Die obligatorischen Steigerung verteilen sich heute auf 410 m am Anfang und dann noch 200 Hm maxh Poggio Bustone. Aber das war zu verkraften. Nach dem ersten Aufstieg winkte eine kleine Ortschaft auf dem Berg - verwinkelt mit engen Gässchen, wie wenn sich über die Jahrhunderte kaum etwas verändert hätte.
Und nach der zweiten Steigerung, kaum zu glauben: eine Stadt am Berge mit einer Einsiedlei, in die sich Franziskus am Beginn zurückzog, um Klarheit über die Zukunft seines noch jungen Ordens zu finden. Nach der Einsiedlei muß man noch über eine halbe Stunde steil aufsteigen, um zu einer Felsengrotte zu gelangen, in der Franziskus gerne gebetet hat. Auch jetzt noch ein einsamer, ja unberührter Ort, den ich bei dem ersten Regen auf meiner jetzigen Pilgerreise hatte. Die Vorhersage für die nächsten Tage verspricht davon etwas mehr und es scheint mir auch, daß es etwas kühler geworden ist.
Doch ich war ganz alleine an dieser Felsengrotte - die Stille und Einsamkeit hat mich sehr beeindruckt - nur die Vögel sangen ihre Lieder. Franziskus muß die Natur und die Einsamkeit sehr geliebt haben ... und die Menschen, da er immer wieder von diesen Orten zurückkam.
Heute auf dem war ich in Gedanken ganz stark zu Hause, wo Theresa ihre Prüfung macht. Es war ein ganz eigenes Gehen.
Im Denken viele Kilometer weit weg und mit den Füßen hier ganz und gar auf dem Boden und in den Steigungen.
Normalerweise lädt das längere Laufen eher dazu ein ganz da zu sein. Besonders die Steigungen geben da eine wunderbare Zentrieringshilfe.
Dieses kontinuierliche Laufen lädt auch ein zu einem 'Leben in Zeitlupe' wie es einmal jemand nannte. Es hilft einzelne Ereignisse, Erlebnisse oder Erfahrungen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Quasi in der Zeitlupe zu betrachten. Ein Beispiel, das mich beschäftigt hatte kann das vielleicht verdeutlichen. Ich saß beim Frühstück - das südländische Frühstück habe ich in der Regel nicht so üppig erlebt - und freute mich, daß es ein richtig schönes Frühstücksbufett gab. Der Tag versprach wieder anstrengend zu werden und ich holte mir noch einen Joghurt und ein eingepacktes Croissants. Da hörte ich eine Stimme, die auf italienisch etwas sagte und das Wort 'breakfast'.
Ich reagierte sofort und ohne nachzudenken - reflexartig. Aber nicht so, wie ich es mir im Grunde genommen gewünscht habe.
Auf dem Weg nun nahm ich mir die Situation und vor allem meine Reaktion unter die Lupe. Ich weiß nicht was er sagte, das habe ich nicht verstanden und doch regierte ich als hätte ich genau verstanden, was er sagte. Vielleicht war es ihm zu viel, was ich mir nahm - vielleicht war er überrascht, wie viel ich am morgen schon essen kann - vielleicht wollte er mich auch nur darauf hinweisen, daß ich kein Essen aus dem Speisesaal mit nehmen darf.
Und doch hatten ich auf eine eindeutige Weise reagiert und seine Worte hatten mich auch noch geärgert fiel mir dann noch ein.
Es ist für mich sehr interessant so eine Situation ganz spielerisch anzuschauen.
Meine Erfahrung ist, daß ich mir und meinen Verhaltensweisen und Reaktionen damit immer mehr auf die Spur kommen kann.
Und, daß es im Alltag dafür oft zu wenig Zeit zu geben scheint. Etwas passiert - wir re agieren - der andere auch und es kann zu einem Ping Pong Spiel kommen mit einem Ergebnis, das mich dann überrascht - positiv oder auch negativ.
Und da mal aussteigen bzw das im Nachhinein einmal anzuschauen ist sehr interessant und hilfreich.
Nur auf der Pilgerfahrt - Nein, das geht auch im Alltag - einfach etwas Zeit finden oder nehmen und ausprobieren.
Mittwoch, 20. Mai 2015
Ansichten eines Pilgers 20.05.2015 Piediluco - Poggio Bustone
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