Donnerstag, 28. Mai 2015

 

Wir halten 
unser Welt für berechenbar,
obwohl wir im Grunde selbst nicht daran glauben.
Wir behandeln sie, 

als wäre sie übersichtlich von
einem Ende zum anderen,
obwohl wir ihre Abgründigkeit ahnen.
Wir verlassen uns darauf,
daß wir mit unserem
wissenschaftlichen Denken auf
festen Boden stehen,
während wir gleichzeitig durch die
Tiefen der Verzweiflung und
der Angst ins Bodenlose fallen.


Wir sprechen von unserer Verantwortung
für die Welt,
obwohl wir ahnen, daß wir allenfalls ein
Gekräusel an der Oberfläche beeinflussen können,
während die Grundwelle von ganz anderen Kräften bewegt wird.
Wir ordnen 

die Welt nach unserem Maß und
verlieren das Augenmaß für die bescheidene Tatsache,
daß wir Menschen sind.
 

Vor Gott "anwesend" zu sein,
das fängt auch für uns 

Christen dieser Zeit immer wieder damit an, 
daß wir bereit sind,
Geheimnisse unangetastet stehen zu lassen,
damit sie beginnen können, 

sich uns zu öffnen.
                                                 J. Zink

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