher negativen Gefühle, die du in mir weckst.
Diese Macht hast du nicht mehr.
Das Erwachen sollte eine Überraschung sein.
Wenn etwas, was Sie nicht erwarten,
eintritt, sind Sie überrascht.
Als Frau Webster ihren Mann dabei ertappte, wie er das
Dienstmädchen küsste, sagte sie ihm, sie sei sehr überrascht. Aber Webster war ein bisschen pingelig, was den korrekten Gebrauch der Sprache betraf (verständlicherweise,
schrieb er doch gerade an seinem berühmten Wörterbuch), und so erklärte er
ihr: „Nein, meine Liebe, ich bin überrascht. Du bist verblüfft!"
Anthony de Mello
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