Heute stand eine eher unspektakuläre Etappe an. Einzige wirkliche Frage: Hat der Meteo recht und wann wird das sein ... denn es war Regen und kühleres Wetter im Angebot.
Doch der Morgen war wie aus dem Bilderbuch: Sonne, blauer Himmel, weiße Wolken. Nur im Schatten etwas kühl.
Die Wege hatten von allem etwas: mal ging's am Bach entlang, dann wieder Asphalt oder Waldboden ... ausgeglichen eher unspektakulär ... so unspektakulär, daß ich den Golfplatz nicht sah, obwohl er in der Beschreibung angekündigt war und dann bin ich doch über eine Ponte Romano, dem Ponte Sambuco, gegangen und hab sie nicht wahrgenommen ... waren die überhaupt da, oder hatte man sie ob der unspektakulären Etappe einfach gestrichen.
Ja dann war doch noch das Schild, leicht mit Moos bedeckt, das ganz unspektakulär anzeigte, daß es nun nur noch 100 km auf dem Weg nach Rom seien. Ja 'Tempus fuget' oder wie die hier mal gesagt haben. Die Zeit eilt oder heißt es eher: die Zeit ist aus den Fugen (als nicht Lateiner kann sich kein Ex-Lateinlehrer beschweren)
Keine Zeit ... einer der meistgebrauchten Sprüche ... dabei ist das eines der ganz demokratischen Güter: jeder hat genau 24 Stunden am Tag dafür! wirft der Pilger grinsend ein.
Und doch eilt man und Frau jeden Tag mehr und mehr und ist bemüht am nächsten Tag noch mehr in denselben zu parken. Jetzt höre ich schon die Zwoschenrufe, grinst der Pilger. 'Du hast's gut! Du kannst leicht reden! '
'Wirklich - Woher willst Du das wissen? Vielleicht hast Du ja Recht? Vielleicht auch nicht! Manchmal bedenken wir aber auch einfach zu wenig, was es dem, dem es 'gut' oder sogar 'besser' als mir zu gehen scheint gekostet hat bzw welche Ent-Scheidung er getroffen hat vor der ich mich vielleicht scheue oder eher die Konsequenzen, die ich tragen müßte, wenn ich die gleiche Richtung gehen würde.
'Du hast's gut, aber ich ....'
Tempus fuget ... ich eile mit, versuche Schritt zu halten ... und treibe gerade damit die Zeit noch mehr vor mir her ...
Und dann kommt von irgendwo ein Steinchen in meine Schuhe (vielleicht hat ja die Zeit, die vielgescholdene ihn hineingelegt, weil sie sich eigentlich nicht mehr so hetzen lassen will oder ein gütiger Schutzengel - die sollen noch ganz aktiv unterwegs sein - hat ihn hineingeworfen). Was tue ich? Erst dauert es eine halbe Ewigkeit, bis ich ihn überhaupt wahr nehme ... keine Zeit ... dann versuche ich ihn erstmal zu ignorieren ... da kümmere ich mich später drum ... keine Zeit ... doch der Stein ist ganz unspektakulär penetrant, der verschwindet nicht mehr so einfach ... also versuche ich durch geschicktes Bewegung der Zehen ihn zu mindestens unschädlich zu machen und ihn an eine Stelle zu schieben, wo ich ihn nicht mehr so arg spüre ... ah geschafft, Problem so weit gelöst, daß ich mich nun dringendem zu wenden kann ... wenn ich dann mal Zeit habe ... aber jetzt habe ich keine Zeit ... doch die Zeit oder der Engel ... und dann haben wir eine Blase ... unsere Seele, unser Körper lässt sich lange vertrösten ... aber nicht für immer ... dann zeigen sie uns welche Konsequenzen es hat wenn ich mich nicht um das kleine Steinchen kümmern kann. Ein Pilger lernt schnell sich um so ein kleines Steinchen zu kümmern oder büßt diese Unachtsamkeit bei vielen Schritten ...
Ähnlichkeiten im normalen Leben wären rein zufällig, sollen aber doch hier und da vorkommen.
