Samstag, 30. Juni 2012


Und manchmal
setzen wir uns
an den Rand der Zeit
und gönnen uns die kleine Pause
für den großen Dank.

© Vreni Merz

Freitag, 29. Juni 2012

NICHTS

soll dich ängstigen

ALLES vergeht

Gott allein bleibt derselbe.

Geduld erreicht alles.

Wer Gott besitzt,
dem kann nichts fehlen.

Gott nur genügt

SOLO DIOS BASTA

Theresia von Avila

Donnerstag, 28. Juni 2012

Miß nie
des Berges Höhe,
ehe du den Gipfel
erreicht hast.

Dort
wirst du sehen,
wie niedrig
er ist.

dag hammarskjöld

Mittwoch, 27. Juni 2012


 
Einige haben mich gefragt, was ich damit gemeint habe, als ich sagte: 
Seien Sie ganz Sie selbst, das ist in Ordnung, 
aber ich werde mich schützen: ich werde ganz ich selbst sein."  

Mit anderen Worten: ich werde dir nicht gestatten, mich zu manipulieren. 
Ich lebe mein Leben, gehe meinen eigenen Weg;
ich werde mir immer erlauben, meine eigenen Gedanken zu haben, meine eigenen Neigungen und meinen eigenen Geschmack. Ich werde dir auch nein sagen können.
Wenn ich nicht mit dir zusammen sein möchte, dann nicht wegen irgendwelcher negativen Gefühle, die du in mir weckst. 
Das kannst du einfach nicht mehr, du hast keine Macht mehr über mich.
Es ist wunderbar nein sagen zu können. Es gehört mit zum Wachwerden. 
Es gehört zum Wachwerden, sein Leben so zu leben, wie man es für richtig hält.

Verstehen Sie mich recht: das hat nichts mit Egoismus zu tun. 
Egoistisch wäre es zu verlangen, dass jemand sein Leben so lebt, 
wie Sie es für richtig halten. Das ist egoistisch. 
Es ist nicht egoistisch, sein Leben so zu leben, 
wie man es selbst für richtig hält. 
Der Egoismus liegt in der Forderung, dass andere Leute so leben sollen, 
wie es Ihrem Geschmack, Ihrem Stolz, Ihrem Nutzen oder Ihrem Vergnügen entspricht. 
Das ist wirklich egoistisch. 
 
Deshalb schütze ich mich. 
Ich fühle mich nicht dazu verpflichtet, mit dir zusammen zu sein, 
ebenso wenig fühle ich mich dazu verpflichtet, ja zu sagen. 
Wenn ich deine Gesellschaft mag, genieße ich sie, ohne mich daran zu klammern. 
Aber ich meide dich nicht länger wegen irgendwelcher negativen Gefühle, die du in mir weckst.

Diese Macht hast du nicht mehr.     
                            

Anthony de Mello

Dienstag, 26. Juni 2012


Ich bekenne, dass auch zu mir das Wort gekommen ist.
Obwohl es öfter bei mir eingekehrt ist,
habe ich einige Male sein Eintreten gar nicht bemerkt.
Ich spürte, dass es da war.
Zuweilen konnte ich auch sein Kommen vorausspüren,
aber unmittelbar spüren konnte ich niemals
sein Kommen, auch nicht sein Weggehen.
Auf welchem Weg also ist es gekommen!
Oder ist es vielleicht gar nicht hereingekommen,
weil es nicht von draußen kommt,
denn es ist ja kein Ding außerhalb meiner selbst.
Aber es kann auch nicht aus meinem Innern
gekommen sein, weil es gut ist und weil ich weiß,
dass in mir nichts Gutes wohnt.
Ich bin in die höchsten Höhen meines Wesens
hinaufgestiegen -
und das Wort war oberhalb von allem.
Ich bin in die tiefsten Keller meines Wesens
hinabgestiegen
und es fand sich unterhalb von allem.
Wenn ich nach draußen schaute,
so erfuhr ich, dass es weiter außen war als alles,
was außerhalb von mir ist.
Wenn ich in mein Inneres schaute,
dass es weiter innen war als alles, was in mir ist.
Und ich erkannte, wie wahr es ist,
was ich gelesen habe:
»In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir. «

