Mittwoch, 20. Mai 2015





SCHICKSALHAFTES GEBET

Der große japanische General Nobunaga beschloss anzugreifen, obgleich seine Männer nur im Verhältnis eins zu zehn denen des Feindes gegenüberstanden. Er war von seinem Sieg überzeugt, aber seine Soldaten waren voller Zweifel. Auf dem Weg in die Schlacht hielten sie an einem Shinto-Schrein. Nachdem Nobunaga dort gebetet hatte, kam er heraus und sagte: „Ich werde nun eine Münze werfen. Wenn es Kopf ist, werden wir gewinnen, wenn Zahl, verlieren wir. Das Schicksal wird sich uns zu erkennen geben."

Er warf die Münze. Es war Kopf. Die Soldaten waren so kampfbesessen, dass sie die Schlacht mit Leichtigkeit gewannen.

Am nächsten Tag sagte ein Adjutant zu Nobunaga: „Niemand kann den Weg des Schicksals ändern."

„Ganz richtig", erwiderte Nobunaga und zeigte ihm eine gefälschte Münze, die auf beiden Seiten einen Kopf trug.

Macht des Gebetes? Macht des Schicksals?

Oder die Macht eines Glaubens, der überzeugt ist, irgendetwas werde passieren?




Anthony de Mello

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