Und da sind dann immer wieder und immer noch die Ortschaften auf den Hängen und auf den Hügeln und Bergen.
Ganz unvermittelt fragt der Pilger: 'Wo bist du Stadt auf dem Berg? Wo kommst du zum Leuchten? Was machst du damit? Lässt du dein Leuchten zu oder stellst du es unter den Tisch, unter einen Eimer? Eine Stadt auf der dem Berg kann sich auch ganz gut versteckt, bedeckt halten.
Unsere tiefste Angst ist nicht,
dass wir unzulänglich sind,
Unsere tiefste Angst ist,
dass wir unermesslich machtvoll sind.
Es ist unser Licht, das wir fürchten,
nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: “Wer bin ich eigentlich,
dass ich leuchtend, begnadet,
phantastisch sein darf?”
Wer bist du denn, es nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst,
dient das der Welt nicht.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun,
wenn du schrumpfst,
damit andere um dich herum,
sich nicht verunsichert fühlen.
Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit
Gottes zu verwirklichen, die in uns ist.
Sie ist nicht nur in einigen von uns,
sie ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser eigenes Licht
Erstrahlen lassen,
geben wir unbewusst anderen
Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir uns von unserer eigenen
Angst befreit haben,
wird unsere Gegenwart
ohne unser Zutun andere befreien.
(Nelson Mandela)
Wann lassen wir diese unangebrachte und anerzogene falsche Bescheidenheit hinter uns ... und gestehen uns und den anderen ihre ur eigene Größe neidlos zu.
Und dann war da ja noch die wirklich interessante und spektakuläre Frage hat er nun Recht (der Wetterbericht) und wird er dann auch kommen (der Regen).
Nun ja ... die weißen Wolken waren ja schon am Morgen da ... doch da machten sie sich ganz gut auf den Fotos ... doch um die Mittagszeit spätestens konnte ich nicht mehr ignorieren, daß sich hinter mir doch so manche Wolke mit manchen anderen verbündeten und dann auch eher grau als weiß waren ... als dann auch noch die Amseln den Regen herbei sangen ( komischer Zusammenhang, den mir einmal ein Biologe versucht hat zu erklären, den ich aber nie so recht verstanden ... halt so ein Glaubenssatz)
versuchte ich erst die Amsel zu überreden doch wo anders oder wann anders zu singen ( vielleicht wenn ich in meiner Herberge bin) was scheinbar gelang. Doch über mir wurde es grauer, auch wenn vor mir noch da und dort blauer Himmel zu sehen war.
Auch so einzelne Wassertropfen kamen von oben - Nein, kein Regen, versuchte ich mir und den Wolken einzureden - also versuchte ich eine höhere Instanz und bat Petrus und Jakobus und Franziskus und Antonius um einen geringen Aufschub von nur einer halben Stunde (auf Jakobswegen hatte ich da durchaus schon Erfolg!).
Und dann sah ich auch schon den Hinweis auf meine Herberge. Es begann leicht zu regnen - ich ignorierte es (siehe oben). Ich war schon durch das Tor ... es begann wirklich zu regnen ... ich ignorierte es weiter heldenhaft, doch das Haus ließ sich nur erahnen ... und irgendetwas zog mich leicht aber doch spürbar am Rucksack ... einfach ignorieren, so kurz vor der Herberge hole ich doch nicht den Regenschirm heraus. Sieht doch heldenhaft und bewundernswerter aus, so leicht durchnässt anzukommen - es war ja warm.
Ich weiß wirklich nicht was oder wer mich geritten hat - vielleicht ja mein Pilger-Ich oder-Sinn ... ich stellte mich unter einen Baum und kramte dann doch den Schirm hervor, bevor es dann wirklich anfing zu regnen! Denn richtigen Wolkenbruch konnte ich dann bereits in meinem Zimmer wahrnehmen. Und dann war der Spuk auch schon vorbei ... nur ist es wesentlich kälter geworden ... eher Deutschland als Italien.
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