BERNHARD VON CLAIRVAUX

Montag, 25. Juni 2012




Betrachten Sie es einmal so: Sie sehen die Menschen und Dinge nicht so, wie sie sind, sondern so, wie Sie sind

 
Wenn Sie sie so sehen wollen wie sie sind, müssen Sie Ihr Augenmerk auf die Dinge richten, an denen Sie hängen und auf die Ängste, die wegen dieser Abhängigkeiten in Ihnen entstehen. 

Schauen Sie auf Ihr Leben, so werden Sie feststellen, dass es die Abhängigkeiten und Ängste sind, die darüber entscheiden, was Sie wahrnehmen und was Sie verdrängen. 
Wovon auch immer Sie Notiz nehmen, es beansprucht Ihre Aufmerksamkeit. Und da Sie beim Sehen auswählen, besitzen Sie ein trügerisches Bild der Menschen und Dinge um Sie herum. 

Je länger Sie mit diesem Zerrbild leben, desto mehr sind Sie davon überzeugt, dass es das einzige wahre Bild der Welt ist, denn Ihre Abhängigkeiten und Ängste verarbeiten auch die neu eingehenden Informationen weiterhin so, dass sie das vorhandene Bild nur bestätigen. 
Auf diese Weise bilden sich Ihre Überzeugungen: feste, unveränderliche Sichtweisen einer Wirklichkeit, die aber weder fest noch unveränderlich ist, sondern immer in Bewegung und im Wandel. 
Dadurch ist es nicht mehr die wirkliche Welt, auf die Sie eingehen und die Sie lieben, sondern eine Welt, die in Ihrem Kopf entstanden ist
Nur wenn Sie von Ihren starren Überzeugungen ablassen, Ihre Ängste und die Abhängigkeiten aufgeben, die diese Ängste erst hervorrufen, werden Sie von der Empfindungsarmut befreit sein, die Sie so taub und blind sich selbst und der Welt gegenüber macht.

Anthony de Mello

Sonntag, 24. Juni 2012


Lebendig sein heißt, man selbst zu sein. 
In dem Maße, wie du selbst bist, lebst du. 

Wir könnten fragen: „Bin ich denn nicht ich selbst? Wer wäre ich, wenn ich nicht ich selbst wäre?" 
Es ist gut möglich, dass du nicht selbst bist, sondern eine Marionette. 

Einmal angenommen, du hättest einen Hund, dem wir einen elektronischen Empfänger ins Gehirn einsetzen und dann auf die andere Seite der Welt schicken, nach China zum Beispiel. 
Dorthin senden wir ihm dann Befehle. 
Zum Beispiel „Steh!" und der Hund steht auf. „Sitz!" und der Hund setzt sich. „Platz!" und der Hund legt sich hin. Alle würden sich wundern: „Was ist nur mit diesem Hund los?" 

Du weißt, was los ist: Er funktioniert per Fernsteuerung. 

Dieses Bild passt gut auf Millionen von Menschen.

Anthony de Mello

Samstag, 23. Juni 2012


Ein Vater, der mit seinen Kindern ein Museum besuchte, sagte:
 „Macht schon, macht schon! Wenn Ihr ständig stehen bleibt, um jede Kleinigkeit anzuschauen, seht ihr nichts!"

So machen wir es alle. 
Wir verbringen das liebe, lange Leben damit, Zeit zu sparen, und verschwenden sie doch. 
Vielleicht verstehen Sie jetzt besser, was Jesus meinte, als er sagte: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?"

