Dienstag, 19. Mai 2015

Ansichten eines Pilgers 19.05.2015 Sambucheto - Piediluco

Quälte mich gestern noch des Muskelschmerzes und der Steigungen Frust, so stärkt mich heute des Pilgern Lust.
Es ist für mich immer wieder frappierend und ein Grund zum Staunen und Wundern: an manchen Tagen kann die Natur noch so wunderschön und die Menschen noch so nett sein -das Laufen ist einfach doooof. Warum tue ich mir das denn an? Der Rucksack ist zu schwer; es zwickt da und sticht dort; Muskeln und Gelenke schmerzen; der Weg nimmt kein Ende; die Sonne brennt und kein Schatten oder Wind kommt kühlend zu Hilfe ... keine Idee, wie ich den nächsten Tag angehen kann.
Und dann am nächsten Tag um die Mittagszeit, ich bin gut vorangekommen fällt mir ein, da war doch was gestern ...
Die Schmerzen sind wie weggeblasen; die Gedanken neu und erfrischend - keine Spur von Frust -es grüßt die Lust!
Wie wunderbar ist doch unsere innere und äußere Fähigkeit zu re-generation.
Körper und Geist - sie erholen sich; stellen sich neu ein - justieren sich wieder neu und wie wunderbar ist es, wenn sie sich wieder auf das Helle und Schöne einstellen!

Eine Erfahrung beim Pilgern -ganz banal:wenn ich mich für einen Weg entschieden habe, dann bestimmt er die (Himmels-) Richtung. Ich kann nicht mehr entscheiden, ob mein Schatten mich verfolgt oder vor oder neben mir herläuft. Mein Schatten, das was ich an mir nicht so mag, was ich lieber ignorieren möchte, nicht wahrnehmen oder -haben möchte.
Manchmal nehme ich ihn nicht mehr wahr und doch verfolgt er mich. Manchmal starre ich lange auf ihn, weil er gerade vor mir ist.
Das kann ich nicht beeinflussen - wenn ich mich dann aber immer einmal wieder ins Licht stelle fällt er wieder hinter mich und  vielleicht nimmt das Licht ein wenig vom Schatten weg und versöhnt mich damit ein wenig mehr mit mir.
Ich kann den Schatten nicht ignorieren - das wird mich irgendwie einholen, wenn ich es garantiert nicht brauchen kann - immer nur auf ihn starren ist sicher auch nicht bekömmlich für mich - vielleicht kommt Heilung und erLösung aber durch das Licht.

Daß es bei mir beim Laufen heute wieder bergauf ging war sicher auch der Tatsache geschuldet, daß es gerade dies heute nicht ging - auf oder hinab. Es war eine relativ ebene Etappe und da tat mir gut.
Die Sonne meinte es wieder gut - der Wind machte sich rar, kühlte dann aber wieder barmherzig und auch der Schatten  kam mir in schöner Regelmäßigkeit zu Hilfe.
Thema war heute besonders häufig 'due Stadt auf dem Berge'
Es war sehr auffällig, daß jede Stadt oder Ortschaft lange Zeit an Bergen oder auf Hügeln existiert hatten, von massiven Mauern um geben und von Türmen oder Burgen geschützt.
In Arrone, einer dieser Ortschaften lud der Pilgerführer ein - es gab dort zwei Kirchen mit wunderschönen Fresken. Für mich überraschend war, daß manche Heiligen mehrmals dargestellt waren ... z.B. vier Muttergottesdarstellungen direkt nebeneinander.

Naja einmal ging ich dann doch nochmal steil nach oben, sonst wäre ich nicht hier in Pidiluco,das an einem schönen See liegt - einem Staugewässer des Flusses Velino, das die Römer schon irgendwie genutzt haben einen künstlichen Wasserfall zu erzeugen, indem sie die natürliche Staumauer durchstiessen und so das Wasser in den Fluß Nera entwässerten - dem Fluß, an dem ich heute lange Zeit mehr oder weniger entlang gelaufen bin - eben bevor dem Aufstieg auf das Plateau des Reatino. (Nicht meine,  sondern des Pilgerführers Geometrie-Kenntnisse).

Zum Schluß noch etwas aus der Rubrik "Andere Länder, andere Sitten"
Im Gegensatz zu Deutschland mit seinem 'unsinnigen' ( bitte nicht falsch verstehen: wie sinnvoll ist ein Verbot, das nicht durchgesetzt wird/werden kannn - aber das ist wieder eher etwas für mein Pilger-Ich ;-) Verbot während des Steuern eines Kfz auch noch mit seinem Handy herumzuexperimentieren gibt es wohl in Italien ein HandyGEBOT, das bestimmt, daß während des Fahrens mit dem Handy zu telefonieren ist.
Sicher bin ich mir da allerdings nicht. Die Statistik scheint es aber zu bestätigen - mindestens jeder Zweite oder jede Dritte telefoniert während des Autofahrens. Falls vorhanden tut es aber auf jeden Fall die Beifahrerin.

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