Mittwoch, 4. September 2019

04092019 Hinfahrt nach Irun zu den fünf Caminos


Noch nie hatte ich so wenig Zug zum Aufbruch, zum Losziehen auf den Pilgerweg ... lag es an der plötzlichen Entscheidung doch loszuziehen, auch und gerade weil das Haus noch nicht verkauft ist. Und dann mehr oder minder ins Ungewisse, ins Blaue. So geringe Vorbereitung und mangelndes Auskundschaffen gab es noch nie!
Und dann der erste der fünf Caminos,der Camino Vasco Interior, kaum bekannt durch das wunderbare Baskenland- und so widersprüchliche Angaben - der Führer, der mich gelockt hat, scheint im Bezug auf die Etappeneinteilung und Beschreibung der Übernachtungsmöglichkeiten katastrophal zu sein ... ABER es gibt ja nun das Internet ..
Nett war, daß es mich heute schonmal zu der neuen Pilgerherberge in Irun geführt hat . War die alte einfach eine Wohnung mit drei Zimmern, die mit Stockbetten vollgestopft war (dort hab ich mein bisher einziges Schnarchduett gehört) und einer auch Nachts frequentierten Straße lag ; so ist die neue um vieles geräumiger und liegt dafür quasi in einem Verkehrskreisel.
Wie lautet eine gute Pilgerregel: Ein Pilger stellt keine Forderungen, er nimmt freudig, was er angeboten bekommt.
Na dann bin ich gespannt, wo es heute Nacht lauter ist: im Zimmer oder auf der Straße.
Zurück zum Netz ... da steht auch so Manches drinn - blöd, daß ich solches verstärkt auf der Herfahrt gefundenen habe und halt mehr sortieren konnte.
Mit den Pilgern konnte ich mich noch gar nicht so recht anfreunden ... muß ich mich erst wieder annähern, die letzten Jahre war ich mehrheitlich alleine unterwegs (Tschechien, Ostbayern, Via Baltca und in Italien mit einer Gruppe, also bekannt und überschaubar). Na ja ab morgen bis nächste Woche auf dem Hauptweg bin ich wohl wiedermal alleine unterwegs mit dem Führer, der sich mein Vertrauen noch verdienen muss und dem Netz, für das das gleiche gilt.
Und dann war da noch das Erlebnis in der Metro, wo mich ein ja Neger beim Einsteigen nicht in die Metro lassen wolle und dann sein ja Negerkumpan ganz vorsichtig in die Gesäßtasche griff mit dem Ansinnen meinen Geldbeutel daraus zu entfernen. Und da habe ich kein Verständnis für die eventuelle schlimme Kindheit. Gott sei Dank habe ich mich nicht total von dem ersten Springer ablenken lassen. Vielleicht gibt es ja noch verschiedene Welten und Kulturen.
Danke für den Schutz ... den Griff nach meiner Tasche kann ich immer noch fühlen und die Szene geht mir immer noch nach.

Und dann fiel mir der Gedankengang ins Auge, der mich noch tiefer beeindruckt hat und gangweise mit mir geht.

Wohl dem und der die mit dem Lesen durchzuhalten hat (in der Romantik soll es einen deutschen Dichter gegeben haben, der die erste ein- oder zweihundert oder noch mehr Seiten nur Unsinn geschrieben hatte, weil er der Meinung war, daß seine Leser auch das ertragen müssten, um in die Wohltat seiner Geschichten zu kommen. )

Lauschen und Aufbrechen zu Neuem

Vielleicht geht dir
in der Mitte der Nacht ein Licht auf vielleicht ahnst du plötzlich
dass Friede auf Erden denkbar ist
vielleicht erfährst du schmerzhaft
dass du altes zurücklassen musst
vielleicht spürst du
dass sich etwas verändern wird
vielleicht wirst du aufgefordert
aufzustehen und aufzubrechen
schweige und höre
sammle Kräfte und brich auf
damit du den Ort findest
wo neues Leben möglich ist.

Max Feigenwinter

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