Anthony de Mello

Freitag, 22. Juni 2012


Du bist in allen Dingen,
an allen Seiten,
zu allen Zeiten.
Du bist über allen Dingen,
du bist unter allen Dingen,
alle Dinge sind auf dich gegründet.
Du bist zuinnerst aller Dinge,
denn du bist aller Dinge innerster Kern
und verborgene Kraft und
gibst ihnen ihr Wesen.
Du bist außerhalb der Dinge,
denn dich kann kein Ding begreifen
noch irgendeine Kreatur beschließen;
in dir sind alle Dinge beschlossen,
denn du bist aller Dinge Urbild
und lebendiger Bildhauer,
in dem je alles lebte,
was ist oder war oder wird.
Du bist ihr Herr, du bist ihr Diener,
du bist ihr Vater,
du bist ihre Mutter,
du bist ihr Kind, du bist ihr Bruder,
du bist ihr liebender Gemahl.

DAVID VON AUGSBURG

Donnerstag, 21. Juni 2012

Immer wieder wird unser Leben bestimmt durch Abneigung oder Zuneigung. 
Das ist natürlich. 
Aber gerade dieses Natürliche 
kann uns unser Leben aus der Hand nehmen.
In dem Moment, wo wir sozusagen trotz unser selbst 
etwas leidenschaftlich bejahen oder verneinen, 

sind wir nicht mehr frei. 

Unsere Leidenschaft bestimmt uns. 
Wir haben das Steuer unseres Lebens aus der Hand gegeben. 

Das Erwachsenwerden besteht darum darin, 
nichts mehr leidenschaftlich zu tun, 
wohl aber von ganzem Herzen. 

"Leidenschaftlich" hier als etwas verstanden, 
was über uns kommt und uns bestimmt. 
"Von Herzen" hier verstanden als etwas, 
was ich wirklich will, was also bei mir beginnt 
und über das ich noch bestimme. 

Was wir lernen müssen, ist das Loslassen, die Gelassenheit, 
die aber nicht mit Indifferenz oder Gleichgültigkeit 
zu verwechseln ist. 
Nur was wir losgelassen haben, 
kann uns nicht mehr festhalten. 

Das ist schwer zu leben 
in einer Gesellschaft und Zeit, 
in der Leidenschaft als eine Tugend gesehen wird.

                                                                                                                                    Ulrich Schaffer

Dienstag, 19. Juni 2012




Fühle 
die Hitze oder die Kälte der Luft um dich. 
Fühle 
den leichten Wind,wie er deinen Körper streichelt. 
Fühle 
die Hitze der Sonne, wie sie deine Haut berührt. 
Fühle 
die Struktur des Gegenstandes, den du berührst...,
 fühle, ob er warm ist oder kühl ... 

und sieh selbst, wie sich dein Leben verändert. 

Spüre, wie du lebendig wirst, 
weil du in die Gegenwart einkehrst. 

Wer einmal in diese Technik der bewussten Sinneswahrnehmung eingeübt ist, 
wird mit Staunen feststellen, 

wie er sich verändert, 

zumal wenn er sich bisher häufig Sorgen um die Zukunft gemacht oder 
sich schuldig für die Vergehen der Vergangenheit gefühlt hat.

Anthony de Mello

Montag, 18. Juni 2012


GEFANGENGEHALTEN

Eine weitere Barriere oder Fettschicht sind Ihre Abhängigkeiten und Ängste. Diese Schicht ist am leichtesten zu erkennen. Breiten Sie eine dicke Decke aus Abhängigkeit und Angst (und somit Abneigung) über alles und jeden, und sofort werden Sie nichts mehr so sehen, wie es wirklich ist. Rufen Sie sich einige Menschen ins Gedächtnis, die Sie nicht mögen, vor denen Sie sich fürchten oder an denen Sie hängen, und Sie werden sehen, wie sehr dies zutrifft.
Ist Ihnen jetzt klargeworden, dass Sie in einem Gefängnis sitzen, das aus Überzeugungen und Traditionen Ihrer Gesellschaft und Kultur, aus Vorstellungen, Vorurteilen, Abhängigkeiten und Ängsten aus Ihrer Vergangenheit besteht? Mauer um Mauer umgibt Ihre Zelle, und es scheint beinahe unmöglich, daraus auszubrechen, um mit dem Reichtum des Lebens, der Liebe und der Freiheit, der hinter Ihren Gefängnismauern liegt, in Berührung zu kommen. Und doch ist diese Aufgabe durchaus nicht unmöglich, sondern sogar einfach und schön.


