Donnerstag, 21. Mai 2015

Ansichten eines Pilgers 21.05.2015 Poggio Bustone - Rieti

Heute morgen war's etwas frischer als die letzten Tage, doch die Sonne schien schon kräftig und am blauen Himmel tummelten sich schon weiße Wolkenschiffe, die von einem kühlen Wind durcheinander gewirbelt wurden. An Steigungen gab es heute nichts bemerkenswertes, außer bei Cantalice.
Doch bevor ich dahin kam ging der Weg sacht am Hang entlang mit wunderschönem Blick auf die Rieti-Ebene und einem grandiosen Rück-Blick auf Poggio Bustone.
Unglaublich, wie sich dieser Orte an den Berg 'klammert' fast wie Schwalbennester sehen die aus - grandios.
Ja und der einzige nennenswerte Anstieg war dann nach Cantalice.
Doch zuvor hatte ich noch ein Dejevour (hoppla ob das wirklich so geschrieben wird - GsD kann ich kein Französisch und nehme es mit den Fremdwörter nicht immer so genau) denn als ich auf einer Pilgerreise mit meiner Frau Elisabeth unterwegs war hat uns einen ganzen Tag lang ein junger Hund begleitet und ich war nahe daran die Pilgerfahrt aufzugeben und den Hund zu adoptieren. In einem kleinen Weiler tauchte plötzlich ein Hund auf ... und er begleitete mich ganz ruhig und aus warmen braunen Augen anschauend. Ganz treu und brav lief er hinter mir her. Mir war noch gut im Gedächtnis, wie schwer es dann war den anderen Hund wieder an seinen Besitzer zurück zuvermitteln, also versuchte ich ihn zu verscheuchen. Doch er schaute mich die nur aus seinen treuen Augen an ... wenn ich dann versuchte rabiater zu werden wich er einfach vom Weg ab ... und wsr dann gleich wieder hinter mir. Ich hatte echte Sorge wie es mit dem schönen Tier und mir weitergehen würde. Doch kurz vor Cantalice war er plötzlich verschwunden ... aufatmen ... doch dann kam er wieder aus der nächsten Straßenecke hervorgeschosssen. 'Der kennt sich hier aber aus' ging es mir noch durch den Kopf - ein kurzer Blick von ihm und dann hab ich ihn nicht mehr gesehen. Ich denke, daß er diesen Weg kennt und wieder gut nach Hause zurückgekommen ist. Ein wenig traurig ging ich dann schon alleine weiter.
Der Weg hinauf in den Ort brachte mich dann wieder etwas aus der Puste und auf andere Gedanken. Denn der ursprüngliche Siedlungskern besteht nur aus Stufen und Treppen und steilen und Anstiegen ... und das sind auch noch im Zeitalter des Automobils mehr oder minder bewohnte Ortschaften, auch wenn an so manchem Haus ein Schild hängt, daß es zuverkaufen sei - die Schilder sind dann teilweise auch schon etwas älter.
Heute war der zweite Tag von Theresas Prüfung, sodaß vor allem am Vormittag meine Gedanken besonders bei ihr waren.

Auf dem Weg war dann auch noch die Einsiedelei La Foresta,in der Franziskus gewohnt haben soll, als er in Rieti an einem Augenleiden behandelt wurde (doch die Experten sind sich da heute nicht mehr so sicher). Sicher war allerdings, daß ich eine viertel Stunde zu spät kam, um die Einsiedelei zu besuchen. Aber davor ist eine wunderbare Szene dargestellt: Franziskus singt, ein Mitbruder spielt Gitarre, einige freuen sich, einer staund und einer bekommt das nicht so recht mit, da er im Gebet versunken ist. Hat mir sehr gut gefallen - fast wie im richtigen Leben!

Mein heutiges Ziel war dann Rieti, das ich im Grunde seit gestern immer wieder vor mir liegen sah.
Als ich dann durch die Stadt lief, ging mir durch den Kopf: es gibt Städte, die mir sofort zusagen und gefallen ... Rieti und gehört eindeutig
                          nicht dazu ...
Es fiel mir schwer zu darin etwas besonderes, schönes zu finden (bin sehr gespannt, was meine Fotos dazu sagen). Vielleicht hing es aber auch damit zusammen, daß um den Dom eine sehr große Baustelle war, der selbst Franziskus weichen mußte. Denn im Pilgerführer war groß angekündigt worden, daß eine Franziskusstatue uns begrüßen würde - doch die stand in der Ecke der Baustelle.
Ansonsten sind es nur noch wenig mehr als 100 km bis nach Rom und irgendwie beginnt nun der Countdown (endlich ein Fremdwort von dem ich weiß wie es geschrieben wird) an Kilometern, an Tagen ...
Anders als im Santiago war ich ja in meiner Jugend und jungen Erwachsenenzeit schon oft in Rom und ich grübele wann es zu Letzt gewesen war ... ich weiß nur, daß es auf der Rückfahrt heftigst geregnet und dann in der Schweiz und selbst in Deutschland stark geschneit hatte. Ein Freund, der mich vom Bus abholen wollte mußte lange warten, da der Bus eine große Verspätung hatte. In der Arbeit hatte ich verständnisvolle Kollegen, die meinen Unterricht übernahmen.
Solche Herausforderungen wird es diesmal nicht geben.
Und doch ein schönes Erlebnis wie es nur der Camino schreiben kann (oder natürlich auch das Leben wie es halt so ist): die letzte Überarbeitung des vor Rom sollte einfach nur teuer sein ... selbst 28 km von Rom entfernt sind die Preise eben schon römische. Selbst des allgegenwärtige Internet konnte keine Hilfe anbieten ... ABER wofür gibt es den WEG oder Mitpilger, die mir geschenkt und geschickt wurden.  Simone, ein italienischer Mitpilger ist mir schon etwas voraus. Wie weit wußte ich nicht, aber ich wußte, daß er eigentlich nicht weit voraus reserviert ... aber mein Pilger-Ich meinte, daß eine Anfrage per SMS doch nichts schaden könne und die Beziehung pflegen würde ... manchmal ist es schon sehr gut solch einen Ratgeber zu haben und noch besser auch auf ihn zu hören.
Denn vor Kurzem kam die Antwort, daß es dort eine Herberge der Pfarrei gäbe. Das Sahnehäubchen ist für mich, daß der Pfarrer ein Argentinier ist.  Unbelievable.
Geschichten wie aus dem richtigen Leben oder wie es nur der WEG schreibt! !!

2 Kommentare:

  1. DANKE mein aller aller bester Papa auf der ganzen Welt! Die Prüfungen sind geschafft und ich freu mich sehr sehr auf unser Wiedersehn! Ich hab dich lieb

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  2. Hallo Bernd es ist schön dich auf deinem Weg zubegleiten, ich freue mich an deinen Reiseberichten. Wünsche dir ein frohes Pfingstfest. LG

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