Freitag, 25. Mai 2012

Wer andern nie ein Feuer macht


Wer andern nie ein Feuer macht,
wer denen, die am Abgrund stehn
und angstvoll in die Tiefe sehn,
nicht etwas Hoffnung bringt,
wer nur schale Lieder singt,
wer meint, die einzig wahre Masche
sei Geld in seine eigne Tasche,
 wer andern nie ein Feuer macht
draußen in der Welt,
der ist nicht zu beneiden,
um den ist's schlecht bestellt.
Wer andern nie ein Feuer macht,
wer denen, die am Ende sind,
denen das Leben in den Ausguß rinnt,
nicht mal die Wogen glättet
und die Scharniere fettet
von rostig starr verschloss'nen Türen,
die in ein bess'res Morgen führen,
wer dem andern nie ein Feuer macht,
sich nie für ihn verbrennt,
der hat jede Nacht verplempert
und jeden Tag verpennt.

Wer andern nie ein Lager macht,
wer ewig fragt: »Was bringt das ein?«,
der wird, wenn seine Stunde schlägt,
unter den Geschlagnen sein.
Wer andern nie ein Feuer macht,
wer nur zu Gott um Hilfe fleht,
wenn's um eigene Belange geht,
wer frißt aus fremden Futterkrippen
mit starken Worten auf den Lippen,
wer Phrasen drischt am Rednerpult
für den eigenen Personenkult,
wer andern nie ein Feuer macht,
das warm im Dunkel brennt,
 wird keine Ruhe finden,
weil er das Licht nicht kennt.
Wer andern nie ein Feuer macht,
wird an der andern Feuerschein
irgendwann in einer kalten Nacht
einsam erfroren sein.

Peter Horton

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