Von Meister Eckhart stammt das schöne Wort: „Gott lässt sich nicht dadurch erreichen, dass man seiner Seele etwas hinzufügt, sondern indem man etwas abzieht." Sie tun nichts, um frei zu sein, sondern lassen etwas. Dann sind Sie frei.

Das erinnert mich an die Geschichte von einem irischen Gefangenen, der einen Tunnel unter der Gefängnismauer ins Freie gegraben hatte, durch den er entkommen konnte. Mitten auf einem Schulhof, auf dem kleine Kinder spielten, kroch er aus dem Tunnel ans Tageslicht. Übermütig sprang er umher und rief: „Ich bin frei, ich bin frei!"
Ein kleines Mädchen schaute ihn verächtlich an und sagte: „Das ist doch gar nichts. Ich bin vier."

Anthony de Mello

Sonntag, 17. Juni 2012


Ich dachte neulich darüber nach, 
ob ich von Gott etwas nehmen oder begehren wollte.
Ich will es mir sehr wohl überlegen, 
denn, wenn ich von Gott nehmen würde, 
so wäre ich 
unter Gott wie ein Knecht und 
er im Geben wie ein Herr. 

So aber soll es mit uns nicht sein im ewigen Leben.

MEISTER ECKHART

Samstag, 16. Juni 2012


LIEBER ÄRGER

Ein Reisender gab dem Speisewagenkellner seine Bestellung auf. „Zum Nachtisch", sagte er, „möchte ich Obsttörtchen und Eis."
Der Kellner sagte, sie hätten keine Obsttörtchen. Der Mann explodierte.
„Was? Keine Törtchen? Das ist absurd. Ich bin einer der besten Kunden dieser Eisenbahnlinie. Jedes Jahr organisiere ich Reisen für Tausende von Touristen und lasse Hunderte von Tonnen Fracht mit der Bahn befördern. Und wenn ich selbst einmal mit dieser Linie reise, kann ich noch nicht einmal einfache Obsttörtchen bekommen! Ich werde das mit dem Vorstand besprechen."
Der Küchenchef rief den Kellner zu sich und sagte: „Wir können ihm diese Törtchen bei der nächsten Station besorgen."
Gleich nach dem nächsten Halt ging der Kellner noch einmal zu dem Reisenden. „Ich bin glücklich, Ihnen sagen zu können, Sir, dass unser Küchenchef diese Törtchen speziell für Sie gemacht hat. Er hofft, sie werden Ihnen schmecken. Und außerdem erlauben wir uns, Ihnen dazu diesen 75 Jahre alten Cognac anzubieten mit Empfehlungen von der Eisenbahngesellschaft."
Der Reisende warf seine Serviette auf den Tisch, ballte die Faust und schrie: „Zum Teufel mit den Törtchen! Ich möchte wütend sein!"


Wie leer wäre unser Leben,
wenn wir uns über nichts ärgern könnten!

Anthony de Mello

Freitag, 15. Juni 2012


Niemals aber irgendwelche Unruhe
oder irgendein seelisches oder körperliches Leid
zu verspüren,
das ist unmöglich in diesem Leben,
das tritt erst ein im Zustand der ewigen Ruhe.
Deshalb vermeine nicht,

dann den wahren Frieden gefunden zu haben,
wenn du keinerlei drückende Last mehr
empfindest,
und glaube nicht, dann sei alles in Ordnung,
wenn du keinen Widerstand mehr
zu spüren bekommst;
und halte nicht das für die Vollkommenheit,
wenn dir alles nach Wunsch und Willen geht.

