Donnerstag, 26. Juli 2018





Hart und mühsam ist es, wenn ein Mensch sich selbst nicht begreift 
und niemand findet, der ihn versteht. Es kann geschehen, daß Gott
ihn auf den Weg dunkler Schau und Trockenheit führt, er aber glaubt sich verloren. 
Da er innerlich voll Dunkelheit und Schwierigkeiten, Widerwillen und Versuchungen ist, 
kommt jemand wie die Tröster des Hiob und sagt, dies sei Melancholie, Schwermut oder Anlage; 
vielleicht sei Bosheit daran schuld, daß Gott ihn verlassen habe. 
Daraus schließen andere, dieser Mensch müsse sehr böse gewesen sein, da ihm solches zustoße.

Johannes vom Kreuz


Einen neuen Weg
zu gehen,
ist schwer.
Wir lieben das Vertraute.
Der neue Weg
ist ungebahnt,
woher sollen wir
Kraft nehmen,
ihn zu beschreiten?
Gewohntes hat uns verlassen,
das Neue ist ungewiß.
Gott entgleitet uns.
Wir zweifeln:
Vielleicht gibt es ihn nicht.
Die Welt um uns
zweifelt mit,
denn keiner wird
vom Gehen des neuen Weges
verschont.
Halten wir deshalb einander
so leicht für böse?
Christen die Kommunisten,
Kommunisten die Kapitalisten,
die Reichen die Armen,
der Nachbar den Nachbarn?
Sollten wir nicht fragen,
wer sich
hinter dem Dunkel
verbirgt?


Waltraud Herbstrith

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