THOMAS VON KEMPEN

Donnerstag, 14. Juni 2012


Wenn ein Meister ein Bild macht
aus Holz oder Stein,
so trägt er das Bild nicht in das Holz hinein,
sondern er schnitzt die Späne ab,
die das Bild verborgen und bedeckt hatten;
er gibt dem Holze nichts,
sondern er benimmt und gräbt ab,
was das Bild verdeckt.
Dies ist der Schatz,
der verborgen lag im Acker,
wie unser Herr im Evangelium spricht
.

MEISTER ECKHART





Also soll der Mensch
mit großem Fleiß sich selber umgraben
und in seinen Grund sehen.

JOHANNES TAULER

Mittwoch, 13. Juni 2012


Willst du dahin gelangen, alles zu verkosten
so suche in nichts Genuss.
Willst du dahin gelangen, alles zu wissen,
verlange in nichts, etwas zu wissen.
Willst du dahin gelangen, alles zu besitzen,
verlange in nichts, etwas zu besitzen;
willst du dahin gelangen, alles zu sein,
verlange in nichts, etwas zu sein.

Johannes vom Kreuz

Dienstag, 12. Juni 2012


  NICHT MEHR DIE WIRKLICHKEIT

Schauen Sie auf Ihr Leben, so werden Sie feststellen, dass es die Abhängigkeiten und Ängste sind, die darüber entscheiden, was Sie wahrnehmen und was Sie verdrängen. Wovon auch immer Sie Notiz nehmen, es beansprucht Ihre Aufmerksamkeit. Und da Sie beim Sehen auswählen, besitzen Sie ein trügerisches Bild der Menschen und Dinge um Sie herum. Je länger Sie mit diesem Zerrbild leben, desto mehr sind Sie davon überzeugt, dass es das einzige wahre Bild der Welt ist, denn Ihre Abhängigkeiten und Ängste verarbeiten auch die neu eingehenden Informationen weiterhin so, dass sie das vorhandene Bild neu bestätigen.
Auf diese Weise bilden sich Ihre Überzeugungen: feste, unveränderliche Sichtweisen einer Wirklichkeit, die aber weder fest noch unveränderlich ist, sondern immer in Bewegung und im Wandel. Dadurch ist es nicht mehr die wirkliche Welt, auf die Sie eingehen und die Sie lieben, sondern eine Welt, die in Ihrem Kopf entstanden ist. Nur wenn Sie von Ihren starren Überzeugungen ablassen, Ihre Ängste und die Abhängigkeiten aufgeben, die diese Ängste erst hervorrufen, werden Sie von der Empfindungsarmut befreit sein, die Sie so taub und blind sich selbst und der Welt gegenüber macht.


Ein Mann in der Bar wandte sich zu dem neben ihm sitzenden Fremden und sagte:
„Ich verstehe es einfach nicht. Ich brauche nur einen kleinen Drink, nur einen einzigen kleinen Drink, und schon bin ich betrunken."
„Wirklich. Nur einen?"
„Ja. Und gewöhnlich ist es der achte."

Anthony de Mello

Montag, 11. Juni 2012


 ENTSPANNT

Viele meinen, wenn sie keine Sehnsüchte hätten, wären sie wie ein Stück Holz. 

In Wirklichkeit würden sie jedoch ihre Verspanntheit verlieren. 

Befreien Sie sich von Ihrer Angst zu versagen,
von Ihrer Anspannung, Erfolg haben zu müssen,
und Sie werden bald Sie selbst sein. 

Entspannt. Sie werden dann nicht mehr mit angezogener Handbremse fahren. Genau das wird geschehen.

Es gibt einen schönen Satz von Tranxu, einem großen chinesischen Weisen, den ich mir gut gemerkt habe. Er lautet: 

„Wenn der Bogenschütze schießt,
ohne einen besonderen Preis gewinnen zu wollen,
kann er seine ganze Kunst entfalten; 
schießt er, um eine Bronzemedaille zu erringen,
fängt er an, unruhig zu werden; 
schießt er um den ersten Preis,
wird er blind, sieht zwei Ziele und
verliert die Beherrschung. 
Sein Können ist dasselbe,
aber der Preis spaltet ihn. 
Er ist ihm wichtig! 
Er denkt mehr ans Gewinnen als ans Schießen,
und der Zwang zu gewinnen
schwächt ihn."

Gilt dieses Bild nicht für die meisten Menschen?

Wenn man nicht für Erfolg lebt, verfügt man über all sein Können, besitzt man all seine Kräfte, ist man entspannt, sorgt man sich nicht, es macht einem nichts aus, ob man verliert oder gewinnt.

Anthony de Mello

Sonntag, 10. Juni 2012


Ich sage Dank für die Orange,
die sterben musste,
damit ich ein Glas Orangensaft trinken kann,
indem ich verspreche,
an diesem Tag ebenso saftig
und rund und strahlend zu sein
wie eine Apfelsine.

Matthew Fox

Samstag, 9. Juni 2012


OKAY-SEIN

Jemand sagte einmal: „Gott sei Dank gibt es die Wirklichkeit - und die Möglichkeiten ihr zu entkommen." Genau das ist es, was eigentlich geschieht...

Wie schön ist es doch, eingesperrt zu sein! Oder wie mir unlängst jemand sagte, in seinem Käfig zu sitzen. 
Sind Sie gern eingesperrt? Werden Sie gerne kontrolliert? 

Darf ich Ihnen etwas sagen? Wenn Sie sich selbst erlauben, sich gut zu fühlen, sobald man Ihnen sagt, dass Sie okay sind, schaffen Sie die Voraussetzung dafür, sich schlecht zu fühlen, sobald man Ihnen sagt, dass Sie nicht okay sind. Solange Sie dafür leben, die Erwartungen anderer zu erfüllen, achten Sie darauf, was Sie anziehen, wie Sie sich frisieren, ob Ihre Schuhe geputzt sind - kurz, ob Sie jeder lächerlichen Erwartung entsprechen wollen. 

Nennen Sie das menschlich?

Und das werden Sie entdecken, wenn Sie sich beobachten! 
Sie werden entsetzt sein! 

Der springende Punkt ist, dass Sie weder okay noch nicht okay sind. 
Sie können höchstens der momentanen Stimmung, dem Trend oder der Mode entsprechen. 
Heißt das nun, dass Sie okay geworden sind? Hängt Ihr Okay-Sein davon ab? Hängt es davon ab, wie man über Sie denkt? 

Jesus Christus muss demnach überhaupt nicht okay gewesen sein. Sie sind nicht okay', und Sie sind nicht ,nicht okay', Sie sind Sie selbst!

Ich hoffe, dass dies eine wichtige Entdeckung für Sie wird. Vergessen Sie das ganze Gerede von okay und nicht okay. Vergessen Sie alle Urteile, und beobachten Sie einfach, schauen Sie zu. Sie werden wichtige Entdeckungen machen, die Sie verändern werden.

Anthony de Mello

Freitag, 8. Juni 2012


Es war einmal ein Gasthaus, das hieß Silberstern. Der Gastwirt kam auf keinen grünen Zweig, obgleich er alles tat, Gäste zu gewinnen: Er richtete das Haus gemütlich ein, sorgte für eine freundliche Bedienung und hielt die Preise in vernünftigen Grenzen. In seiner Verzweiflung fragte er einen Weisen um Rat.

Als er die jammervolle Geschichte des anderen gehört hatte, sagte der Weise: „Es ist sehr einfach. Du musst den Namen deines Gasthauses ändern."

„Unmöglich!" sagte der Gastwirt. „Seit Generationen heißt es Silberstern und ist unter diesem Namen im ganzen Land bekannt."

„Nein", sagte der Weise bestimmt, „Du musst es nun Die fünf Glocken nennen und über dem Eingang sechs Glocken aufhängen."
„Sechs Glocken? Das ist doch absurd. Was soll das bewirken?"

„Versuch es doch einmal, und sieh selbst", sagte der Weise lächelnd.

Also machte der Gastwirt einen Versuch, und folgendes geschah: Jeder Reisende, der an dem Gasthaus vorbeikam, ging hinein, um auf den Fehler aufmerksam zu machen, jeder in dem Glauben, außer ihm habe ihn noch keiner bemerkt. Und wenn sie erst einmal in der Gaststube waren, waren sie beeindruckt von der freundlichen Bedienung und blieben da, um eine Erfrischung zu bestellen. Und das war die Chance, auf die der Wirt so lange gewartet hatte.

Nichts entzückt das eigene Ich mehr,
als die Fehler anderer korrigieren zu können.

aNTHONY dE mELLO

Donnerstag, 7. Juni 2012


Die schwersten Wege


Die schwersten Wege
werden alleine gegangen,
die Enttäuschung, der Verlust,
das Opfer
sind einsam.
Selbst der Tote der jedem Ruf antwortet
und sich keiner Bitte versagt
steht uns nicht bei
und sieht zu
ob wir es vermögen.
Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken
ohne uns zu erreichen
sind wie die Äste der Bäume im Winter.
Alle Vögel schweigen.
Man hört nur den eigenen Schritt
und den Schritt den der Fuß
noch nicht gegangen ist aber gehen wird.
Stehen bleiben und sich Umdrehn
hilft nicht. Es muss
gegangen sein.

Nimm eine Kerze in die Hand
wie in den Katakomben,
das kleine Licht atmet kaum.
Und doch, wenn du lange gegangen bist,
bleibt das Wunder nicht aus,
weil das Wunder immer geschieht,
und weil wir ohne die Gnade
nicht leben können:
die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,
du bläst sie lächelnd aus
wenn du in die Sonne trittst
und unter den blühenden Gärten
die Stadt vor dir liegt,
und in deinem Hause
dir der Tisch weiß gedeckt ist.
Und die verlierbaren Lebenden
und die unverlierbaren Toten
dir das Brot brechen und den Wein reichen –
und du ihre Stimmen wieder hörst
ganz nahe
bei deinem Herzen

Hilde Domin

Mittwoch, 6. Juni 2012


HOLY MOTHER Lyrics



Holy Mother, where are you?
Tonight I feel broken in two.
I've seen the stars fall from the sky.
Holy mother, can't keep from crying.

Oh I need your help this time,

Get me through this lonely night.
Tell me please which way to turn
To find myself again.

Holy mother, hear my prayer,

Somehow I know you're still there.
Send me please some peace of mind;
Take away this pain.

I can't wait, I can't wait, I can't wait any longer.

I can't wait, I can't wait, I can't wait for you.

Holy mother, hear my cry,

I've cursed your name a thousand times.
I've felt the anger running through my soul;
All I need is a hand to hold.

Oh I feel the end has come,

No longer my legs will run.
You know I would rather be
In your arms tonight.

When my hands no longer play,

My voice is still, I fade away.
Holy mother, then I'll be
Lying in, safe within your arms.
 

by Eric Clapton and Stephen Bishop

Dienstag, 5. Juni 2012



Eine besondere Stille

Lausche auf das in dir,
was sich nicht festlegen lässt
und das wie ein tiefer See auf dich wartet.
Es ist dein Wesen
Das sich in Stille einen neuen Namen sucht.

Es gibt einen Flecken Erde,
der auf deinen Fußabdruck wartet.
Auch wenn deine Füße sich fürchten,
lädt er dich ein.
Übersehe ihn nicht, weil er klein ist.

Der Gletscher,
auf dem du stehst, schmilzt.
Darunter liegen die Samen
Einer zehntausend Jahre alten Wiese:
Akelai, Eisenhut, Enzian, Sommertau.

Ulrich Schaffer

Montag, 4. Juni 2012


Hast du alles probiert?
Hast du alles versucht?
Hast du alles getan?
Wenn nicht, fang an!
Hast du wirklich gelebt?
Hat deine Welt sich wirklich gedreht?
Hast du alles getan?
Wenn nicht, fang an!
Was willst du sagen?
Wen willst du fragen?
Was willst du erleben
und was willst du geben?
Wer gibt dir den Frieden
und was ist liegengeblieben?
Ich kann deinen Herzschlag hören
Keiner wird dich zerstören
Du bist am Leben
Weil dein Herz noch Feuer fängt
Weil dein Herz die Liebe kennt
Du bist am Leben
An was willst du glauben
oder glaubst du an dich?
Wie oft wirst du betrogen?
Wie oft belügst du dich?
Wie viele Türen wirst du öffnen?
Welches Schloss knackst du nie?
Wie oft kannst du widerstehen
und wann gehst du in die Knie?
Warum wirst du weinen
und wie oft bleibst du stumm?
Und für wen wirst du beten,
weißt du wirklich warum?
Und bei wem wirst du schlafen
und vor wem rennst du weg?
Du bist am Leben!
Und hast du dich verlaufen,
ich bin da, bring dich nach haus'
Ich kann deinen Herzschlag hören
Keiner wird dich zerstören
Du bist am Leben!
Wir sind am Leben!
Ich kann deinen Herzschlag hören
Keiner wird uns zerstören
Wir sind am Leben
Wir sind am Leben
Weil unser Herz Feuer fängt
Weil unser Herz Liebe kennt
Wir sind am Leben!
Wir sind am Leben!

Lied von Rosenstolz

Sonntag, 3. Juni 2012


Unsere eigentlicher Beitrag zum Leben ist
dass wir uns treu bleiben
und nicht die Wertmaßstäbe der anderen leben.

Ulrich Schaffer

Samstag, 2. Juni 2012


Wer andern nie ein Feuer macht



Wer andern nie ein Feuer macht,
wer denen, die am Abgrund stehn
und angstvoll in die Tiefe sehn,
nicht etwas Hoffnung bringt,
wer nur schale Lieder singt,
wer meint, die einzig wahre Masche
sei Geld in seine eigne Tasche,
 wer andern nie ein Feuer macht
draußen in der Welt,
der ist nicht zu beneiden,
um den ist's schlecht bestellt.
Wer andern nie ein Feuer macht,
wer denen, die am Ende sind,
denen das Leben in den Ausguß rinnt,
nicht mal die Wogen glättet
und die Scharniere fettet
von rostig starr verschloss'nen Türen,
die in ein bess'res Morgen führen,
wer dem andern nie ein Feuer macht,
sich nie für ihn verbrennt,
der hat jede Nacht verplempert
und jeden Tag verpennt.
 

Wer andern nie ein Lager macht,
wer ewig fragt: »Was bringt das ein?«,
der wird, wenn seine Stunde schlägt,
unter den Geschlagnen sein.
Wer andern nie ein Feuer macht,
wer nur zu Gott um Hilfe fleht,
wenn's um eigene Belange geht,
wer frißt aus fremden Futterkrippen
mit starken Worten auf den Lippen,
wer Phrasen drischt am Rednerpult
für den eigenen Personenkult,
wer andern nie ein Feuer macht,
das warm im Dunkel brennt,
 wird keine Ruhe finden,
weil er das Licht nicht kennt.
Wer andern nie ein Feuer macht,
wird an der andern Feuerschein
irgendwann in einer kalten Nacht
einsam erfroren sein.

Peter Horton

Freitag, 1. Juni 2012


Gott 
ist 

ein Gott der Gegenwart: 

wie er dich findet,
so nimmt er dich,
und so darfst du hinzutreten. 

Er fragt nicht, 
was du gewesen,
sondern 
was du jetzt bist. 

Und allen Schaden, 
der aus der Sünde kam,
will er sich gern gefallen lassen,
nur 
damit ein Mensch danach
zur tieferen Erkenntnis 
seiner Liebe kommt,
damit 
seine Liebe und Dankbarkeit
umso ernster,
sein Eifer 
umso brennender wird.

MEISTER ECKHART